Wissen

Forschungsteam wundert sich Mantarochen tauchen mehr als einen Kilometer tief - aber warum?

00:00
Diese Audioversion wurde künstlich generiert. Mehr Infos
Ein Mantarochen (Manta birostris) im Indischen Ozean.

Ein Mantarochen (Manta birostris) im Indischen Ozean.

(Foto: picture alliance / imageBROKER)

Bisher wurden Mantarochen in Meerestiefen von maximal knapp 700 Metern beobachtet - nun aber berichtet ein Forschungsteam von Tauchgängen bis zu 1250 Meter. Allerdings immer nur für kurze Zeit. Was wollen die Tiere in dieser extremen Tiefe?

Es ist dort kalt, dunkel und ungemütlich: Trotzdem unternehmen Mantarochen immer wieder Tauchgänge in extreme Meerestiefen. Aber was haben sie davon? Ein internationales Forschungsteam unter anderem aus Neuseeland und Indonesien hat sich die Aktivitäten der riesigen Tiere genauer angeschaut - und sich an einer Erklärung versucht.

Die tiefsten beobachteten Tauchgänge führten bis in eine Meerestiefe von 1250 Metern, wie das Team im Fachblatt "Frontiers in Marine Science" berichtet. Zuvor wusste man zwar schon, dass die Rochen regelmäßig tauchen - aber nicht, dass es sie dabei so weit in die Tiefen bringt. Eine Vorgängerstudie aus dem Jahr 2020 hatte Mantarochen in maximal gut 670 Meter Tiefe beobachtet.

Tiefer als je gedacht - und mit Plan

"Wir zeigen, dass Mantarochen weit vor der Küste in der Lage sind, in Tiefen von mehr als 1200 Metern zu tauchen, weit tiefer als bisher angenommen", erklärt Erstautor Calvin Beale von der Murdoch University in Perth. "Diese Tauchgänge, die mit einer anschließenden verstärkten horizontalen Fortbewegung einhergehen, könnten eine wichtige Rolle dabei spielen, dass Mantas Informationen über ihre Umgebung sammeln und sich im offenen Ozean orientieren können."

Um diese Erkenntnisse zu gewinnen, stattete die Gruppe 24 Riesenmantas (Mobula birostris) im Osten Indonesiens, vor der Küste von Peru und vor dem Norden Neuseelands mit Sensoren aus. Mit diesen ließ sich nachvollziehen, wo sich die Tiere wann aufhielten. Die Sensoren wurden darauf programmiert, sich nach einigen Monaten von den Tieren zu lösen. Acht konnten danach aus dem Meer eingesammelt und intensiv ausgewertet werden, die übrigen sendeten über Satelliten Zusammenfassungen ihrer Messungen.

Orientierung in der blauen Weite

Von den beobachteten Ausflügen in enorme Tiefen von mehr als 500 Metern fanden die meisten vor Neuseeland statt, in den anderen Regionen blieben die Tiere näher an der Oberfläche. Nach ihren tiefen Tauchgängen legten die Rochen oft lange Strecken von mehr als 200 Kilometern zurück.

In extremer Tiefe verbrachten die Tiere kaum Zeit. Dies deute nicht darauf hin, dass eine Flucht vor Fressfeinden Auslöser sei, schreiben die Autoren. Vielmehr scheinen Unterschiede im Sauerstoffgehalt, der Temperatur oder auch des Lichteinfalls für die Rochen interessant zu sein. "Indem sie abtauchen und diese Signale 'abtasten', können sie eine mentale Karte erstellen, die ihnen hilft, sich über weite, eintönige Abschnitte des offenen Ozeans zu navigieren", so Beale.

Die Forscher betonen, ihre Erkenntnisse seien wichtig für den Schutz der Meere und Arten. Die Studie verdeutliche, wie abhängig wandernde Arten sowohl von Küsten- als auch von Offshore-Lebensräumen seien, und unterstreiche die Notwendigkeit internationaler Zusammenarbeit bei ihrem Schutz. "Sie erinnert uns auch daran, dass die Tiefsee - die das Klima der Erde reguliert und die Grundlage für die weltweite Fischerei bildet - nach wie vor kaum erforscht, aber von entscheidender Bedeutung ist", so Beale.

Quelle: ntv.de, Larissa Schwedes, dpa

Newsletter
Ich möchte gerne Nachrichten und redaktionelle Artikel von der n-tv Nachrichtenfernsehen GmbH per E-Mail erhalten.
Nicht mehr anzeigen