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Kader-Roulette für Russland Setzt Löw auf das WM-Risiko mit Neuer?

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Warum nehmen die ein 19 Monate altes Foto? Weil Manuel Neuer zuletzt am 11. Oktober 2016 im Tor der deutschen Fußball-Nationalmannschaft stand.

Warum nehmen die ein 19 Monate altes Foto? Weil Manuel Neuer zuletzt am 11. Oktober 2016 im Tor der deutschen Fußball-Nationalmannschaft stand.

(Foto: imago/Revierfoto)

Soll bei der WM ein Mann im Tor der DFB-Elf stehen, der seit Mitte September keinen Fußball mehr gespielt hat? Das ist eine der Fragen, die Joachim Löw bis zur Kaderbekanntgabe klären muss. Und was wird aus Mario Götze?

Eine der wichtigeren Fragen kann der Bundestrainer nicht selbst entscheiden. Wird Manuel Neuer nach seinem Fußbruch rechtzeitig zur Weltmeisterschaft in Russland fit? Oder wird er es nicht? Sein bisher letztes Fußballspiel hat der Torhüter des FC Bayern am 16. September vergangenen Jahres absolviert, seine angekündigte Wiederkehr verzögert sich Woche um Woche. Nun heißt es, dass er auch im allerletzten Bundesligaspiel der Saison am kommenden Samstag (ab 15.30 Uhr im Liveticker bei n-tv.de) gegen den VfB Stuttgart nicht spielen wird.

Fragen über Fragen: Joachim Löw.

Fragen über Fragen: Joachim Löw.

(Foto: imago/Sven Simon)

Und nun? In einer Woche, am 15. Mai, gibt Joachim Löw im Dortmunder Fußballmuseum seinen vorläufigen Kader für die Weltmeisterschaft bekannt, die vom 14. Juni bis zum 15. Juli in Russland stattfindet. Oliver Bierhoff, der Manager der DFB-Elf, hat zwar jüngst behauptet, für Neuer gebe es keine Deadline. Aber der Bundestrainer muss sich schon überlegen, welches Risiko er eingehen will. Will er im Juni wirklich auf einen Torhüter setzen, der von September bis Mai nicht gespielt hat? Das wiederum muss Löw dann doch entscheiden. Die Nationalelf hat vor der WM noch zwei Testspiele gebucht: am 2. Juni in Klagenfurt gegen Österreich und am 8. Juni in Leverkusen gegen Saudi Arabien. Auch hier könnte Neuer, der ja immer noch der Kapitän der DFB-Elf ist, Spielpraxis sammeln. Aber reicht das?

Mit Marc-André ter Stegen vom FC Barcelona steht einer bereit, der für Neuer einspringen könnte - weil er sich längst als Ersatz-Nummer-Eins etabliert hat. Auch das ist so eine Marke: Das 74. und bisher letzte Mal hat Neuer am 11. Oktober 2016 für die Nationalmannschaft gespielt, beim 2:0 gegen Nordirland in der WM-Qualifikation in Hannover. Das liegt nun fast 19 Monate zurück. Aber lassen wir uns überraschen - und wagen mal eine Prognose für das Auftaktspiel der DFB-Elf am 17. Juni (ab 17 Uhr im Liveticker bei n-tv.de) gegen Mexiko im Moskauer Luschniki-Stadion. Wie könnte die Startelf aussehen? Fast so wie beim 1:1 im Test Ende März gegen Spanien. Und aus welchem Pool rekrutiert sie sich?

Was wird aus Boateng?

Im Tor steht also idealerweise Weltmeister Neuer, obwohl wir eher auf ter Stegen tippen. Davor ist die Abwehrreihe mit den Münchnern Joshua Kimmich, Jérôme Boateng, Mats Hummels sowie dem Kölner Absteiger Jonas Hector gesetzt. Theoretisch. Denn: Boateng fehlt dem FC Bayern seit dem Hinspiel im Halbfinale der Champions League gegen Real Madrid aufgrund einer "strukturellen Verletzung der Adduktoren-Muskulatur im linken Oberschenkel". Er spielt in dieser Saison nicht mehr für die Münchner. Was das heißt? Das kann wohl nur Dr. Hans-Wilhelm Müller-Wohlfahrt beantworten. Löw dürfte besorgt darauf blicken, ob die Oberschenkelprobleme seines Abwehrchefs rechtzeitig ausgeheilt sein werden.

