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"Wer fickt hier jetzt wen?" "Yoko" - Racheengel mit scharfer Klinge

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Hauptfigur Yoko hat bei ihrem Vater das Fleischerhandwerk gelernt und kann mit Messern umgehen.

Hauptfigur Yoko hat bei ihrem Vater das Fleischerhandwerk gelernt und kann mit Messern umgehen.

(Foto: picture alliance / ZB)

Yoko ist glücklich. Dann schlägt das Schicksal zu: Sie ist zur falschen Zeit am falschen Ort. Zwei Männer missbrauchen sie, drohen ihr mit dem Tod. Yoko geht nicht zur Polizei - sie nimmt die Sache selbst in die Hand, denn sie ist die Tochter eines Fleischers. Vom Autor der "Totenfrau"-Trilogie. Gnadenlos.

"Du hast jeden Tag die Möglichkeit, neu anzufangen." Dieser Satz hat sich in Yokos Kopf festgesetzt. Er stammt von ihrer Freundin Maren. Sie muss es wissen: Einst Chefin einer gut laufenden Werbeagentur, hat sie von heute auf morgen alles hingeschmissen, ist in die heruntergekommene Gartenlaube ihres Bruders gezogen und widmet sich seitdem ihren beiden vermeintlich grünen Daumen.

Mit Maren ist Yoko glücklich. Sie ist bei ihrem Vater aufgewachsen, die Mutter früh gestorben. Yokos Vater ist Fleischer gewesen. Sie selbst hat früh das Handwerk gelernt, es sogar übernommen, als es mit ihrem Vater gesundheitlich schnell und steil bergab ging. Sie pflegte ihn - und zerlegte dann Schweine und Rinder, machte Wurst und hielt den Laden am Laufen. Doch als Yokos Vater stirbt, ist es auch mit dem Fleischer-Handwerk vorbei. Yoko gründet stattdessen eine Glückskeks-Manufaktur. Sie entwickelt einen eigenen Teig und hat Erfolg. Sie lernt Maren kennen und lieben. Das Leben könnte nicht perfekter sein.

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Der Teufel ist ein Eichhörnchen

Aber genau in solchen Phasen schlägt das Schicksal gnadenlos zu. Yoko liefert gerade eine Fuhre Glückskekse aus, als sie auf zwei chinesischen Männer trifft. Die drangsalieren einen angeketteten Mischlingshund am Restaurant mit Schlägen und Tritten. Yoko hört das Jaulen des Tieres und greift beherzt ein. Ein Fehler, wie sich schnell herausstellt, denn als der Hund tot ist, widmen sich dessen Peiniger der jungen Frau. Sie hat keine Chance.

"Geschändet. Zerrissen. Durchbohrt. Entzweit." So fühlt sich Yoko als die beiden von ihr ablassen. Sie bleibt zurück in einem dunklen Wald nahe der Stadt, ihr Lieferwagen steht in Flammen. In Yokos Ohren dröhnt die Warnung ihrer Peiniger, sollte sie es wagen, zur Polizei zu gehen. "Wir ficken dich, bis du tot bist!"

Yoko zieht sich danach zurück. Lässt keinen an sich heran. Auch Maren nicht. Die Polizei ermittelt wegen Yokos verbrannten Lieferwagens, aber sie sagt nichts. Sie traut sich nicht. Sie erinnert sich an einen Satz ihres Vaters: "Prinzessinnen weinen nicht". Sie erinnert sich aber auch daran, weshalb er ihr das gesagt hat. Yoko wurde nicht zum ersten Mal vergewaltigt.

Als sich diese Erkenntnis in ihr Bahn bricht, legt sich ein Schalter in ihrem Kopf um: Yoko will sich nicht mehr herumschubsen lassen. Sie will Rache. Auf ihrer schwarzen Liste stehen zunächst nur ihre beiden Peiniger aus dem Wald. Als sich jedoch herausstellt, dass sie zur chinesischen Mafia gehören, wird Yokos Todesliste länger und länger. Ein Rat ihres Vaters kommt Yoko in den Sinn: "Das Schlachten ist keine Kunst. Wichtig ist nur, dass du den Umgang mit dem Messer beherrschst. Das ist dein wichtigstes Werkzeug, mein Kind." Yokos Gegner wissen bald, dass sie mit dem Messer umgehen kann.

Filmreifes Rache-Epos

Was nach Hollywood-Blockbuster á la Quentin Tarantinos Rache-Epos "Kill Bill" klingt, geht auf das Konto des österreichischen Bestsellerautors Bernhard Aichner. Aichner, der mit seiner "Totenfrau"-Trilogie bereits eindrucksvoll gezeigt hat, dass seine Geschichten für die ganz große Leinwand gemacht sind, liefert nun mit "Yoko" einen weiteren Beweis dafür ab. Das bei Rowohlt und dem DAV erschienene Werk ist direkt, roh, aber auch voller Empathie. Das liegt vor allem an den Figuren wie Yoko, Maren oder Assad, einem Jugendlichen, dem Yoko Arbeit und damit einen Sinn im Leben gibt.

"Yoko" ist aber auch gewalttätig. Aichner reizt den Plot aus, schildert Szenen ohne ein Blatt vor den Mund zu nehmen. Wer sich schon immer einmal gefragt hat, wie man eine Leiche ohne jede Spur verschwinden lassen kann, findet in diesem Hörbuch die Lösung. Soviel sei gesagt: Eine Schweinefarm braucht es nicht.

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Zwischen den Gewaltszenen gibt Aichner immer wieder Einblicke in das Leben Yokos, in ihre Vergangenheit, geschildert von Vera Telz, deren Stimmvielseitigkeit voll zum Tragen kommt. Beides formt so ein Bild im Kopf der Hörer und Leser: Yoko ist wie du und ich. Sie könnte Deine Tochter sein, Deine Schwester, Deine Freundin. Das zieht hinein, lässt einen nicht kalt und wirft die Frage auf: An welchem Punkt zerbricht ein Leben? Wann sind einem etwaige Konsequenzen des eigenen Handelns scheißegal? Es hätte doch alles so schön sein können, wenn … Ja, wenn. Das berühmte Wörtchen.

Yoko war zu einem falschen Zeitpunkt am falschen Ort. Wenn sie im Stau gestanden hätte … Wenn sie die Kekse schneller ausgeliefert hätte … Wenn sie den Hund Hund hätte sein lassen … All das ist nicht passiert - und nun zieht sich eine blutige Spur durch die Führung der chinesischen Mafia. "Du hast jeden Tag die Möglichkeit neu anzufangen", steht in Glückskeksen. Bei Yoko heißt es nun: "Wer fickt hier jetzt wen?"

Quelle: ntv.de

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