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Naturheilkunde in Kliniken? Mit Blutegel und Fasten Schmerzen lindern

Bei einer Kniearthrose lindern Blutegel die Schmerzen der Patienten.

Bei einer Kniearthrose lindern Blutegel die Schmerzen der Patienten.

(Foto: picture-alliance/ dpa)

Blutegel, Heilpflanzen oder auch Fasten - das alles gehört zur breiten Palette der modernen Naturheilkunde. Früher wurde sie meist nur skeptisch beäugt. Warum Kräuter, Yoga und Co heute aber durchaus eine Chance für die Schulmedizin sein könnten, erklärt ein Arzt im Gespräch mit ntv.

Lange Zeit wurde die Naturheilkunde skeptisch beäugt und manchmal sogar belächelt - oft auch von Ärzten. Doch wissenschaftliche Studien belegen inzwischen ihre Wirksamkeit und genau das ist eine Chance für die Schulmedizin. Die Zahl der Menschen mit chronischen Erkrankungen steigt, mit ihnen die Kosten für Therapien, viele Medikamente haben Nebenwirkungen. Hier könnten moderne Naturheilverfahren die Schulmedizin sinnvoll ergänzen.

Andreas Michalsen ist überzeugt, dass eine Kombination aus Schulmedizin und Naturheilkunde "das Beste aus beiden Welten zusammenbringt". Michalsen ist Professor für Klinische Naturheilkunde der Charité Berlin und Chefarzt der Abteilung Innere Medizin und Naturheilkunde am Immanuel Krankenhaus Berlin. Er und sein Team behandeln jedes Jahr etwa zehntausend Patienten erfolgreich mit der Heilkraft der Natur. Bei Diabetes helfe beispielsweise Heilfasten, bei Kniearthrose linderten Blutegel die Schmerzen über viele Monate und bei Rückenschmerzen sei Yoga der beste Tipp, erklärt der Mediziner im Gespräch mit ntv.

Besser schlafen mit Melissentee und Safran

Gerade während der Corona-Pandemie sind viele Menschen angespannt und ängstlich. Auch da könne Naturheilkunde helfen. Michalsen empfiehlt, eine Form des Fastens auszuprobieren, entweder ein 5-tägiges Heilfasten oder Intervallfasten, eventuell mit ärztlicher Begleitung. Aber auch genügend Schlaf sei für die Gesundheit enorm wichtig. Ein heißes Fußbad am Abend wirke ebenso schlaffördernd wie eine Tasse Melissentee oder ein Extrakt aus Safran oder Winterkirsche, so Michalsen.

Naturheilkunde liege im Trend und viele Patienten fragten verstärkt danach, erzählt Michalsen. Er behandelt vor allem Menschen, die schon lange unter chronischen Erkrankungen leiden. Diese Patienten kommen vor allem mit Stoffwechselerkrankungen (Diabetes, Bluthochdruck oder Herzerkrankungen) zu ihm oder mit Schmerz- und Entzündungserkrankungen wie Arthrose, Migräne, Rheuma oder Rücken- und Nackenschmerzen. Dabei hat er immer den Patienten ganz individuell im Blick. Dank seiner langjährigen Erfahrung sieht er, welche Kombination von Therapien bei welchem Menschen am besten wirkt und hat damit sehr gute Erfolge.

Die fünf Säulen der Naturheilkunde

Im Gegensatz zur Schulmedizin setzt die Naturheilkunde an verschiedenen Punkten an:

  • Ernährung (vor allem Fasten)
  • Bewegung (Physiotherapie oder Yoga)
  • Heilpflanzen
  • physikalische Reize (Kältekammer, Kneippgüsse, Bäder, Wärme)
  • Psyche (Stressreduktion)

"Wir versuchen die Menschen mit natürlichen Verfahren sanft in Richtung Gesundheit zu drängen", so Michalsen. Er wünscht sich vor allem, dass die Naturheilkunde in die Schulmedizin integriert wird. Wichtig ist ihm dabei, dass sie wissenschaftlich geprüft und auch in Studien begleitet wird. Er arbeitet etwa eng mit Orthopäden zusammen und kann sich vorstellen, dass Naturheilkunde in Zukunft auch breitflächig in Kliniken zur Anwendung kommt. Patienten nach einer Krebsoperation könnten beispielsweise von Meditationstechniken profitieren. "Das tut einfach gut" und fördere das Gesundwerden, sagt Michalsen.

Für die Zeit im Lockdown hat Michalsen noch einen ganz besonderen Tipp parat: Er empfiehlt, Kurkuma und Ingwer in den Speiseplan einzubauen. Kurkuma hemme Entzündungen, wirke antidepressiv, schlaffördernd, reguliere die Verdauung und habe daher einen positiven Effekt auf Darmerkrankungen. Ingwer hat laut dem Mediziner eine ähnliche Wirkung. Am besten täglich 2 gestrichene Teelöffel Kurkumapulver über das Essen streuen und 3 bis 4 dicke Scheiben Ingwer mit Wasser übergießen und als Tee trinken, empfiehlt Michalsen.

Viele Menschen litten bereits mit 50 oder 60 Jahren an chronischen Erkrankungen, wofür sie täglich Medikamente einnehmen müsste, sagt der Naturheilkundler. Doch die würden nicht immer helfen, da die Medizin Patienten nicht ausreichend auf Grundlage ihrer persönlichen Bedürfnisse behandeln könne. Der Einsatz von Naturheilkunde könnte dazu beitragen, die Einnahme von Medikamenten zu verringern und die Selbstheilungskräfte der Patienten zu stärken, ist Michalsen überzeugt. Naturheilkunde könne die Schulmedizin unterstützen und ergänzen. Dabei soll es Michalsens Vision zufolge nicht um ein Gegeneinander der verschiedenen Ansätze der Medizin gehen, sondern ein konstruktives Miteinander.

Quelle: ntv.de

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