Fußball

Kimmich widerspricht Tuchel Goretzka droht ganz bittere Zeit beim FC Bayern

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Leon Goretzka gehörte in den vergangenen Jahren zu den wichtigsten Spielern beim FC Bayern und auch in der Nationalmannschaft. Doch derzeit sieht es aus, als würde seine Rolle beim Rekordmeister deutlich weniger wichtig. Wechseln will Goretzka eigentlich dennoch nicht.

Da hat Thomas Tuchel beim FC Bayern aber was losgetreten! Eine "Holding-Six" wünscht sich der Trainer. Hä? Pardon, Fußball-Fachchinesisch. Tuchel wünscht sich einen Mann, einen Sechser, der ausschließlich defensiv denkt. Einen Wachhund vor der Abwehr. Einen Wadlbeißer, der seine Position hält. Einen Mann, wie es Javi Martinez einst war, das baskische Stoppschild im Trikot des Rekordmeisters. Genau solch einen Fußballer, den vermisst der Coach im aktuellen Aufgebot der Münchner, das weiterhin mehr Baustelle als Fertighaus ist.

Eigentlich konzentrieren sich die massiven Kraftanstrengungen der Bayern doch derzeit voll auf Harry Kane, den Superstürmer, der das Superstürmer-Loch stopfen soll. Und dabei verdammt teuer werden könnte. Tatsächlich könnte erstmals die 100-Millionen-Euro-Schallmauer für einen Neuzugang in der Bundesliga fallen! Und dann ist da ja auch Kyle Walker, der kernige Rechtsverteidiger von Manchester City, den Tuchel auch gerne hätte. Puh. Viel zu tun! Und dann auch noch die "Holding-Six".

Potenzielle "Holding-Six" Kandidaten wurden bereits zahlreich beim FC Bayern gehandelt. Aurélien Tchouaméni von Real Madrid gilt aktuell als Wunschspieler von Tuchel. Zuvor war Declan Rice als Ziel ausgemacht worden. Doch der zweikampfstarke Engländer war dem Vernehmen nach zu teuer, 100 Millionen Euro sollen es gewesen sein, Rice wechselte von West Ham United schließlich zum FC Arsenal. Einen Transfer von Ajax Amsterdams Edson Álvarez, lange Zeit auch bei Borussia Dortmund im Gespräch, hat der Rekordmeister "Sky" zufolge dagegen abgelehnt. Der Mexikaner sei den Münchnern angeboten worden, diese hätten jedoch kein Interesse gezeigt.

"Wir suchen nicht verzweifelt"

Nun ist die Lage allerdings auch so: "Wir suchen nicht verzweifelt", bekannte Tuchel während der Asienreise der Münchner, die am Mittwoch mit einem wilden 4:3-Sieg gegen den FC Liverpool endete. "Wir vertrauen unseren Spielern, die unter Vertrag stehen. Wir vertrauen ihren Qualitäten." Die aber sind eben nicht jene, die sich der Trainer unbedingt noch wünscht. Joshua Kimmich, Leon Goretzka, Neuzugang Konrad Laimer sowie Talent Ryan Gravenberch ähneln sich nach Ansicht des Trainers in ihrer Spielweise. Und die ist eher (zu) offensiv.

Die Spiele des FC Bayern live im Free-TV

Internationaler Spitzenfußball am Nachmittag: RTL überträgt die hochkarätigen Testspiele des FC Bayern München live und exklusiv im Free-TV. Den letzten Test vor dem Bundesligastart bestreitet der FC Bayern am Montag, 7. August, um 16.55 Uhr gegen AS Monaco. Beim achtfachen französischen Meister steht der ehemalige Bundesliga-Trainer Adi Hütter an der Seitenlinie.

Auf seiner Asienreise hatte der FC Bayern zuvor in einem spektakulären Test den FC Liverpool geschlagen (4:3), der Vergleich mit Champions-League-Sieger Manchester City ging verloren (1:2).

Das aufgelistete Quartett liebe es, "zwischen den Strafräumen zu agieren", wie Tuchel in einem kurzen Impuls-Referat erklärte: "Wir haben nicht einen defensiven Sechser, der mehr an den Schutz der hinteren Zone denkt." Gravenberch sei "ein sehr guter Dribbler", Goretzka "ein sehr physischer Spieler", Laimer eher "ein Balljäger" und Kimmich "unser Stratege, der alles machen will und alles kann". Aber auch in Kimmichs DNA liege es nicht, ein rein defensiver Sechser zu sein, sagte Tuchel. "Joshua ist ein Leader, er will überall helfen. Er ist auch ein sehr guter Assistgeber." Eine "Holding-Six" damit dann aber eben nicht. Kaum ausgesprochen, kassierte Tuchel einen Konter von seinem "Strategen", der nach dem Liverpool-Spiel kurz und knapp bekannte: "Ich bin ein Sechser."

