Superstar wittert Verrat Ronaldo rechnet gnadenlos mit Manchester United ab
14.11.2022, 11:15 Uhr
Cristiano Ronaldo im Trikot von Manchester United.
(Foto: picture alliance / empics)
Cristiano Ronaldo wird fünfmal zum besten Spieler der Welt gewählt, doch die Zeiten sind lange vorbei. Sein Name fasziniert noch immer, jetzt aber kommen die Zuschauer, um seinem Absturz beizuwohnen. Mit einem Interview in England beschädigt er nun sein eigenes Denkmal.
Cristiano Ronaldo hat zu seinem unvermeidlichen Ende bei Manchester United das Megafon ausgepackt. In einem Interview mit Piers Morgan gelang es dem strauchelnden Superstar, seinen Klub komplett durchzubeleidigen. Er warf dem aktuellen Trainer Erik ten Hag "Verrat" vor und attackierte auch Ex-Coach Ralf Rangnick. "Ich hatte noch nie von ihm gehört", gestand der 37-jährige Portugiese in dem Interview, das ihn seinen Vertrag bei den Red Devils kosten dürfte. Mit Portugal geht es für ihn jetzt zu seiner letzten Weltmeisterschaft. Was danach passiert, wird ihm aktuell herzlich egal sein. Es geht um Wutsteuerung und Frustabbau vor seinem letzten Auftritt auf der ganz großen Bühne des Weltfußballs - der WM in Katar.
Auf dem Platz mag Ronaldo für United und somit momentan auch im Vereinsfußball keine Rolle mehr spielen, daneben aber gelingt es ihm immer wieder, die Schlagzeilen für sich einzunehmen. Ronaldo hat von seiner Faszination nichts eingebüßt. Richtete sich der Blick in der Vergangenheit jedoch auf seine sportlichen Leistungen, so überwiegt jetzt diese seltsame Mischung aus Mitleid und Begeisterung über den Fall. Der Portugiese, einst einer der besten Spieler der Welt, hat unter dem neuen Coach der Red Devils nicht nur seinen Stammplatz verloren, sondern offensichtlich auch die Geduld.
Nach nur zehn Startelf-Einsätzen in der ersten Saisonphase, nach nur mageren drei Toren in insgesamt immerhin 16 Spielen hat Ronaldo genug. Schon im Sommer hatte er das, wollte United nach nur einem Jahr wieder verlassen. Doch so sehr er sich auch bemühte: Einen neuen Klub konnte er nicht auftun. Weil nicht nur sein Spiel, sondern auch seine Gehaltsvorstellungen aus der Zeit gefallen sind. Der Portugiese handelte sich Absagen über Absagen ein.
Kein Respekt für Trainer ten Hag
Auch die deutschen Vereine Bayern München und Borussia Dortmund hatten nur lobende Worte für seine Vergangenheit, aber keine Verwendung für ihn in der Zukunft. In all der Zeit erklärte United-Boss ten Hag, er setze immer noch auf Ronaldo. Eine Lüge, ein hinterhältiges Spiel? "Sie wollten mich loswerden", sagte Ronaldo nun in dem vorab als Interview-Fragment veröffentlichten Gespräch.
Und so frustete sich Ronaldo durch die ersten Monate der Saison. Nur in der Europa League hatte er so etwas wie einen Stammplatz, in der Liga sorgte sein vorzeitiger Abgang beim Spiel gegen die Tottenham Hotspur sogar für eine Denkpause. Auf sein 700. Tor auf Klubebene musste er ewig warten, seine Aktien fielen noch tiefer in den Keller und all das lastet er nun im Interview eben auch seinem neuen Trainer ten Hag an. "Ja, ich fühlte mich verraten, und ich hatte das Gefühl, dass mich einige Leute hier nicht wollen. Nicht nur dieses Jahr, sondern auch voriges Jahr", zürnte Ronaldo, der erst 2021 von Juventus zurück auf die Insel gekommen war, bei Piers Morgan: "Ich respektiere ihn nicht, weil er mich nicht respektiert."
Schlecht nur für Ronaldo: Die Punkte sprechen für Trainer ten Hag. Dem Niederländer ist es in seinen ersten Monaten in Old Trafford gelungen, den seit Jahren in einer tiefen Krise steckenden Weltklub zu stabilisieren und ihn wieder in die Nähe der nationalen Spitze zu führen. Zu Beginn der WM-Pause liegt United mit 26 Punkten auf Platz fünf der Tabelle, in Schlagdistanz zu den momentan unter anderem von Tottenham und Newcastle United gehaltenen Champions-League-Rängen. Das war in den vergangenen Jahren bei Manchester United selten der Fall. Ob mit Ronaldo in der vergangenen Saison oder ohne ihn in den Jahren seit dem Abgang des legendären Sir Alex Ferguson als Manager der Red Devils.
Ralf Rangnick kannte er nicht
In der vergangenen Saison hatte der Deutsche Ralf Rangnick kurzzeitig das United-Steuer in der Hand, doch obwohl Ronaldo noch als Stammspieler mitmischte und insgesamt 24 Pflichtspieltore beisteuerte, durchlebte United eine miserable Saison, qualifizierte sich nur für die Europa League. Auch weil kein richtiger Trainer an der Seitenlinie stand, vermutete der Portugiese. "Wenn Du nicht mal Trainer bist, wie kannst Du dann der Boss von Manchester United sein? Ich hatte noch nie von ihm gehört", sagte Ronaldo über Rangnick, den aktuellen Nationaltrainer Österreichs, der in Deutschland als Trainer den Fußball revolutionierte und über dessen Einfluss auf Trainer-Stars wie Jürgen Klopp es bei seiner Ankunft in England großflächige Porträts gegeben hatte.
Ohnehin habe Ronaldo sich aber wie in der Steinzeit gefühlt, erklärte er. Nichts habe sich bei United seit dem Abgang von Ferguson verändert. "Der Fortschritt war gleich null", sagte er: "Es gab überhaupt keine Entwicklung. Nichts hat sich verändert. Ferguson weiß besser als jeder andere, dass der Klub nicht auf dem Weg ist, auf dem er sein sollte. Er weiß es, alle wissen es. Und die Leute, die es nicht sehen wollen, wollen es nicht sehen, weil sie blind sind."
Blind aber will Ronaldo nicht mehr sein. Er möchte sehen und noch viel mehr möchte er gesehen werden. Die letzte Chance auf großer Bühne bietet sich nun bei der anstehenden WM in Katar. Aufgrund seiner Leistungen ist er auch dort nicht mehr unumstritten, doch letztendlich hat er seinen Platz im Kader von Trainer Fernando Santos gefunden. Noch ist unklar, ob Ronaldo seine Portugiesen im ersten Spiel gegen Ghana am 24. November auf den Platz führen wird. Die weiteren Gegner in der Gruppe H heißen Uruguay und Südkorea. Nach der Abrechnung mit Manchester United weiß Nationalcoach Santos jetzt zumindest, was ihm im Falle eines Scheiterns ohne Ronaldo drohen könnte: der Zorn des Superstars.
Eins ist klar: Mit seinen Aussagen hat er sich bei United ins Abseits gestellt. Eine Zukunft in Old Trafford hat er nicht mehr. Sein Vertrag läuft nächsten Sommer aus, ein Abgang in diesem Winter ist mehr als überwiegend wahrscheinlich. Die Frage ist nur, wer sich die Diva leisten will. Ein großer Verein wird sich kaum noch darunter befinden.
Quelle: ntv.de