Die WM-Startelf gegen Mexiko

So könnte die DFB-Elf auflaufen: Marc-André ter Stegen - Joshua Kimmich, Jérôme Boateng (Niklas Süle), Mats Hummels, Jonas Hector - Sami Khedira, Toni Kroos - Thomas Müller, Mesut Özil, Marco Reus (Julian Draxler) - Timo Werner

Als Abwehr-Alternativen fahren Niklas Süle, der beim FC Bayern zuletzt als Boateng-Ersatz überzeugte, der polyvalente Gladbacher Matthias Ginter, Antonio Rüdiger vom FC Chelsea und der Berliner Marvin Plattenhardt mit. Im Mittelfeld bleibt Toni Kroos von Real Madrid unersetzlich. Neben ihm hat der Turiner Sami Khedira beste Chancen auf der Doppelsechs. Löw verfügt aber mit Leon Goretzka, der vom FC Schalke zum FC Bayern wechselt, Ilkay Gündogan von Manchester City und dem Münchner Sebastian Rudy über erstklassige Wechseloptionen. Das gilt im Prinzip auch für Emre Can, dessen bisher letzter Einsatz jedoch vom 17. März datiert. Aufgrund einer Rückenverletzung stand er seither nicht mehr im Kader des FC Liverpool und fehlte bei den jüngsten Tests der DFB-Elf gegen Spanien und Brasilien. Das könnte ihn zum Streichkandidaten machen.

Götzes Leistung schwankt nun mal

In der Offensivreihe spielt Thomas Müller vom FC Bayern rechts immer, dazu kommen Arsenals Mesut Özil zentral und auf links Julian Draxler von Paris Saint-Germain - falls der Dortmunder Marco Reus nicht mitfährt und sich die Rückenprobleme von Özil nicht als schwerwiegender herausstellen. Als Joker gesetzt: Man Citys Leroy Sané und Leverkusens Julian Brandt. Der Angriffsstammplatz geht an den Leipziger Timo Werner. Ob Mario Gomez vom VfB Stuttgart oder der Münchner Sandro Wagner dabei sind, kann Löw ebenso auswürfeln wie die Position des dritten Torwarts. Damit hält sich also das Überraschungspotenzial für die Kadernominierung in Grenzen. Die nach den Siegen beim Confed Cup und bei der U21-EM im Sommer 2017 sehr große Zahl an Kandidaten hat sich stark reduziert. Aber wer könnte der Bessermacher sein, der die DFB-Elf nach dem WM-Triumph 2014 in Brasilien zur erfolgreichen Titelverteidigung führt?

Der Bundestrainer hat nochmal darauf hingewiesen: "Der Erfolg steht über allem." Sieht man mal von Neuer und Boateng ab, dürfte die Auslese so ziemlich jeden treffen, der nicht fit ist oder es rechtzeitig bis zum Abflug am 12. Juni nach Moskau sein wird. In der Hinsicht muss sich Reus bisher keine Sorgen machen: Nach Wochen des Aufbautrainings erinnert er beim BVB wieder an den brillanten Hoffnungsträger, der er auch vor der WM in Brasilien war. Seine Dynamik und Abschlussstärke könnten dem DFB-Angriff die Frische verleihen, die er in den letzten Testspielen öfter mal vermissen ließ: Im Normalfall wäre Reus ein Kandidat für die Startelf. Doch was heißt das schon? Wenn er fit bleibt, kommt er mit. Nur liegt genau da das Problem.

Größere Sorgen um das WM-Ticket muss sich ohnehin Mario Götze machen: Nach dem Denkzettel des Bundestrainers (für die Testspiele nicht berücksichtigt) blieb die ganz große Leistungsoptimierung aus. Zwar ist die im konstant unsteten Spiel der Dortmunder nur unter erschwerten Bedingungen abrufbar, was für den WM-Helden a. D. zwar schade, für Löw in letzter Instanz aber egal ist. Götzes Leistung schwankt, die Erwartung an ihn bleibt. Eine Diskrepanz, die Götze gut und gerne die WM kosten kann. Auch für Shkodran Mustafi, Benedikt Höwedes und André Schürrle gibt es mutmaßlich keine guten Nachrichten.

Quelle: ntv.de

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