Neues Verfahren gegen Allergien Therapie mit Nanokapseln ist verträglicher
29.10.2015, 10:36 Uhr
Hyposensibilisierungen können mit Spritzen, Tropfen oder Tabletten durchgeführt werden.
(Foto: imago/Westend61)
Immer mehr Menschen leiden an Allergien. Um diese langfristig in den Griff zu bekommen, ist eine Hyposensibilisierung nötig. Diese kann aber schwere Nebenwirkungen haben. Forscher setzen deshalb auf Nanotransporter.
Ob Pollen, Staub oder Tierhaare: Immer mehr Menschen reagieren allergisch auf eigentlich harmlose Stoffe. Über die genauen Gründe dafür kann man bisher nur spekulieren. Zur Linderung der Symptome stehen eine Reihe von Medikamenten zur Verfügung. Will man das Problem aber an den Wurzeln packen, dann hilft bisher nur die sogenannte Hyposensibilisierung weiter. Doch eine solche Behandlung ist zeitaufwendig und birgt Risiken in sich, denn es kann dabei zu schweren Nebenwirkungen kommen.

Durch die Nanotechnologie eröffnet sich ein weites Feld für medizinische Anwendungen.
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Um die Hyposensibilisierung verträglicher zu machen, haben Forscher der Johannes Gutenberg-Universität Mainz (JGU) ein Verfahren entwickelt, das die Allergene direkt am Einsatzort wirken lässt. Das Team aus Medizinern der Hautklinik der Universitätsmedizin Mainz und Chemikern des Instituts für Organische Chemie benutzt dafür eine Nanokapsel als Transportmittel.
"Wir haben nanometergroße Kapseln erzeugt, die sich erst öffnen, wenn sie innerhalb der Zellen in saures Milieu kommen. Sie haben molekulare Sollbruchstellen und können dann am Zielort ihre Fracht entladen", erklärt Prof. Dr. med. Joachim Saloga von der Hautklinik. Diese Nanokapseln werden unter die Haut gebracht, sodass sie nicht in den Magen gelangen, wo auch ein saures Milieu vorherrscht, sondern im Gewebe aufgenommen werden, wo sie wirken sollen.
Das neue Verfahren konnte bisher in Zellstudien, aber auch in ersten Tierstudien mit Erfolg geprüft werden. "Unsere Studien haben gezeigt, dass die PEG-Nanotransporter mit ihrer Proteinfracht von antigenpräsentierenden Zellen aufgenommen wurden", sagte die Chemikerin Hannah Pohlit.
Nanoverpackung löst sich auf
Die Verpackung des Transportvehikels besteht aus Polyehtylenglykol (PEG), einem Stoff, der in der Medizin bereits als Wirkstoffträger oder Lösemittel zum Einsatz kommt. PEG ist säureempfindlich und zerfällt ab einem pH-Wert von 5. So wird die proteinhaltige Fracht direkt im Gewebe abgegeben. Der Rest des PEG-Transporters zerfällt innerhalb von einigen Tagen in seine Bestandteile.
Mit diesem Verfahren könnten Hyposensibilisierungen insgesamt besser verträglich für Patienten werden. Inwieweit das Verfahren auch die Zeit der Therapie verkürzen könnte, muss aber erst noch getestet werden. Die Mainzer Wissenschaftler zeigen sich zudem überzeugt davon, dass das Prinzip grundsätzlich auch für andere Erkrankungen geeignet ist und die Verpackung von Proteinen in Nanokapseln eine noch breitere Anwendung finden könnte.
Quelle: ntv.de, jaz