"Tatort"-Aus Farewell in Frankfurt
27.12.2023, 09:42 Uhr Artikel anhören
18 Mal ermittelten Paul Brix (Wolfram Koch) und Anna Janneke (Margarita Broich) im Frankfurter "Tatort". Einen 19. Film wird es noch geben.
(Foto: picture alliance/dpa)
Einmal noch wird ermittelt, dann ist Schluss: Das Team Brix/Janneke hat seinen bevorstehenden "Tatort"-Ausstieg angekündigt. Damit verabschieden sich die beiden in die Ruhmeshalle der Frankfurter Krimi-Filiale - ein Blick zurück auf ihre Vorgängerinnen und Vorgänger.
Mit "Frankfurter Gold" fing alles an. Als sechste Folge der Serie flimmerte der erste "Tatort" aus der Main-Metropole am 4. April 1971 über die Bildschirme der Republik. Konrad hieß der Kommissar, Vorname unbekannt, gespielt von Klaus Höhne, ein durchaus charmanter Typ, freundlich und unaufgeregt, sein Dienstwagen ein Opel Rekord, sein Hobby die Zauberei.
55 Prozent Einschaltquote brachte der nach einer wahren Begebenheit gedrehte Fall um den Betrüger Joachim Blum, der Barren aus Blei gülden angepinselt hatte, um sie zu verticken. Ein Film, der für Aufruhr sorgte: Blums Anwalt ging gegen den Hessischen Rundfunk (HR) vor, weil er die Rechte seines Mandanten beschnitten sah, von Vorverurteilung war die Rede. Der Prozess hatte zu diesem Zeitpunkt noch nicht einmal begonnen.
Acht Fälle wurden es schließlich für Klaus Höhne alias Kommissar Konrad, der zudem beim populären Zollfahnder Kressin in Gastrollen auftauchte. Am 11. Februar 1979 lief sein letzter Einsatz, "Der King", 63 Prozent Einschaltquote, mit Gastauftritten von Kommissar Marek (Fritz Eckhardt) aus Wien und dem lässigen Lenz (Helmut Fischer) aus München.
Konrads Nachfolger erwiesen sich zunächst als weniger durchsetzungsfähig. Volker Kraeft gab im März 1980 in "Mit nackten Füßen" nur ein Mal den Kommissar Sander. Die Folge landete im Giftschrank, die diskriminierende Darstellung eines Epileptikers hatte für öffentliche Kritik gesorgt. Klaus Löwitsch war 1982 einmal als Revierpolizist Rolfs zu sehen, Hans Werner Bussinger 1984 ebenso einmalig als Kommissar Rullmann. Kommissar Bergmann wurde zwischen 1978 und 1983 von zwei verschiedenen Schauspielern (!) dargestellt, Klaus Löwitsch tauchte kurioserweise 1985 plötzlich als Streifenpolizist auf.
Koch und Broich lösen Król und Kunzendorf ab
Mitte der 80er stellte sich endlich wieder Kontinuität ein. Ein Ermittler in Anzug und Fliege, das konnte sich sehen lassen. Als Kommissar Brinkmann, weder verwandt noch verschwägert mit einem TV-Arzt gleichen Namens, löste Karl-Heinz von Hassel bis 2001 stattliche 28 Fälle, kehrte zweimal sogar in einer Art Spin-off als Brinkmann alias "Fliege" zurück. Auf diesen eher konventionellen Part folgte mit dem Tandem Dellwo/Sänger, gespielt von Jörg Schüttauf und Andrea Sawatzki, ein Ermittlerteam, das von 2002 bis 2010 für Aufsehen sorgte. Düstere Fälle, eigenwillige Typen, einige ihrer Filme gehörten "zum Besten, was der Edelkrimi bislang hervorgebracht hat", so urteilte der "Tagesspiegel". Zahlreiche Auszeichnungen, darunter Grimme-Preis und diverse Deutsche Fernsehpreise, waren der verdiente Lohn.
Ähnlich großartig ging es 2011 weiter. Kommissar Frank Steier (Joachim Król) und Kommissarin Conny Mey (Nina Kunzendorf) als "odd couple" zwischen Schnapsflasche im Aktenschrank und Zusammenrauferei im Dienst, das war eine Konstellation, mit der das Publikum gern einige Jahre mehr verbracht hätte. Bedauerlicherweise stieg Kunzendorf bereits nach fünf Folgen wieder aus. Der "Tatort" habe ihr kaum noch Zeit für andere Filme gelassen, so hieß es 2014 in der Begründung des HR. Kollege Król hielt nicht viel länger durch, seine nachlassende Motivation war eine Herzensangelegenheit: "Nina fehlt mir."
Vorhang auf für Paul Brix (Wolfram Koch) und Anna Janneke (Margarita Broich), die sich 2015 mit "Kälter als der Tod" zum Dienst meldeten. "Auffallend freundlich - nicht egomanisch, nicht exzentrisch, nicht einmal zynisch", so schrieb Klaudia Wick auf tittelbach.tv, eine Einschätzung, die fortan durchaus Bestand haben sollte. 19 Fälle wird ihre Bilanz zum kriminalen Karriereende im nächsten Jahr ausweisen. "Es grünt so grün, wenn Frankfurts Berge blüh'n", der Titel der Abschiedsfolge, macht jedenfalls jetzt schon neugierig.
Quelle: ntv.de