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Weisz' "Tatort"-Abschied Hiebe auf den ersten Blick

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Singt sich durch ihren letzten Fall: Kommissarin Grosz (Franziska Weisz).

Singt sich durch ihren letzten Fall: Kommissarin Grosz (Franziska Weisz).

(Foto: NDR / Georges Pauly)

Lederjacken-Falke und die von Afghanistan traumatisierte Grosz waren beim Bundespolizei-"Tatort" ein Ermittlerpaar voller Gegensätze. Nach 13 gemeinsamen Episoden ist damit Schluss. Aber ist wirklich alles auserzählt?

Von Liebe auf den ersten Blick konnte nun wirklich keine Rede sein, als Thorsten Falke (Wotan Wilke Möhring) und Julia Grosz (Franziska Weisz) sich auf dem Flughafen Hannover kennenlernten. Es war stattdessen ein satter Hieb in Falkes Magengrube, mit dem die Zusammenarbeit der beiden grundverschiedenen Ermittler begann: "Die verschlossene Grosz mit dem Afghanistan-Trauma ist der perfekte Gegenpol zu Falke und seinem lockeren Hamburger Schnack", schrieben wir einigermaßen begeistert in der Kritik zur Auftaktepisode "Zorn Gottes" im März 2016.

Ein letztes Mal am Doppelschreibtisch: Grosz und Falke (Wotan Wilke Möhring).

Ein letztes Mal am Doppelschreibtisch: Grosz und Falke (Wotan Wilke Möhring).

(Foto: NDR / Georges Pauly)

Fast acht Jahre später endet die berufliche Partnerschaft der beiden Kommissare in beinahe kitschiger Nähe: "Where is my mind?" schmachtet Grosz ihrem Kollegen entgegen, dem sie zum 25-jährigen Dienstjubiläum eine ganze Reihe von Indie-Ständchen in einer Kiez-Kneipe bringt. In den dazwischenliegenden 13 Episoden sind sich die beiden Kommissare Stück für Stück so viel nähergekommen, dass man durchaus weitergehende Motive als eine reine Freundschaft dahinter vermuten durfte. Eines zumindest ist die Geschichte von Falke und Grosz in der letzten gemeinsamen Folge "Was bleibt" noch lange nicht: auserzählt.

Aderlass bei "Tatort"-Schauspielern

Und doch war genau das der Grund, den NDR-Fiction-Chef Christian Granderath im September anführte, als er überraschend Grosz' "Tatort"-Aus ankündigte: "Franziska Weisz hat ihrer Figur und damit den NDR-'Tatorten' der Bundespolizei einen ganz eigenen, unverwechselbaren Charakter gegeben", sagte Granderath. Die Rolle habe eine spannende Entwicklung durchlaufen und sei nun auserzählt. Dass Weisz diese Meinung wohl nicht unbedingt teilt, verriet sie im Gespräch mit "web.de": "Wenn man dem Facettenreichtum einer Figur nicht den angemessenen Raum gibt, dann ist die wohl auch schnell auserzählt."

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Während unklar ist, was speziell in diesem Fall hinter den Kulissen des NDR vor sich ging, fällt Weisz' Abschied in eine personell bewegte Zeit: Der "Tatort" erlebt seit geraumer Zeit einen Aderlass bei seinen Ermittlerinnen und Ermittlern. Zu den Schauspielerinnen und Schauspielern, die bereits gegangen sind oder ihren Ausstieg angekündigt haben, zählten zuletzt etwa Heike Makatsch als Kriminalhauptkommissarin Ellen Berlinger im Südwesten, Dagmar Manzel als Kriminalkommissarin Petra Ringelhahn im Franken-"Tatort" oder Axel Milberg, der die Rolle seines Kult-Ermittlers Klaus Borowski in Kiel 2025 an den Nagel hängen wird.

Wen Thorsten Falke in kommenden "Tatort"-Ausgaben als vierten Partner (nach Petra Schmidt-Schaller, Sebastian Schipper und Franziska Weisz) an seiner Seite haben wird, will der NDR erst zu einem späteren Zeitpunkt bekannt geben. In den nächsten beiden Fällen, die demnächst gedreht werden, werde Falke nicht in einem festen Team, sondern allein ermitteln, hieß es zunächst lediglich. Bis dahin möchte Regisseur Max Zähle der scheidenden Ermittlerin einen würdigen Abschied bescheren: "Franziska Weisz hat mit Julia Grosz eine wunderbar nahbare und auch sympathische Filmfigur geschaffen, an der viele Zuschauer andocken konnten. Mit Wotan Wilke Möhring hat sie damit ein unglaublich authentisches Kommissar-Duo gebildet, das in dieser Form im deutschen TV besonders war." Alles andere als besonders ist leider Grosz' Abgang selbst: Müssen "Tatort"-Ermittler am Ende ihrer Karriere eigentlich zwangsläufig sterben?

Quelle: ntv.de

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