Untersuchung bei Laubfröschen Zu viele Optionen erschweren die Partnerwahl
05.09.2025, 17:45 Uhr Artikel anhören
Laubfrösche bei der Paarung.
(Foto: Jessie Tanner)
"Wer die Wahl hat, hat die Qual", lautet ein Sprichwort, das auch auf Froschweibchen bei der Partnerwahl zutrifft. Ein Forschungsteam beobachtet Froschdamen und spielt ihnen Quaken vor.
Ein lauer Sommerabend, am Teich stimmt ein Chor von Laubfröschen sein Gequake an. Für die Männchen geht es um alles - sie rufen in schneller Folge, um Weibchen auf sich aufmerksam zu machen. Doch was passiert, wenn nicht nur zwei, sondern vier oder acht Verehrer gleichzeitig um die Gunst der Weibchen werben? Eine im Fachmagazin "Proceedings B" der britischen Royal Society vorgestellte Studie zeigt: Zu viele Optionen können die Partnerwahl erschweren.
"An solchen Brutplätzen gibt es eine Vielzahl von Wahlmöglichkeiten für den passenden Partner", erläutert das Team um Jessi Tanner von der University of Tennessee in Knoxville. Die Weibchen entscheiden sich dann oft anhand individueller Unterschiede wie Häufigkeit und Regelmäßigkeit des Quakens. "Doch eine Überlastung durch zu viele Auswahlmöglichkeiten kann die Situation so verändern, dass auch relativ unattraktive Männchen sich paaren können."
Das zumindest zeigte die Analyse bei Copes Grauen Laubfröschen (Dryophytes chrysoscelis), bei denen die Weibchen Männchen bevorzugen, die regelmäßig in raschen Wiederholungen rufen. 125 Weibchen wurden dazu computergenerierte männliche Lockrufe vorgespielt, die sich in Häufigkeit und Regelmäßigkeit unterschieden.
In einfachen Tests mit Rufen zwei vermeintlicher Männchen fiel die Wahl klar aus - die schnelleren, gleichmäßigeren Sänger hatten jeweils deutlich bessere Chancen. Doch je mehr Alternativen die Weibchen hatten, desto schwächer wurde der Effekt. Bei vier oder gar acht Rufern ließ die Präferenz für das attraktivste vermeintliche Männchen deutlich nach.
Zutreffender Begriff aus der Konsumforschung
Die Forschenden sprechen von "Wahlüberlastung". Der Begriff ist auch in der Konsumforschung bekannt: Menschen entscheiden sich oft weniger zufriedenstellend, wenn sie zwischen zu vielen Produkten wählen müssen. Ähnlich scheint es bei den Fröschen zu sein: Die kognitiven Grenzen der Tiere führen dazu, dass sie in komplexen akustischen Umgebungen weniger selektiv sind.
In der Folge kommen auch Männchen mit vergleichsweise unattraktiven Rufen zum Zug - was weitreichende Bedeutung hat. Partnerwahl gilt als zentraler Motor der Evolution, sie entscheidet mit, welche Merkmale sich in einer Population durchsetzen. Wenn in der Natur komplexe soziale Umgebungen die Selektion abschwächen, könnte die Vielfalt an Eigenschaften besser erhalten bleiben, als aus Laborstudien mit einfachen Wahltests zu schließen ist.
Die Arbeit zeigt zudem, wie wichtig es ist, Tierverhalten in möglichst realistischen Szenarien zu untersuchen. "Oft überschätzen wir die Stärke sexueller Selektion, wenn wir nur Zweiervergleiche machen", so die Forschenden. In der Realität konkurrieren viele Individuen gleichzeitig und das überfordert manchmal wohl selbst die besten Entscheiderinnen - egal, ob Frosch oder Mensch.
Quelle: ntv.de, Franca Krull, dpa