Fußball

FC Bayern landet Coup, oder? Die drei Fragezeichen bei Weltstar Sadio Mané

Bock auf den FC Bayern: Sadio Mané.

Bock auf den FC Bayern: Sadio Mané.

(Foto: IMAGO/Xinhua)

Der FC Bayern hat einen der größten Coups seiner Vereinsgeschichte gelandet. Mit Sadio Mané vom FC Liverpool kommt ein Topstar inmitten der hitzigen und zermürbenden Diskussion über die Zukunft von Robert Lewandowski. Doch Fragezeichen begleiten den Transfer.

Die Liste der personellen Fragezeichen beim FC Bayern ist womöglich so lange wie nie zuvor. Zwei Fragezeichen sind, Pardon, waren indes besonders fett markiert. Denn eines ist am Freitagabend beantwortet worden. Der FC Bayern hat tatsächlich einen Weltstar verpflichtet. Sadio Mané kommt vom FC Liverpool. Natürlich hatte sich das angedeutet, aber sicher war man sich in der Öffentlichkeit eher nicht, ob dieser Mega-Deal, der vielleicht spektakulärste in der Bundesliga seit Jahren, wirklich zustande kommen würde. Die Zweifel kamen vor allem aus England. Dort war etwa das erste Angebot der Bayern als "Witz" verspottet worden.

Ein Witz ist es nicht sicher, ein Schnäppchen auf dem wilden Markt der Gigantensummen aber allemal. 32 Millionen Euro sollen für den Senegalesen fließen, sechs Bonusmillionen könnten hinzukommen. Für einen Weltstar ein verdammt guter Deal für den Klub. Vor allem für den angeschlagenen Sportvorstand Hasan Salihamidžić, der den Transfer als Befreiuungsschlag in seiner Kader-Planung nach Pfiffen der eigenen Fans, massiver Kritik von Experten und medialen Abgesang-Szenarien werten darf. Und dieser Deal ist einer, der das zweite Fragezeichen beim Rekordmeister fressen könnte? Womöglich macht der Transfer den Weg für Robert Lewandowski frei, der die Münchner seit Wochen mit seiner Unlust auf eine weitere Saison an der Säbener Straße traktiert. Klar ist das nicht. Noch immer das "Basta" der Bosse einem Abgang zum FC Barcelona im Weg, der vehement bemüht ist, das Geld für den Polen zusammenzukratzen.

Bei einer Summe zwischen 40 und 50 Millionen Euro könnten die Münchner einknicken und ihrem Superstar das "Go" für den Abmarsch geben. So heißt in unterschiedlichen Medien. Stand jetzt bleibt das Fragezeichen aber ein dick gefettetes Thema auf der umfangreichen Transferagenda in diesem Sommer. Eine fcbayrische Offensive mit Lewandowski und Mané, das hätte etwas Faszinierendes. Etwas, das neue Träume von großen Erfolgen erlaubt. Wobei die Schwachstelle des Rekordmeisters in der vergangenen Saison nicht die Offensive war.

Ein untypischer Bayern-Transfer

Mit dem Senegalesen, der sich als Junge dem Fußballverbot seines Vaters widersetzte, und unnachgiebig trainiert, haben die Münchner einen der größten Coups der Vereinsgeschichte gelandet. Aber auch einen untypischen. Denn ein Weltstar auf dem Höhepunkt seines Schaffens hat der Klub lange nicht verpflichtet, vielleicht sogar noch nie. Entweder kamen Spieler, die ganz kurz vor dem Durchbruch in die internationale Klasse standen, wie ein Jérôme Boateng, wie Serge Gnabry, wie Joshua Kimmich und etwa ein Leon Goretzka. Oder es wurden Top-Fußballer verpflichtet, die eine Karrieredelle hatten. Der prominenteste, weil beste: Arjen Robben. Leroy Sané fällt dagegen irgendwie in beide Kategorien.

Die Verpflichtung Manés ist ein Statement. Der FC Bayern ist für herausragende Fußballer in Europa weiterhin attraktiv. Es ist auch ein Statement gegen die Angst des Klubs, international abgehängt zu werden. Sprich: nicht zu mehr jenen Klubs zu gehören, die die Champions League gewinnen können. Wie das geht, weiß Mané. Auch wenn er mit dem FC Liverpool in drei Endspielen nur einmal triumphieren konnte, im Sommer 2019. Aber dreimal um den Henkelpott zu spielen, das ist beeindruckend genug. Ebenso wie seine Zeit bei den Reds von Jürgen Klopp. Mit 269 Spielen, 120 Toren und 48 Vorlagen verabschiedet er sich nun von der Anfield Road. Aber warum eigentlich? Fragezeichen (I) bei diesem Transfer.

