Mit einem Brett vorm Kopf Hypnose hindert Reizweiterverarbeitung
11.07.2017, 09:58 Uhr
Auch ein suggeriertes Brett vor den Augen kann die Wahrnehmung stören.
(Foto: imago/Westend61)
Was lange Zeit als Hokuspokus galt, ist zu einer anerkannten Therapiemethode geworden: Hypnose. Nun wollen Wissenschaftler wissen, wie diese funktioniert und suggerieren ihren Testpersonen das sprichwörtliche Brett vorm Kopf.
Sie kann Schlafstörungen lindern, Zahnarztbehandlungen schmerzfrei machen oder bei der Rauchentwöhnung helfen. An der Wirksamkeit von Hypnose wird heutzutage nicht mehr gezweifelt. Wie Hypnose funktioniert, ist dagegen weitgehend unerforscht. Wissenschaftler der Friedrich-Schiller-Universität Jena haben untersucht, wie diese Art der Trance die visuelle Wahrnehmung im Gehirn beeinflusst.
Dafür teilten sie zunächst insgesamt 60 Probanden in drei verschiedene Gruppen ein: In Personen, die sehr suggestibel, also sehr empfänglich für Hypnose sind und zwei Gruppen mit Personen, bei denen diese Fähigkeit eher mittelmäßig oder sogar wenig ausgeprägt ist. Alle Studienteilnehmer sollten auf einen Bildschirm schauen, auf dem verschiedene Symbole, vor allem Dreiecke, gezeigt wurden. Die Testpersonen bekamen zudem die Aufgabe, ein bestimmtes Symbol - die selteneren Quadrate - zu zählen, sich also darauf besonders zu konzentrieren.
Danach wurden alle Testpersonen hypnotisiert. Ihnen wurde suggeriert, sich ein Brett vor ihren Augen vorzustellen. Nun sollten die Studienteilnehmer erneut die Quadrate auf dem Bildschirm zählen. Die Forscher stellten fest, dass das sprichwörtliche "Brett vorm Kopf", also die suggerierte Sichtbehinderung, dazu führte, dass wesentlich weniger Quadrate gezählt wurden - und zwar in allen Gruppen. Wurden zuvor mehr als 90 Prozent aller Quadrate gezählt, waren es in der Gruppe der nur schwach auf Hypnose ansprechenden Personen unter 80 Prozent, bei den gut hypnotisierbaren Personen sogar unter 50 Prozent.
Abschwächung der Hirnaktivität
Um herauszufinden, wie dieser Effekt zustande kommt, maßen die Forscher während der Untersuchung die Hirnströme der Probanden mit einem Elektroenzephalographen (EEG) und stellten fest, dass die Wahrnehmung der Symbole an sich durch die Hypnose nicht beeinträchtigt wird, die weitere Verarbeitung der Wahrnehmung dagegen schon. Die Forscher sahen, dass die dafür typischen Wellen unter Hypnose deutlich abgeschwächt waren. Zudem stellten sie einen Zusammenhang zwischen der Abschwächung und der Anzahl der gezählten Symbole fest. Je abgeschwächter die Wellen waren, umso weniger Symbole zählten die Studienteilnehmer.
In weiteren Untersuchungen wollen die Forscher nun herausfinden, wie akustische Reize und Schmerz durch Hypnose beeinflusst werden. Ihr Ergebnisse veröffentlichten die Forscher im Fachmagazin "Scientific Reports".
Quelle: ntv.de, jaz