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Umsteigen leicht gemacht Diese Linux-Varianten sind idealer Windows-10-Ersatz

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Linux kann "veraltete" Windows-10-Rechner noch lange am Leben halten.

Linux kann "veraltete" Windows-10-Rechner noch lange am Leben halten.

(Foto: IMAGO/Depositphotos)

Wenn der Windows-10-Computer nicht für ein Upgrade auf Windows 11 geeignet ist, ist man mit Microsofts "Gnadenfrist" zwar noch ein Jahr auf der sicheren Seite, aber dann muss ein neuer PC her. Es sei denn, man installiert Linux, das auch auf älteren Rechnern noch problemlos läuft und gratis erhältlich ist.

Seit dem 14. Oktober gibt es für Windows 10 nur noch Sicherheitsupdates, wenn man am Programm Extended Security Updates (ESU) teilnimmt. Das ist zwar kostenlos, wenn man ein Microsoft-Konto hat, endet aber nach einem Jahr. Spätestens dann müssen Nutzerinnen und Nutzer, deren PC nicht für Windows 11 geeignet ist, eine andere Lösung finden, falls sie nicht einen neuen Computer kaufen möchten.

Eine sichere und kostenlose Alternative, die auch für ältere PCs mit schwächerer Hardware gut geeignet ist, ist Linux. ntv.de hat vier davon ausgesucht, es gibt aber zahlreiche weitere gute Alternativen, auch für spezielle Anforderungen. Eine Übersicht mit Auswahlfiltern findet man unter anderem bei Lidux.de.

Umfangreiche Grundausstattung

Genau genommen geht es nicht um Varianten, sondern sogenannte Linux-Distribution. Das bedeutet, dass man nicht ein pures Betriebssystem, sondern eine Sammlung von aufeinander abgestimmter Software erhält, die man benötigt, um einen Computer zu benutzen. Dazu gehören unter anderem Browser, E-Mail-Client oder Office-Programme.

Zusätzlich kann man zahlreiche weitere Gratis-Software installieren, mit der man nahezu alle Windows-Anwendungen ersetzen kann, die man bisher genutzt hat, solange sie keine speziellen Anforderungen erfüllen müssen. Dabei handelt es sich oft um sogenannte Open-Source-Programme, deren Quellcode für jeden einsehbar und veränderbar ist. Das bedeutet, dass sie gewöhnlich sehr sicher sind, da viele Entwickler Fehler finden und beheben können, bevor Angreifer in der Lage sind, sie auszunutzen. Das trifft auch grundsätzlich auf die Linux-Distributionen selbst zu.

Wenn Windows-Programme alternativlos sind

Wenn man auf Windows-Programme angewiesen ist, gibt es die Möglichkeit, Wine zu installieren. Dabei handelt es sich um eine sogenannte Laufzeitumgebung, die es erlaubt, auf Linux-Rechnern Windows-Anwendungen auszuführen. Wirklich bequem ist das allerdings nicht und eher als Übergangslösung geeignet, bis man eine Linux-Alternative gefunden oder dann doch einen Windows-11-Computer gekauft hat. Etwas komfortabler ist die Angelegenheit mit der grafischen Benutzeroberfläche Bottles.

Eine weitere Option ist, Linux erst einmal parallel zu Windows 10 zu installieren. Man kann dann weiter mit den Windows-Programmen arbeiten, sollte dabei aber zur Sicherheit den Computer vom Internet trennen. Außerdem benötigt man mindestens 20 GB freien Speicherplatz auf der Festplatte, um für die Linux-Distribution eine eigene Partition anzulegen.

Dazu klickt man zunächst mit der rechten Maustaste unten links auf das Windows-Symbol und wählt dann im erscheinenden Menü die Datenträgerverwaltung aus. Dort klickt man erst mit der rechten Maustaste auf die Windows-Partition und dann auf Volume verkleinern. Die Größe wird in Megabyte (MB) dargestellt, 20 GB sind 20.000 MB. Am besten stellt man den maximalen Wert ein, da die Windows-10-Partition ja nicht mehr ausgebaut wird. Kommt man nicht auf 20 GB, löscht man große gespeicherte Dateien wie Videos, nachdem man sie auf einem externen Medium gesichert hat. Auch nicht gebrauchte Programme können entfernt werden.

Ist der Wert eingegeben, klickt man auf Verkleinern. Der für Linux zur Verfügung stehende Speicherplatz wird danach als Nicht zugeordnet angezeigt.

Erst Backup, dann installieren

Soll Linux Windows 10 komplett ersetzen, sollte man unbedingt vorher alle wichtigen Dateien, die man behalten möchte, auf einem externen Medium sichern. Das kann man manuell machen oder eine spezielle Software verwenden, etwa die kostenlose deutsche Open-Source-Software "Personal Backup".

Auf den Websites der Distributionen findet man Handbücher und Anleitungen zur Installation. Grundsätzlich geht man dabei immer gleich vor: Zunächst lädt man die Software auf den Computer herunter und erstellt damit ein bootfähiges Medium, wofür am einfachsten ein USB-Stick benutzt wird. Falls nötig, wird dafür auf zusätzlich notwendige Software verlinkt.

Für MX Linux gibt es ausführliche Handbücher in vielen Sprachen.

Für MX Linux gibt es ausführliche Handbücher in vielen Sprachen.

(Foto: MX Linux Community )

Um von einem Stick zu booten, gibt es je nach Computerhersteller verschiedene Möglichkeiten. Normalerweise muss man dafür beim Start eine bestimmte Taste drücken. Welche dies ist, kann man normalerweise einfach durch eine Internetsuche herausfinden.

