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Goldene Geschäfte in Afrika US-Geheimdienste gehen gegen Wagner-Gruppe vor

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Ein junger Mann in Burkina Faso fährt im vergangenen Oktober mit einer russischen Flagge durch die Hauptstadt Ouagadougou.

Ein junger Mann in Burkina Faso fährt im vergangenen Oktober mit einer russischen Flagge durch die Hauptstadt Ouagadougou.

(Foto: AP)

Seit Jahren verdient die russische Söldner-Gruppe Wagner Geld in afrikanischen Ländern, etwa mit Gold und Holz. Zugleich agiert sie als Schutztruppe. Die USA versuchen, den Einfluss Moskaus mit ihrer Geheiminformationstaktik zu verringern.

In mehreren afrikanischen Ländern haben Russland und insbesondere die Wagner-Gruppe wachsenden Einfluss. Sie wollen sich dort wirtschaftlich und militärisch weiter etablieren. Die Vereinigten Staaten stemmen sich koordiniert dagegen, berichtet "Politico" unter Verweis auf mehrere Informanten: mit Transparenz gegenüber den afrikanischen Ländern, Russland sowie der Öffentlichkeit. Die Taktik war schon im Vorfeld der groß angelegten russischen Invasion in der Ukraine die Grundlage für klare Bündnisverhältnisse gewesen.

Drei Wagner-Söldner (rechts) treffen in Mali ein.

Drei Wagner-Söldner (rechts) treffen in Mali ein.

(Foto: AP)

In Washington sei man überzeugt, dass die Wagner-Gruppe als Stellvertreter Moskaus vorgeschickt werde, um Zusammenarbeit mit Russland einzufädeln, schreibt das US-Medium. Die Vereinigten Staaten wollen demnach erreichen, dass sich afrikanische Länder über drohende Gefahren im Klaren sind, falls sie sich mit Moskaus Akteuren einlassen, und den russischen Einfluss eindämmen. Zugleich sei es eine Warnung an diese: Nehmt euch in Acht, wir wissen, was vor sich geht.

Die Wagner-Gruppe hat sich in Afrika mithilfe ihrer Söldner zu einem Lobby- und Unternehmensgeflecht ausgewachsen. Die Vereinigten Staaten befürchten, dass die Gruppe damit den Krieg in der Ukraine mitfinanziert. US-Vertreter unterstrichen gegenüber den afrikanischen Ländern, dass die Präsenz von Wagner schlecht für ihre Wirtschaft sei.

In mehreren Staaten des Kontinents tritt Wagner als Sicherheitstruppe und Propagandahelfer auf, die Politiker schützt und unterstützt. Sie ist auch wirtschaftlich aktiv, agiert wie ein multinationaler Konzern und ist so der einflussreichste russische Akteur auf dem Kontinent. Die russische Regierung verabredet zugleich Militärkooperationen und Waffengeschäfte, oder liefert Nahrungs- und Düngemittel. Bei der Verabschiedung einer UN-Resolution im Februar, die den Angriffskrieg Russlands in der Ukraine verurteilte, enthielten sich 15 afrikanische Länder. Das anti-westlich regierte Mali stimmte dagegen.

Gold, Holz und Schutz

In der Zentralafrikanischen Republik etwa sind laut russischen Angaben fast 2000 Wagner-Söldner vor Ort und unterstützen die dortige Regierung im Bürgerkrieg. Im Gegenzug darf die Gruppe sie laut dem Magazin "The Africa Report" in der Ndassima-Mine unkontrolliert Gold schürfen. Demnach gießen sie es danach in Barren und bringen es per Flugzeug nach Russland.

Ein Foto aus der Ndassima-Goldmine im Jahr 2014, als noch keine Maschinen im Einsatz waren.

Ein Foto aus der Ndassima-Goldmine im Jahr 2014, als noch keine Maschinen im Einsatz waren.