Es ist im Fußball bestenfalls ein schlecht gehütetes Geheimnis, dass erfolgreiche Mannschaft alle paar Jahre ein Update bekommen müssen, eine Veränderung. Mané, Mohamed Salah und Roberto Firmino stürmen seit fünf Jahren (gemeinsam) durch die englische Premier League und durch Europa. Mit Erfolg. Aber irgendwann tritt der große Abnutzungseffekt ein. In der Mannschaft. Beim Spieler. Dessen Vertrag wäre im kommenden Sommer ausgelaufen. Eine erneute und langfristige Verlängerung des dann 31-Jährigen ist eher unwahrscheinlich. So bleibt die Win-Win-Win-Situation in diesem Sommer. Ablöse für den FC Liverpool. Und ein guter Deal für den Spieler. Und ein Abgang als Legende. Klopp lobte seinen Angreifer vor ein paar Wochen für die "Form seines Lebens". In seine Mannschaft reißt der Abgang indes kein Loch, der FC Liverpool hat in den vergangenen Jahren perspektivisch gut vorgeplant, hat mit Diogo Jota, mit Luis Diaz und dem gerade erst verpflichteten Darwin Nunéz die "Next Gen" bereits im Kader.

Was plant Nagelsmann?

Mané ist ein Mann, der weiß, wo das Tor steht. Dennoch ist er kein klassischer Mittelstürmer. Er ist eigentlich auf dem linken Flügel zu Hause. Also dort, wo in München Champions-League-Held Kingsley Coman sowie Sané ihr Handwerk ausüben. In 34 Ligaspielen setzte Klopp den Senegalesen 22 Mal auf seiner Stammposition ein, 10 Mal durfte er in der Mitte ran. Mit Erfolg, sieben Treffer erzielte er.

Bleibt Fragezeichen (II). Wie plant der FC Bayern eigentlich mit dem 30-Jährigen, den er qua seiner Position nicht dringend gebraucht hätte? Er kann aber auch den Spieler in vorderster Linie geben, aber anders interpretiert als Lewandowski. Mané ist ein Mann für das schnelle, flache Kombinationsspiel. Auch wenn sein Kopfballspiel trotz 173 Zentimetern Körpergröße nicht schlecht ist. Möglich, dass Trainer Julian Nagelsmann so denkt. Bereits in der Rückrunde soll es ja mit Lewandowski zu Verwerfungen über eine andere Positionierung gekommen sein. Er gilt ohnehin als Coach, der nicht so gerne mit einem dominanten Zentrumsstürmer agiert. Schon bei RB Leipzig konnte er etwa wenig bis gar nichts mit dem Tschechen Patrik Schick anfangen, der bei Bayer Leverkusen einer der besten Stürmer der Liga geworden ist. Und auch mal als Lewandowski-Ersatz in München gehandelt wurde.

Mit Mané, außer er spielt tatsächlich vor allem auf dem linken Flügel, wird sich das prägende Spiel der vergangenen Jahre verändern. Weniger Flanken, mehr Tempo, mehr Tiefe. Die immense Athletik, das gewaltige Tempo und eine hohe Spielintelligenz (und eben sein starker Abschluss) zeichnen ihn aus. Er bewegt sich auch sehr clever in den Räumen zwischen gegnerischem Mittelfeld und gegnerischer Abwehr. Also in jenen Räumen, die auch Thomas Müller gerne besetzt. Die dürften in Deutschland aber enger sein, als beim deutlich physischeren und dynamischeren Insel-Fußball. Das kann, je nach Aufteilung, zu Abstimmungsproblemen führen. Eine knifflige Aufgabe für Nagelsmann.

Bleibt noch Fragezeichen (III). Mané ist 30 Jahre alt, spielt seit sechs Jahren auf höchstem Niveau. Davor beim FC Southampton und beim FC Salzburg vier Jahre auf starkem, immer stärkeren Niveau. Lässt sich das noch toppen? Lässt sich das überhaupt noch halten? Gerade der Power-Pressing-Fußball von Klopp ist körperlich sehr zehrend. Für den FC Bayern durchaus ein Wagnis. Das Fundament der Stärke von Mané ist seine Physis. Mindestens drei Jahre, so planen die Münchner, soll der noch Höchstleistungen liefern können. Wie riskant dieses Spiel mit der alternden Klasse ist, haben die Bayern bei Arjen Robben erlebt. Er war ein Weltstar. Wie Mané. Aber mit der "3" vorne häufig einer in Teilzeit. Das Gegenspiel: ausgerechnet Lewandowski.

Quelle: ntv.de

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