Ob Tuchels Wunsch erfüllt wird? Unklar. Patriarch Uli Hoeneß sah zuletzt keinen Bedarf. An Sportsfreund Laimer werde man schließlich noch viel Freude haben. Machtkampf? Kaderdissens? Aber nein, Tuchel wollte in Singapur keinen Disput mit Hoeneß erwachsen lassen. "Wir diskutieren in unserer Transfergruppe alle Meinungen. Es ist nicht nötig, dass wir immer übereinstimmen. Wichtig ist, dass man meinen Standpunkt kennt", sagte der Coach.

Tuchels Herz noch nicht erobert

Und tatsächlich hat sich Laimer, der Balljäger aus Leipzig, vorerst an der Seite des selbst ausgerufenen "Sechsers" Kimmich festgespielt. Für einen Mann ist das keine gute Nachricht: für Goretzka. Tag für Tag kristallisiert sich mehr heraus, dass der Herzensmensch der deutschen Fußball-Nation jenes seines Trainers noch nicht erobern konnte. Goretzka ist zweite Wahl, war zuletzt Kapitän der B-Elf.

Mit dem eigenen Anspruch des 28-Jährigen ist die derzeitige Rolle nicht vereinbar. In den vergangenen Jahren bildete er mit Kimmich das weitgehend unumstrittene Kraftzentrum der beiden größten Mannschaften des Landes - des FC Bayern und des DFB-Teams. Doch aktuell fehlt es dem "Power Tower" an Schubkraft, um sich wieder in die richtige Umlaufbahn zu schießen. Was nun? Ein Wechsel? Manchester United soll sehr interessiert sein. Und auch der BVB wurde immer mal wieder genannt. Einen Wechsel schließt Goretzka bislang für sich aus. "Ich liebe den Verein, ich liebe die Stadt, ich liebe die Fans. Es gibt keinen Gedanken, den Verein zu verlassen", sagte er bei der offiziellen Teampräsentation in der Münchner Allianz-Arena.

Das war vor der Asienreise. Vor den Spielen, in denen Goretzka nicht von Beginn an spielte, in denen er später eingewechselt wurde. An der Seite von Spielern wie Arijon Ibrahimović, wie Frans (mit s) Krätzig, wie Josip Stanisic oder auch Konkurrent Gravenberch. Stammplatz akut in Gefahr. In München. Und auch im DFB-Team? Nächstes Jahr steht die Heim-EM an, ein großes Ziel für Goretzka, ganz sicher. Zuletzt hatte der angeschossene Bundestrainer Hansi Flick İlkay Gündoğan in die Pflicht genommen. Er soll eine Schlüsselrolle bei der dringend benötigen Auferstehung der Nationalmannschaft einnehmen. An der Seite von Kimmich?!

"Einige andere Spieler haben auch nicht begonnen"

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Wohin mit Goretzka, wenn auf der Sechs kein Platz ist und auf der Acht ein Spieler wie Jamal Musiala zaubert? In beiden Mannschaften. Tuchel will die Sache (noch) nicht zu hoch hängen. Er ist derzeit sehr bemüht, das Thema kleiner zu reden, als es womöglich ist. "Einige andere Spieler haben auch nicht begonnen", sagte der Coach etwa mit Blick auf potenzielle andere Startspieler wie Kingsley Coman oder Matthijs de Ligt. "Das sind Entscheidungen, die wir treffen müssen", argumentierte Tuchel. Allerdings. Gegen Liverpool kamen Coman und de Ligt bereits nach der Pause, Goretzka musste bis zur 61. Minute warten. Ja gut, könnte man argumentieren, 15 Minuten, was soll's? Aber es sind manchmal die kleinen Dinge, die große Statements sind.

Der Bayern-Trainer bekräftigte nun noch einmal, was er schon nach den ersten Testpartien gegen Manchester City (1:2) und Kawasaki Frontale (1:0) erklärt hatte. "Ich suche schnell nach einer Startelf für den Saisonstart." Ohne Goretzka? Es sei eine Momentaufnahme, versicherte Tuchel in Bezug auf den 28-Jährigen: "Er hat es gut gemacht, als er aufs Spielfeld kam." Als er kam ...

Quelle: ntv.de

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