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"Fatale Folgen für die Natur" Klimawandel lockt Schmetterlinge früher nach draußen

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Auch der Aurorafalter ist deutlich früher unterwegs als vor einigen Jahren.

Auch der Aurorafalter ist deutlich früher unterwegs als vor einigen Jahren.

(Foto: picture alliance / Shotshop)

Schmetterlinge flattern aufgrund des Klimawandels deutlich früher und auch länger im Jahr umher als noch vor einigen Jahrzehnten. Mittlerweile sind einige Arten beinahe ganzjährig unterwegs. Das ist hübsch anzusehen - für das Gleichgewicht der Natur jedoch verheerend.

Als Folge des globalen Klimawandels sind viele Schmetterlingsarten Mitteleuropas schon deutlich früher im Jahr unterwegs. Die Tiere flattern zum Teil schon zwei oder sogar drei Wochen eher durch die Landschaft als noch vor einigen Jahrzehnten, schreiben Forschende aus Österreich, Polen und Deutschland im Fachblatt "Global Change Biology". Bei vielen Arten gebe es zudem mehr Generationen pro Jahr. Die Forscher hatten rund 250.000 Sichtungen aus den vergangenen 120 Jahren im österreichischen Bundesland Salzburg ausgewertet. Die Beobachtungen beziehen sich also auf eine relativ alpine Region.

"Der Frühling beginnt bei uns mittlerweile deutlich früher, die Vegetationsperiode endet dagegen später im Jahr. Das hat massive Auswirkungen auf die europäische Fauna und Flora", sagt Co-Autor Thomas Schmitt vom Senckenberg Deutsches Entomologisches Institut in Müncheberg. Im Schnitt habe sich das erste Erscheinen der Schmetterlinge im Frühjahr seit 1990 um drei Tage pro Jahrzehnt nach vorn verschoben, heißt es in der Studie.

Die Auswertungen zeigen, dass typische Frühlingstagfalter wie Aurorafalter (Anthocharis cardamines) oder Kleiner Kohlweißling (Pieris rapae) früher im Jahr herumschwirren. Auch Arten, die als erwachsene Tiere überwintern, wie das Tagpfauenauge (Aglais io) oder der Zitronenfalter (Gonepteryx rhamni) sind demnach eher unterwegs. Die Sommer seien heißer und trockener geworden, die Winter nass und mild. "Diese Veränderungen sind vor allem in den höheren Alpenregionen zu beobachten, wo die jährlichen Niederschlagsmengen und Temperaturen seit den 1980er-Jahren deutlich gestiegen sind", schreiben die Forscher. Das führe dazu, dass sich die Pflanzenblätter im Frühjahr eher entfalten. Zudem verlängere sich die Vegetationsperiode im Herbst.

Einige Falter fast ganzjährig unterwegs

Bei der Datenanalyse stellten die Forscher fest, dass es nicht nur mehr Beobachtungen früher im Jahr gibt, sondern dass viele Arten auch im Spätsommer und Herbst länger unterwegs sind. "Viele Arten können deshalb heute deutlich länger im Jahr angetroffen werden als noch vor einigen Jahren. Vor allem die Ausbildung zusätzlicher Generationen verlängert die Gesamtzeit, in welcher man diese Arten im Jahr beobachten kann", sagt Schmitt.

Inzwischen seien einige Arten fast ganzjährig unterwegs. Das mag für Beobachter hübsch anzusehen sein, für das Gleichgewicht in der Natur kann es fatale Folgen haben: "Wechselwirkungen zwischen verschiedenen Spezies - wie beispielsweise zwischen Falter und deren Futterpflanzen - haben sich über Jahrtausende etabliert und optimiert. Ein so rascher Wandel könnte zu Entkopplungen dieser Interaktionen führen - vor allem zwischen Tieren und Pflanzen", sagt Schmitt. Zu den ökologischen Folgen gebe es bislang aber noch wenig tragfähige Erkenntnisse, schreiben die Forscher.

Quelle: ntv.de, lno/jwu/dpa

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