Erkennen von Freund und Feind Ameisen haben feine Nasen an Fühlern
16.08.2015, 19:10 Uhr
Freund oder Feind: Ameisen können das mit ihren Fühlern feststellen.
(Foto: picture alliance / dpa)
Ameisen überraschen immer wieder mit ihrem komplexen Sozialleben. Damit das funktioniert, ist es wichtig, dass die Tiere sich untereinander erkennen und Eindringlinge identifizieren. Wie genau, können Forscher nun erklären.
Ameisen können Körpergerüche extrem detailliert erkennen. Die Tiere seien so in der Lage, die verschiedenen Gruppen innerhalb der Kolonie und aus anderen Völkern stammende Eindringlinge sicher zuzuordnen, berichten US-Forscher im Fachmagazin "Cell Reports". Möglicherweise bildeten verschiedene Kohlenwasserstoffe an der Körperoberfläche der Tiere eine Art chemischen Code.
Menschen nutzen vor allem ihre Augen, um Freunde und Verwandte zu erkennen. Auch in komplexen Gesellschaften lebende Insekten müssen andere Individuen sicher erkennen können, um zwischen Nestgenossen, Feinden und Parasiten zu unterscheiden. Bei ihnen geschieht das vor allem über chemische Signalstoffe, sogenannte Pheromone. Ameisen tragen eine komplexe Mischung solcher Moleküle auf der Körperoberfläche, der sogenannten Kutikula. Zum großen Teil sind dies Kohlenwasserstoffe.
Außergewöhnliches Können der "Fühlernase"
Die "Nase" der Ameisen sitzt auf ihren Fühlern: eine Kollektion verschiedener Duftrezeptoren. Die Forscher um Anandasankar Ray von der University of California in Riverside untersuchten nun systematisch die Reaktion einzelner Neuronen in den Fühlern auf typische Kohlenwasserstoffe in der Kutikula der Rossameise Camponotus floridanus. Auf diese Weise konnten sie exakt erfassen, welches Molekül im sensorischen System der Tiere welche Reaktion auslöst.
"Zu unserer Überraschung werden diese flüchtigen Verbindungen von den spezialisierten Fühlersensoren nicht nur sehr sensitiv erkannt, es werden zudem fast alle Kohlenwasserstoff-Komponenten wahrgenommen", erklärt Ray. Die Fähigkeit, ein so breites Spektrum solcher Verbindungen registrieren zu können, sei ungewöhnlich und möglicherweise eine Eigenheit sozial lebender Insekten.
Ameisen haben mehr Geruchsrezeptoren als Menschen
Die Forscher vermuten, dass Ameisen nicht nur auf die An- und Abwesenheit bestimmter einzelner Kohlenwasserstoffe reagieren, sondern das Gemisch der vorhandenen als eine Art chemischen Code wahrnehmen. Camponotus floridanus besitze mehr verschiedene Geruchsrezeptoren als der Mensch und die meisten anderen Insekten. Versuche mit markiertem Futter hätten gezeigt, dass Ameisen dieser Art selbst minimal verschiedene Kohlenwasserstoffe unterscheiden können.
Über das Leben von Ameisen gibt es immer wieder Erkenntnisse, die staunen lassen. So fanden Forscher heraus, dass bestimmte Ameisen beim Erkunden unbekannten Terrains einen Linksdrall haben. In fremden Nestern mit ihrem Labyrinth aus Gängen behalten sie so besser den Überblick. Für andere Ameisen wurde gezeigt, dass sie sich bei einer Überschwemmung zu lebenden Flößen verbinden – mit den Larven und Puppen wegen deren höherem Auftrieb nach unten. Zu den komplexesten Verhaltensweisen gehört die Konstruktion der Nester. Eine Entdeckung dabei: Schwarze Wegameisen legen in ihren Behausungen sogar Klo-Nischen an.
Quelle: ntv.de, jaz/dpa