(Foto: REUTERS)

Seit 2018 haben die Betreiber die Mine massiv ausgebaut. Maschinen graben sich in acht offenen Gruben tief in die Erde, um die dort schätzungsweise lagernden 50 Tonnen Gold herauszuholen. Früher wurden maximal 15 Kilogramm jährlich per Hand geschürft. Allein mit der Goldmine könne die Wagner-Gruppe einen Profit von bis zu 1 Milliarde Dollar pro Jahr einstreichen, schreibt "Politico". Die Betreiber zogen einen Zaun um das Gelände, installierten Brücken und positionierten Flugabwehrkanonen an mehreren Stellen. Mehrere Flugaufklärer der Vereinten Nationen sind beschossen worden.

Die Wagner-Gruppe ist in der Zentralafrikanischen Republik auch im Holzhandel aktiv und besitzt Abholzrechte für 187.000 Hektar. Bis zu 180 Lastwagenladungen wöchentlich bringe sie in geschützten Konvois zu einem Hafen in Kamerun, berichtet "The Africa Report". Der Recherche zufolge seien jede Woche bis zu 400 weitere Lkw anderer Transportunternehmen dabei, die für den Schutz der Söldner zahlen. Transportverbände würden ihren Mitgliedern den Wagner-Konvoi empfehlen, schreibt das Magazin. Der Konvoi sei zwar doppelt so teuer, aber auch doppelt so schnell wie ein anderer der Vereinten Nationen.

Russische Vertreter hätten ausgehandelt, dass die Lastwagen an der Grenze von Zentralafrikanischer Republik zu Kamerun nicht kontrolliert würden und Wagner keine Zölle zahle. Wagner bereite sich zudem darauf vor, ins Kaffee- und Zuckergeschäft des Landes einzusteigen. Im 3000 Kilometer entfernten Mali lässt sich zugleich die antiwestliche Militärregierung von Hunderten Wagner-Kämpfern unterstützen. Und weiter nördlich, in Libyen, stehen 1200 Wagner-Söldner mit den Kräften des Rebellen Chalifa Haftar unter Waffen.

An die Zentralafrikanische Republik grenzt der Sudan, auch dort ist die Wagner-Gruppe schon seit vielen Jahren vertreten. Unter dem Diktator Omar al-Baschir bekam ein mutmaßlich von Wagner-Chef Jewgeni Prigoschin kontrolliertes Unternehmen die Schürfrechte für mehrere Goldminen. Sie werden von seinen Kämpfern gesichert. Es gebe einen "ausgetüftelten Plan, die Reichtümer des Sudan auszubeuten, um Moskaus Krieg in der Ukraine zu unterstützen", schrieb "CNN" im Juli 2022 auf Grundlage einer ausgiebigen Recherche. Bereits viele Tonnen Gold seien getarnt per Flugzeug aus dem Land gebracht worden. Wagner besitzt auch Schürfrechte im angrenzenden Tschad.

Informationen statt Waffen

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Als die US-Geheimdienste in den vergangenen Monaten immer wieder Informationen über einen möglichen Mordkomplott der Wagner-Gruppe gegen den Präsidenten des Tschad erhielten, teilten sie ihre Erkenntnisse mit dem afrikanischen Land und den Medien. Über die Versuche der Gruppe, die Kontrolle über mehr natürliche Ressourcen zu erhalten, neben Gold etwa Mangan und Silizium, wurden laut "Politico" der Sudan und die Zentralafrikanische Republik in Kenntnis gesetzt. US-Vertreter hätten zudem Gespräche mit Regierungen in Ruanda, Burkina Faso und der Demokratischen Republik Kongo geführt und mit ihnen Geheimdienstinformationen geteilt.

Die USA strichen demnach gegenüber afrikanischen Regierungen heraus, wie die Wagner-Gruppe langfristig das Gegenteil von dem verursachen, was sie versprechen: Mehr Chaos statt Frieden und Sicherheit in Ländern, wo politische Instabilität und Gewalt vorherrschen. "Wenn wir verlässliche Informationen darüber finden, die Wagners schlechten Einfluss untergraben, wollen wir, dass mehr Leute davon erfahren, und das schließt unsere Partner und die Öffentlichkeit ein", sagte ein Regierungsmitarbeiter. "Der beste Weg, Wagner zu bekämpfen, ist mit der Wahrheit."

Quelle: ntv.de

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