Bessere Kalorienverbrennung Im Winter gezeugte Menschen laut Studie schlanker
09.04.2025, 12:13 Uhr Artikel anhören
Möglicherweise ist es eine durch Kälte ausgelöste Veränderung in den Spermien, welche die Gesundheit von Kindern prägt, schreiben die Forscher.
(Foto: picture alliance / Zoonar)
Ein Forscherteam aus Japan findet heraus: Wurde ein Mensch in der kalten Jahreszeit gezeugt, ist er später im Leben seltener übergewichtig. Die Studie zeigt, dass diese Menschen mehr sogenanntes braunes Fett im Körper besitzen, das Kalorien verbrennt.
Braunes Fett ist im Körper etwas Besonderes: Anders als weißes Fett speichert es keine Energie, sondern hilft dabei, Kalorien aus der Nahrung in Wärme umzuwandeln. Besonders in kalten Jahreszeiten wird dieser Mechanismus wichtig. Eine aktuelle Studie aus Japan legt nun nahe: Ob wir als Erwachsene viel oder wenig braunes Fett (BAT) haben, könnte sich schon vor unserer Zeugung entscheiden - abhängig von der Außentemperatur.
Ein Forschungsteam um Takeshi Yoneshiro findet nun heraus, dass Menschen, die in der kalten Jahreszeit gezeugt wurden, besitzen im Erwachsenenalter signifikant mehr aktives braunes Fett. Das wiederum wirkt sich direkt auf den Energieverbrauch aus: Der sogenannte adaptive Energieverbrauch - also die Fähigkeit des Körpers, bei Kälte oder nach dem Essen zusätzlich Kalorien zu verbrennen - war bei diesen Personen deutlich erhöht. Auch der Body-Mass-Index (BMI), das Bauchfett und der Taillenumfang waren im Schnitt niedriger.
Tag-Nacht-Unterschiede entscheidend
"Eine Empfängnis während der kalten Jahreszeit schützt durch die Aktivierung der BAT bei den Nachkommen vor einer altersbedingten Zunahme des Body-Mass-Index", schreiben die Autoren in der Studie, die in der Fachzeitschrift "Nature Metabolism" erschienen ist. Die entscheidende Rolle spiele dabei die Temperatur während der Zeugung.
Besonders relevant scheint aber nicht nur die Kälte an sich zu sein, sondern vor allem die Tag-Nacht-Temperaturunterschiede. Je stärker die Schwankungen - also etwa kalte Nächte und milde Tage - desto aktiver war das braune Fett im späteren Leben der untersuchten Personen, heißt es in der Studie. Die Forscher konnten diesen Effekt über mehrere Messmethoden und fünf unabhängige Personengruppen hinweg nachweisen.
Veränderung in den Spermien?
Das bedeutet: Die Umweltbedingungen, denen Eltern vor der Empfängnis ausgesetzt sind, könnten laut der Studie über molekulare Mechanismen die Gesundheit ihrer Kinder prägen. Denkbar sind laut den Forschern Veränderungen in den Spermien, wie sie in Tierversuchen bereits beobachtet wurden. Bei Tests an Mäusen wurde festgestellt, dass die Neigung zum schlank machenden braunen Fett von den Vätern stammt.
Die Autoren formulieren auf Grundlage ihrer Ergebnisse sogar ein neues Konzept: "Pre-fertilization Origins of Health and Disease", also der Ursprung von Gesundheit und Krankheit schon in der Phase vor der Befruchtung. Es erweitert die Theorie, dass sich Gesundheit schon im Mutterleib entscheidet.
Die Forschenden sehen auch mögliche Verbindungen zum Klimawandel: Sie warnen davor, dass steigende Temperaturen und milde Winter unseren Stoffwechsel langfristig verändern könnten - und zwar über Generationen hinweg. Weniger Kälte zur Zeugungszeit könnte zu einer geringeren natürlichen Fettverbrennung führen - und damit zu höherem Risiko für Übergewicht und Stoffwechselerkrankungen.
Quelle: ntv.de, kst