Bei laufendem Rechner kann man in den Einstellungen zu Update & Sicherheit - Wiederherstellung gehen. Dort wählt man erst Erweiterter Start und dann Jetzt neu starten aus. Im folgenden Fenster klickt man zunächst auf Option auswählen, dann Gerät verwenden - USB-Speichergerät.

Das ist jeweils kein Hexenwerk, aber man sollte sich wenigstens ein wenig mit Computern auskennen. Im Zweifel sucht man im Internet nach Schritt-für-Schritt-Anleitungen und/oder bittet jemanden um Hilfe.

Ubuntu

Eine der beliebtesten Linux-Distributionen ist Ubuntu. Es hat eine übersichtliche, Windows-ähnliche Benutzeroberfläche mit intuitiver Menüführung. Über das Ubuntu Software Center lassen sich Hunderte Programme mit wenigen Klicks installieren, und durch regelmäßige Updates und integriertem Schutz vor Schadsoftware gilt die Distribution als besonders sicher.

Ubuntu ist schnell verstanden.

Ubuntu ist schnell verstanden.

(Foto: kwe)

Lädt man Ubuntu von einem Stick, kann man es erst ausprobieren, bevor man es tatsächlich installiert. Außerdem kann man während der Installation entscheiden, wie umfangreich das Software-Paket sein soll. Das funktioniert bei anderen Linux-Distributionen ähnlich.

Ein wichtiger Vorteil des weitverbreiteten Ubuntu ist seine große Community. Denn so findet man schnelle Hilfe in Foren, Wikis und Chats, wodurch Einsteiger Probleme leicht selbst lösen können. Achtung: Nach der Installation erhält man ein Angebot, auf die kostenpflichtige Pro-Version zu wechseln. Das kann man nicht nur "vorerst überspringen", sondern ignorieren.

Linux Mint

Weil die Benutzeroberfläche vertraut wirkt und leicht zu bedienen ist, ist Linux Mint besonders gut für Windows-Umsteiger geeignet. Überdies gilt die Distribution nicht nur als sehr sicher, sondern auch als besonders stabil, da die Entwickler neue Versionen nur nach gründlicher Prüfung veröffentlichen. Linux Mint, das auf Ubuntu basiert, ist genügsam und funktioniert auch auf älteren Rechnern.

Die Umgewöhnung auf Linux Mint fällt leicht.

Die Umgewöhnung auf Linux Mint fällt leicht.

(Foto: kwe)

Mit verschiedenen Desktop-Umgebungen wie Cinnamon, MATE und Xfce kann man die Optik und Funktionalität an eigene Bedürfnisse anpassen. Cinnamon bietet dabei ein ähnliches Startmenü und eine Taskleiste wie Windows 10.

Im Starterpaket enthalten sind unter anderem Libre Office, Mozilla Firefox und Thunderbird sowie Programme für Musik, Videos und Fotos oder ein Kalender. Sogar ein Passwortmanager ist an Bord. Viele weitere Anwendungen findet man übersichtlich geordnet in einem App-Store.

Zorin OS

Zorin OS bietet ebenfalls ein Layout, das Windows optisch und funktional stark ähnelt - inklusive Startmenü, Taskleiste und Systemtray. Die Benutzeroberfläche ist klar strukturiert und auch für Linux-Neulinge leicht verständlich. Wenn man möchte, kann man mit Zorin Appearance das Aussehen des Systems sogar so anpassen, dass es nahezu wie Windows 11 aussieht.

Der Standard-Desktop von Zorin OS.

Der Standard-Desktop von Zorin OS.

(Foto: Zorin Technology Group Ltd.)

Auch diese Distribution basiert auf Ubuntu, bietet verschiedene Desktop-Umgebungen und gilt als äußerst stabil und sicher. Obendrein ist sie genügsam und lässt auch alte Rechner wieder flott aussehen.

Die wichtigsten Programme sind vorinstalliert, im Software-Center findet man viele weitere Anwendungen. Zorin OS hat zudem Wine und Bottles bereits integriert, falls man Windows-Programme noch weiter nutzen möchte.

MX Linux

MX Linux gehört ebenfalls zu den am häufigsten genutzten Distributionen. Es basiert auf Debian Stable, einer der robustesten Linux-Grundlagen, die schon lange etabliert ist. Dadurch läuft das System äußerst stabil und eignet sich auch für den langfristigen Einsatz. Die Distribution ist zudem besonders ressourcenschonend, läuft also auch auf schwachen Systemen schnell und flüssig.

MX Linux mit der KDE-Oberfläche ist eine gute Wahl für Windows-10-Umsteiger.

MX Linux mit der KDE-Oberfläche ist eine gute Wahl für Windows-10-Umsteiger.

(Foto: MX Linux)

MX Linux kommt mit zahlreichen Werkzeugen, die typische Aufgaben wie Systemwartung, Treiberinstallation oder USB-Erstellung vereinfachen. Damit ist es auch für Einsteiger leicht zu bedienen. Außerdem lässt sich die Distribution umfassend den eigenen Bedürfnissen anpassen.

Die genügsamste Desktop-Oberfläche von MX Linux ist Fluxbox, sie ist allerdings weniger für Windows-Umsteiger geeignet. Unter anderem fehlen ein Startmenü oder eine Taskleiste und Einstellungen müssen oft über Texteingaben vorgenommen werden. Xfce ist die Oberfläche mit den umfassendsten Möglichkeiten, aber für Umsteiger ist gewöhnlich KDE übersichtlicher und daher besser geeignet.

Quelle: ntv.de

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