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Bessere Regenerationsprozesse Blutspenden bringen Spendern echte Vorteile

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Bei einer Blutspende.

Bei einer Blutspende.

(Foto: picture alliance / dpa / dpa-Zentralbild / Bernd Wüstneck)

Blut rettet Leben. Aber auch Blutspender profitieren, denn der Aderlass verändert das Blut auf genetischer Ebene so, dass es das Risiko für schwere Erkrankungen des Blutes senken kann, wie eine aktuelle Untersuchung zeigt. Besonders profitieren Vielspender.

Regelmäßiges Blutspenden kann die Regeneration der Blutzellen anregen. Das haben Forschende vom Deutschen Krebsforschungszentrum (DKFZ), vom Heidelberger Institut für Stammzelltechnologie und experimentelle Medizin (HI-STEM) und vom Blutspendedienst des Deutschen Roten Kreuzes herausgefunden. Häufiges Blutspenden führt den Ergebnissen der Untersuchung zufolge zu genetischen Anpassungen in Blutstammzellen.

Blutstammzellen stellen sicher, dass der Körper ständig mit neuen roten und weißen Blutkörperchen versorgt wird. Im Laufe des Lebens häufen sich jedoch in einzelnen Stammzellen genetische Veränderungen an. Diese mutierten Stammzellen können zu größeren Zellklonen werden, deren Zellen alle dieselbe Mutation tragen und die unter Umständen lebenslang erhalten bleiben. Dieses Phänomen wird als "klonale Blutbildung" bezeichnet und bei mehr als zehn Prozent der über 60-Jährigen und bei über der Hälfte der über 80-Jährigen beobachtet.

Mehr Erkrankungsrisiken durch klonale Blutbildung

Mit den Lebensjahren können sich bestimmte genetische Veränderungen in den Stammzellen unterschiedlich stark durchsetzen. Dadurch steigt einerseits das Risiko für Blutkrebs, andererseits aber auch die Risiken für Herzinfarkt, Schlaganfall sowie Lungen- und Lebererkrankungen. Die Forschenden um Darja Karpova vom HI-STEM und dem DRK Blutspendedienst BaWü Hessen wollten nun wissen, ob und inwieweit sich Blutspenden auf die klonale Blutbildung auswirkt.

Für die Studie wurde das Blut von insgesamt 429 älteren männlichen Spendern genetisch untersucht. 217 davon spendeten in ihrem Leben mehr als 100 Mal, die Kontrollgruppe von 212 Männern weniger als 10 Mal Blut. Bei der Analyse der Ergebnisse zeigte sich, dass sich besonders bei Vielspendern Klone mit bestimmten genetischen Veränderungen durchsetzen. Dabei handelt es sich um eine Gruppe spezieller Mutationen im sogenannten DNMT3A-Gen. Mutationen in diesem Bereich wurden in der Vergangenheit bereits mit Leukämie in Verbindung gebracht.

Hormonausschüttung nach Blutverlust

DNMT3A-Gen sorgt dafür, dass sich Zellen an wechselnde Bedingungen anpassen können. In der Situation der Blutspende ist der Körper darauf bedacht, das verlorene Blut möglichst schnell nachzubilden. Die mutierten Zellen besitzen anderen gegenüber einen Vorteil. Unter dem Einfluss des Hormons Erythropoietin (EPO), das nach Blutverlust und daher auch nach einer Blutspende vermehrt ausgeschüttet wird, können sich die Zellen mit diesen DNMT3A-Mutationen gegenüber anderen Stammzellen behaupten und anreichern.

"Es ist, als würde sich der Körper an die Herausforderung anpassen und bestimmte Genvarianten begünstigen, die es erlauben, mit dem Stress nach der Blutspende besser umzugehen und die verlorenen Blutzellen schneller zu ersetzen", wird Karpova laut Mitteilung des DKFZ zitiert.

Obwohl sich Mutationen auch als Krankmacher entpuppen können, geben die Forschenden in diesem Fall Entwarnung. Es scheine vielmehr so zu sein, dass die speziellen Mutationen das Gleichgewicht der normalen Blutbildung nicht störten, sondern lediglich den Prozess der durch EPO gesteuerten Bluterneuerung nach Blutverlust verbesserten. Im Gegensatz zu anderen bekannten Mutationen in den Blutzellen gebe es keinerlei Hinweise, dass diese Veränderungen das Risiko für Leukämie oder andere mit der klonalen Blutbildung assoziierte Erkrankungen erhöhe, heißt es in der Mitteilung. Die Studienergebnisse wurden im Fachmagazin Blood veröffentlicht.

Quelle: ntv.de, jaz

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