Kühlende "Atempause" bleibt aus Wichtige Meeresströmung im Pazifik bricht zusammen
02.09.2025, 11:34 Uhr Artikel anhören
Der Golf von Panama ist für seine Artenvielfalt bekannt.
(Foto: picture alliance / imageBROKER)
Ein uraltes Naturphänomen stockt: Die Auftriebsströmung im Golf von Panama bleibt Anfang des Jahres fast völlig aus - ein bisher einzigartiges Ereignis. Forschende sind besorgt, der "historisch beispiellose Ausfall" könnte weitreichende Folgen für die Stabilität ganzer Meeresökosysteme haben.
Ein beispielloser Stillstand: Im Golf von Panama ist zum ersten Mal seit Beginn der Messungen die dortige Auftriebsströmung fast völlig ausgeblieben. Das alarmiert Meeresforscher, denn normalerweise sorgt dieser Prozess alljährlich für den Aufstieg kalten, nährstoffreichen Tiefenwassers - Grundlage für die Produktivität des Ozeans und Lebensader für Fischerei, Korallenriffe und unzählige Meeresorganismen. Doch dieses Mal setzte die Strömung wochenlang aus, wie Forschende jetzt im Fachjournal "Proceedings of the National Academy of Sciences" berichten.
Die Auftriebszonen im Golf von Panama sind demnach Hotspots der biologischen Vielfalt. Sie liefern Nährstoffe für das Phytoplankton, die Basis mariner Nahrungsketten, und kühlen gleichzeitig tropische Küstengewässer. 2025 aber blieb die charakteristische Abkühlung ab Januar fast völlig aus, heißt es in der Studie. Das Wasser kühlte erst im März und nur für zwölf Tage ab. Normalerweise geschieht das für zwei Monate. Auch die Temperaturen sanken lediglich auf 23,3 Grad, statt der sonst typischen 19 Grad.
Für die Meeresökologie der Region ist das ein schwerer Schlag. "Diese pazifische Auftriebsströmung ist ein seit langem verlässliches und fundamental wichtiges saisonales Ereignis", betont Studienautor Aaron O'Dea vom Smithsonian Tropical Research Institute. "Bleibt es aus, fehlen die Nährstoffe, die ganze Nahrungsnetze tragen - von mikroskopischem Plankton über Fischschwärme bis hin zu Seevögeln." Auch Korallenriffe könnten Schaden nehmen, weil die kühlende "Atempause" im heißen Küstenwasser wegfalle.
Nordwinde fehlten
Die Ursache liegt dem Forschungsteam zufolge im Wind: Anfang 2025 wehten die für den Auftrieb nötigen Nordwinde deutlich seltener als sonst, obwohl ihre Stärke normal war. Ohne dieses Schieben und Ziehen blieb das warme Oberflächenwasser vor der Küste liegen, und das nährstoffreiche Tiefenwasser konnte nicht aufsteigen. Warum die Winde ausblieben, ist unklar. Ein Zusammenhang mit dem Klimaphänomen El Niño/La Niña liegt laut Studie zwar nahe, doch ähnliche Schwankungen hätten in der Vergangenheit keinen so drastischen Effekt.
Ob es sich um eine einmalige Anomalie handelt oder den Auftakt zu einer gefährlichen Entwicklung, muss nun genauer untersucht werden. Die Forschenden sprechen von einem "historisch beispiellosen Ausfall" und warnen: Windgetriebene tropische Auftriebssysteme gehören zu den sensibelsten Komponenten des Ozeans - und sie sind bislang nur lückenhaft überwacht. Sollte das Ereignis von 2025 kein Einzelfall bleiben, könnte dies weitreichende Folgen für die Produktivität und Stabilität ganzer Meeresökosysteme haben.
Quelle: ntv.de, hny