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Fußball-Fans gegen Staatsmacht "Ganz Hamburg hasst die Polizei"-Choreo sorgt für Ärger

Eine Choreo sorgt für Ärger.

Eine Choreo sorgt für Ärger.

(Foto: picture alliance/dpa)

Ein umstrittener Polizeieinsatz in Bergedorf zieht weitere Kreise. Dort waren Mitte Februar 855 HSV-Fans kontrolliert worden. Mit einer deutlichen Botschaft stellen Anhänger des Klubs das Vorgehen infrage. Das ruft Kritik hervor. Auch beim Spiel zwischen Braunschweig und Hertha geraten Fans und Polizei aneinander.

Eine Choreografie der HSV-Fans zu dem umstrittenen Polizeieinsatz eine Woche zuvor in Bergedorf hat Kritik aus der Hamburger Politik hervorgerufen. "Wir reden hier über die Polizei, die jedes eurer Spiele begleitet und schützt", schrieb die Bundestagsabgeordnete Dorothee Martin auf X. Sie rief den Hamburger Zweitligisten dazu auf, Stellung zu nehmen.

Der Verein distanzierte sich am Mittag in einer Mitteilung "klar und in aller Deutlichkeit" von den Inhalten der Choreografie. "Unser Wohnzimmer, das Volksparkstadion, ist kein Platz für Hass-Botschaften und kein Platz für pauschale Verurteilungen von Menschen und Berufsgruppen", hieß es. Der HSV kündigte einen kritischen Austausch mit den Urhebern an. Die Choreografie sei dem Klub nicht bekannt gewesen.

Beim Zweitliga-Heimspiel gegen die SV Elversberg (1:0) hatten Fans des Hamburger SV unter anderem zwei Spruchbänder gezeigt, auf denen stand: "Niemals Freund, niemals Helfer. Ganz Hamburg hasst die Polizei." Die Choreografie bezieht sich auf eine Razzia der Bundespolizei am vorvergangenen Wochenende.

Der Auslöser liegt eine Woche zurück

Ein Großaufgebot der Einsatzkräfte hatte einen Regionalzug gestoppt und 855 Hamburger Fans kontrolliert. Ziel sei es gewesen, nach mutmaßlichen Gewalttätern zu suchen, die im September vergangenen Jahres mit Anhängern von Borussia Dortmund aneinandergeraten waren. Laut Polizei seien 31 Verdächtige ermittelt worden. Der Einsatz hatte neben den Fanprotesten auch Kritik aus der Politik ausgelöst. Die Gewerkschaft der Polizei (GdP) hingegen verteidigte vor der Partie den Einsatz und übte ihrerseits Kritik am Verhalten einiger Anhänger.

"Die Maßnahmen der Bundespolizei waren durchaus besonnen und verhältnismäßig", sagte Andreas Roßkopf, Vorsitzender der GdP für die Bundespolizei: "Unsere Kolleginnen und Kollegen haben nur ihren Job gemacht - und das genauso, wie es vorgeschrieben ist. Sie sind nach unseren Erkenntnissen absolut besonnen und verhältnismäßig vorgegangen und müssen sich dafür jetzt kritisieren und sogar bedrohen lassen."

Der neue HSV-Trainer Steffen Baumgart war zur Wendezeit selbst Bereitschaftspolizist in Schwerin. Auf die Fan-Aussagen angesprochen, hielt sich der 52-Jährige aber bedeckt. "Ich höre zum ersten Mal, dass ein Polizeieinsatz da war. Deshalb kann ich es überhaupt noch nicht einschätzen", sagte Baumgart und schob hinterher: "Ich glaube, dass wir immer wieder in die Situation kommen: Was war gut? Was war nicht gut? Was war angebracht? Was war nicht angebracht? Ich glaube, da bin ich aber nicht der richtige Ansprechpartner für."

Polizeieinsatz beim Spiel in Braunschweig

Ein anderes Spiel der Zweiten Liga hatte am Wochenende ebenfalls für neue Aufregung im angespannten Verhältnis zwischen Polizei und Fans gesorgt. Die Partie zwischen Eintracht Braunschweig und Hertha BSC wurde von Ausschreitungen überschattet. Im Nachgang kam es allerdings zu teils deutlich abweichenden Darstellungen.

Laut der Polizei Braunschweig kam es nach verbalen Provokationen und Handgreiflichkeiten zwischen Anhängern beider Mannschaften in der Schlussphase des Spiels nach dem Abpfiff zu körperlichen Auseinandersetzungen, die ein Einschreiten der Polizei "erforderlich" gemacht hätten.

200 Anhänger von Eintracht Braunschweig hätten sich anschließend gegen die Polizei solidarisiert. Die Lage eskalierte laut der Polizei, welche die Anhänger "unter Anwendung unmittelbaren Zwangs" zurückgedrängt habe, was "massive tätliche Angriffen auf Einsatzkräfte" ausgelöst habe.

Die Situation sei erst durch "fortlaufende Zwangsmaßnahmen, unter anderem auch durch den Einsatz von Pfefferspray" wieder unter Kontrolle gebracht worden. Die Polizei bilanzierte am Sonntag 13 verletzte Beamte und ein verletztes Polizeipferd. Eine Person der Fanszene sei zur Erstversorgung in ein Krankenhaus gebracht worden.

Fünfjähriges Mädchen überrannt

Neben mehreren Festnahmen wurden die Personalien einer Vielzahl von Personen festgestellt. Es wurden unter anderem Strafverfahren wegen Landfriedensbruch, tätlichem Angriff, gefährlicher Körperverletzung, versuchter Gefangenenbefreiung und Sachbeschädigung eingeleitet.

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Die Eintracht teilte hingegen mit, dass "mindestens fünf Eintracht-Fans schwere bis sehr schwere Kopf- oder Gesichtsverletzungen" erlitten und in Krankenhäusern behandelt werden mussten. "Ein fünfjähriges Mädchen wurde von Polizisten überrannt und erlitt einen schweren Schock", erklärte der Verein weiter.

Man lehne Gewalt gegen die Polizei ab, so Eintracht Braunschweig, aber das Ausmaß an Verletzungen "so vieler Menschen wirft Fragen bezüglich der Verhältnismäßigkeit dieses Einsatzes und dem angemessenen Einsatz polizeilicher Mittel durch einzelne Beamtinnen und Beamte auf". Die Fanhilfe von Hertha BSC fällte ein deutliches Urteil: "Völlig unnötig, hier so vorzugehen."

Quelle: ntv.de, sue/dpa/sid

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