Eine Rolle für Scholz? Cum-Ex-Finanzskandal wird zur TV-Serie
23.02.2022, 21:27 Uhr
Blick auf die Warburg Bank am Alstertor in Hamburg: Das Institut spielt eine wichtige Rolle in dem Aktienskandal.
(Foto: picture alliance/dpa/picture alliance)
Heerscharen von Staatsanwälten untersuchen im Cum-Ex-Aktienskandal, wie der Fiskus um Milliardensummen geprellt wurde. Nun nimmt sich auch ein Filmemacher des sperrigen Stoffs an. Offen bleibt allerdings, ob Bundeskanzler Scholz im Drehbuch auch eine Rolle spielen wird.
Der Skandal um Cum-Ex-Aktiengeschäfte soll als Serie verfilmt werden. Die Fernseh- und Filmproduktion Eikon in Berlin hat sich laut Mitteilung bereits im vorigen Jahr die Filmrechte an dem Sachbuch "Unter den Augen des Staates" des investigativen Journalisten Massimo Bognanni erworben. Mit Bognanni sei auch eine direkte Zusammenarbeit bei der Entwicklung geplant. Der Arbeitstitel laute "Cum/Ex - Don't give a shit". Die Idee zur Serie stamme von Niki Stein, der auch die Drehbücher schreibe.
Eikon-Produzent Ernst Ludwig Ganzert sagte laut Mitteilung: "Unsere Serie erzählt die von realen Ereignissen inspirierte Geschichte einer Gruppe privilegierter Menschen, die weltweit agieren, bereits alles haben, aber dennoch in einer Mischung aus Gier und Hybris noch mehr wollen. Was zunächst nur besonders clever wirkt, wird schnell unethisch und führt schließlich direkt in die organisierte Kriminalität." Wo die Serie später ausgestrahlt oder gestreamt wird, war der Mitteilung nicht zu entnehmen.
Bei Cum-Ex-Geschäften schoben Banken und andere Finanzakteure Aktien mit ("cum") und ohne ("ex") Ausschüttungsanspruch rund um den Dividendenstichtag hin und her. Das Ziel des Verwirrspiels war die Erstattung von Steuern, die gar nicht gezahlt worden waren. Der deutsche Staat büßte dadurch Schätzungen zufolge einen zweistelligen Milliardenbetrag ein. Die Hochphase von Cum-Ex war zwischen 2006 und 2012. Mehrere Gerichte und Staatsanwaltschaften arbeiten den Skandal seit Jahren auf.
Strate zeigt Scholz an
Ob Bundeskanzler Olaf Scholz auch eine Rolle in dem Drehbuch bekommen wird, ging aus der Mitteilung nicht hervor. Erst am vergangenen Freitag hatte der renommierte Hamburger Strafrechtler Gerhard Strate im Zusammenhang mit der in den "Cum-Ex"-Skandal verstrickten Warburg Bank Strafanzeige gegen Scholz als früheren Hamburger Bürgermeister erstattet. Die Anzeige richtet sich zudem gegen Scholz' Nachfolger im Rathaus, Peter Tschentscher. In einem Schreiben an den Hamburger Generalstaatsanwalt wirft der Anwalt den SPD-Politikern Beihilfe zur Steuerhinterziehung und Scholz darüber hinaus auch falsche uneidliche Aussage vor. Die Staatsanwaltschaft bestätigte den Eingang.
Scholz habe sich zum Sachverhalt wiederholt und umfassend geäußert, sagte der stellvertretende Regierungssprecher Wolfgang Büchner. Insofern sehe der Kanzler allem Weiteren "gelassen" entgegen. Scholz hat den Verdacht, als Bürgermeister Einfluss auf die steuerliche Behandlung der Warburg Bank genommen zu haben, stets zurückgewiesen - ebenso wie Tschentscher.
In der knapp 40-seitigen Anzeige führt Strate aus, dass die Hamburger Finanzverwaltung 2016 aufgrund bereits vorliegender Erkenntnisse über "Cum-Ex"-Geschäfte der Warburg Bank nicht hätte auf eine Rückforderung von zu unrecht erstatteten Kapitalertragsteuern verzichten dürfen. Der mit Billigung des damaligen Finanzsenators Tschentscher vorgenommene Verzicht sei "nicht etwa eine "knallharte Rechtsentscheidung", sondern ein Willkürakt - strafrechtlich als Beihilfe zur Steuerhinterziehung (...) zu bewerten", schreibt der 71-Jährige.
Quelle: ntv.de, mau/dpa