Berechnungen für Delta-Variante Herdenimmunität, wenn 90 Prozent geimpft sind
13.11.2021, 17:06 Uhr
Die Stadt Köln wirbt auf Plakattafeln für ihr Impfangebot.
(Foto: imago images/Future Image)
Die Delta-Variante von Sars-CoV-2 ist nicht nur besonders aggressiv, sie schränkt auch die Schutzwirkung der Covid-19-Impfstoffe ein. Forscher berechnen auf dieser Grundlage, wie Deutschland dennoch zur Herdenimmunität kommen könnte.
Erst wenn die Impfquote bei 90 Prozent liegt, wird in Deutschland die sogenannte Herdenimmunität erreicht. Das haben Epidemiologen der Universität Tübingen berechnet. Erst dann könne man, auch wenn alle Kontakteinschränkungen aufgehoben würden, die Ausbreitung der grassierenden Delta-Variante stoppen, schreiben die Forscher in einer Mitteilung.
Mit Herdenimmunität ist der Zustand einer Population gemeint, in der sich Krankheitserreger wegen der Immunität durch Impfung oder einer überstandenen Infektion nicht weiter ausbreiten können. Ist dieser Zustand erreicht, dann treten Infektionen nur noch sehr vereinzelt auf und auch Ungeimpfte sind dann weitestgehend geschützt.
Impfstoffe wirken bei Delta weniger
Die Forscher um Professor Martin Eichner vom Institut für Klinische Epidemiologie und angewandte Biometrie an der Universität Tübingen gehen nach ihrer Literaturstudie davon aus, dass die Impfstoffwirksamkeit aller vier in der EU zugelassenen Covid-19-Impfstoffe gegen die Delta-Variante abgenommen hat.
Demnach sei die Wirksamkeit bei dem Impfstoff von Biontech/Pfizer auf 54-80 Prozent gefallen, beim Vakzin von Moderna kam es zu einem Rückgang auf 51-87 Prozent und Astrazeneca erzielt den Studien zufolge nur 67 Prozent. Für den Impfstoff von Johnson & Johnson gaben die Forscher keine Zahlen an. Doch die Wirksamkeit des Einmalimpfstoffes hatte schon vor der Delta-Variante bei rund 60 Prozent gelegen.
Zudem gehen die Forscher um Eichner davon aus, dass die Delta-Variante von Sars-CoV-2 hierzulande vor allem von ungeimpften Personen weitergegeben wird. "Von der nichtgeimpften Minderheit gehen etwa 64 bis 78 Prozent aller Infektionen aus", schreiben die Forscher in der Mitteilung.
Berechnungen mit verschiedenen Ausgangswerten
Auf der Grundlage dieser Ergebnisse wurden nun verschiedene Szenarien modelliert: Den Berechnungen liegen drei Wirksamkeitswerte, 60, 70 und 80 Prozent, also ein pessimistischer, ein mittlerer und ein optimistischer Wert zugrunde. So kommen die Forscher auf aussagekräftige Ergebnisse. Läge der Wirksamkeitswert nur bei 60 Prozent, würde die Herdenimmunität erst eintreffen, wenn die gesamte Bevölkerung in Deutschland geimpft wäre. Unter der optimistischen Annahme der 80-prozentigen Wirksamkeit müssten 86,9 Prozent der gesamten Bevölkerung geimpft sein, damit sich die Delta-Variante in einer Bevölkerung, in der 15 Prozent von einer Infektion genesen sind, nicht weiter ausbreiten könnte, selbst wenn alle Kontakteinschränkungen aufgehoben würden. Bei der mittleren Impfwirksamkeit müssten 93,3 Prozent der Bevölkerung geimpft sein, um eine Herdenimmunität zu erreichen.
Wenn dagegen nur 70 bis 80 Prozent der Bevölkerung geimpft seien, so wie es derzeit der Fall ist, könne eine Herdenimmunität in Deutschland nur erreicht werden, wenn die Sieben-Tage-Inzidenzen zwischen 400 und 800 pro 100.000 liege. Doch diese werden in vielen Regionen schon überschritten. Die Untersuchung hatte das baden-württembergische Gesundheitsministerium in Auftrag gegeben.
Quelle: ntv.de, jaz