Interview vor Doping-Vorwürfen Pogbas Neuanfang endet im schlimmsten "Albtraum"
12.09.2023, 17:07 Uhr
Was wird aus Paul Pogba?
(Foto: picture alliance / abaca)
Paul Pogba kann sein Potenzial nie konstant abrufen, häufig steht er dafür in der Kritik. In dieser Saison wollte er es eigentlich nochmal bei Juventus Turin wissen. Doch dann kommen die Doping-Vorwürfe. Besonders tragisch ist das, weil er nur kurz zuvor den Neustart ankündigt.
Plötzlich war Paul Pogba wieder zurück in den Schlagzeilen - in maximal unerfreulichem Zusammenhang. "Positiver Dopingtest", hieß es in großen Lettern. "Was für ein Schlag", schrieb die italienische Presse. Und: "Karriere in Gefahr". In den vergangenen Jahren war es ziemlich ruhig geworden um den einstigen 105-Millionen-Euro-Mann, um den Weltmeister von 2018. Jetzt erreichte Pogba wohl den Tiefpunkt seiner Karriere.
Von einem "Albtraum" für Pogba berichtete die "Gazzetta dello Sport", am Montag hatte die Nachricht vom positiven Dopingtest bei dem französischen Mittelfeldstar von Juventus Turin die Runde gemacht. Dem 30-Jährigen wurde demnach ein zu hoher Testosteronwert nachgewiesen, das bestätigte die italienische Anti-Doping-Agentur der Nachrichtenagentur AFP.
Pogba selbst äußerte sich nicht und schickte seine Managerin vor. Rafaela Pimenta erklärte, dass sie auf das Ergebnis der Gegenanalysen warte. Eines sei sicher: "Paul Pogba hat niemals die Regeln missachten wollen", sagte sie in einem Statement laut italienischen Medien.
"Fußball ist schön, aber grausam"
Für Pogba, der ein Global Player mit 60 Millionen Followern bei Instagram ist, geht damit der Absturz weiter. Umso tragischer ist es, dass er sich erst jüngst in einem bemerkenswerten Interview mit Al-Jazeera zu Wort meldete. Das Gespräch wurde am Sonntag, also einen Tag, bevor die Anschuldigungen veröffentlicht wurden, veröffentlicht. Dort sprach er nicht nur über die sozialen Unruhen, die der tödliche Schuss eines Polizisten auf einen 17-Jährigen ausgelöst hatte.
Pogba sprach auch über den Druck, den das Milliardengeschäft Fußball mit sich bringt. "Fußball ist sehr schön, aber er ist grausam. Die Leute können dich vergessen. Du kannst etwas Großartiges tun - am nächsten Tag bist du ein Niemand", sagte er. Der Ausnahmekönner Pogba war auch immer ein ganz großes Versprechen im französischen Fußball. Jemand, der über ein enormes Talent verfügte, es aber nie konstant abrufen konnte - und viele enttäuscht zurückließ.
Bei der EM 2021 stach Pogba aus einer schlechten französischen Mannschaft, die im Achtelfinale ausschied, noch heraus. Dort blitzte hervor, was ihn auch für das Team von Didier Deschamps so wichtig machte. Schließlich gewannen sie auch dank des technisch so beschlagenen Fußballers 2018 in Russland den WM-Titel. Pogba stellte beim 4:2 im Finale gegen Kroatien selbst mit dem Treffer zum 3:1 die Weichen. Zwei Jahre zuvor war er für die damalige Rekordablöse jenseits der 100-Millionen-Marke aus Turin zu Manchester United gewechselt - die ganz großen Hoffnungen erfüllte er in England letztlich nicht.
Vom eigenen Bruder erpresst
In Turin wollte Pogba nach der Rückkehr 2022 noch einmal neu durchstarten, doch das erste Jahr seines bis 2026 gültigen Vertrags verlief schwierig. Wegen einer Knie-OP und ständigen Verletzungen kam Juves Nummer 10 gerade einmal auf zehn Einsätze. Die Verletzungsmisere sorgte dafür, dass er dann auch noch die WM 2022 in Katar verpasste.
Und auch neben dem Platz gab es nur wenig Ruhe. Mitglieder seiner Familie und alte Freunde versuchten, von Pogba eine zweistellige Millionensumme zu erpressen. Sein älterer Bruder kündigte im Sommer 2022 "explosive" Enthüllungen an, sollte er nicht zahlen. Die Polizei ermittelte, eine Zeit lang saß Bruder Mathias Pogba für seinen Erpressungsversuch im Gefängnis.
Die Zeit hat Paul Pogba schwer mitgenommen. "Geld verändert die Menschen", sagte er Al-Jazeera. "Es kann eine Familie zerstören. Es kann einen Krieg auslösen." Manchmal habe er gedacht: "Ich will kein Geld mehr haben. Ich will einfach nicht mehr spielen. Ich will nur mit normalen Menschen zusammen sein, damit sie mich für mich lieben - nicht für den Ruhm, nicht für das Geld", erklärte Pogba. "Manchmal ist es hart."
Deshalb kündigte er in dem Interview einen Neuanfang an, seine Karriere zu retten. Die Medien kritisierten ihn für vieles, angefangen von seinem Gehalt, bis zu seinem Aussehen. "Ich möchte, dass sie ihre eigenen Worte fressen. Ich will ihnen zeigen, dass ich nicht schwach bin. Sie können schlecht über mich reden. Aber ich werde niemals aufgeben", sagte er. Doch dazu wird es in nächster Zeit nicht kommen. Sollten sich die Doping-Vorwürfe bewahrheiten, droht Pogba eine Sperre von bis zu vier Jahren.
Quelle: ntv.de, ses/sid