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Auch Korallen in Karibik bedroht Grund für Seeigel-Massensterben gefunden

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Nach der Infektion sieht der Seeigel aus wie ein Haufen Stecknadeln.

Nach der Infektion sieht der Seeigel aus wie ein Haufen Stecknadeln.

(Foto: Makenzie Kerr USF College of Marine Science/dpa)

Seit einigen Monaten sterben in der Karibik massenweise Seeigel, bis fast zur völligen Auslöschung. Das ist auch für die dortigen Korallen eine große Gefahr. Ein Forschungsteam hat sich auf die Suche nach der Ursache des Massensterbens gemacht - und ist fündig geworden.

Ein einzelliger Parasit steckt hinter einem Massensterben von Seeigeln in der Karibik, das auch Korallen bedroht. Das schreibt ein großes internationales Forschungsteam im Fachmagazin "Science Advances". Damit gebe es nun eine Erklärung, warum seit Anfang 2022 die Tiere der Art Diadema antillarum, auch Atlantischer Diadem-Seeigel genannt, in großer Zahl verenden.

In den betroffenen Gebieten sei die Zahl dieser Seeigel um 85 bis 95 Prozent zurückgegangen, heißt es in einer Mitteilung der Cornell University im US-Bundesstaat New York. Dadurch seien auch Korallenriffe bedroht, denn die Seeigel fressen Algen, die sonst die Korallen überwuchern und sie so abtöten.

Ähnliche Beobachtungen in großen Teilen der Karibik

Forscher bei der Probenentnahme, anhand derer die Umweltbedingungen für den Langstacheligen Seeigel untersucht wurden.

Forscher bei der Probenentnahme, anhand derer die Umweltbedingungen für den Langstacheligen Seeigel untersucht wurden.

(Foto: UF/IFAS/dpa)

Das Sterben der Diadem-Seeigel war erstmals im Januar 2022 auf den US-amerikanischen Virgin Islands aufgefallen. In den Monaten darauf wurden ähnliche Beobachtungen in weiten Teilen der Karibik gemacht, vor Jamaika, in den Kleinen und weiten Teilen der Großen Antillen, vor Florida und Curaçao. Die sterbenden Seeigel verlieren ihre Stacheln und lösen sich vom Untergrund.

Studienleiterin Mya Breitbart von der University of South Florida hörte einige Wochen nach der ersten Meldung vom Sterben der Seeigel und stellte ein Forschungsteam zusammen. "Zu dem Zeitpunkt wussten wir nicht, ob das Absterben durch Verschmutzung, Stress oder durch etwas anderes ausgelöst wurde", sagt Erstautor Ian Hewson von der Cornell University.

Bakterien und Viren nicht Ursache des Massensterbens

Der "schuldige" Parasit: Wimpertierchenkultur unter dem Mikroskop.

Der "schuldige" Parasit: Wimpertierchenkultur unter dem Mikroskop.

(Foto: Mya Breitbart USF College of Marine Science/dpa)

Das Team nahm daraufhin Seeigel-Proben von insgesamt 23 verschiedenen Orten unter die Lupe, einige davon waren vom Massensterben betroffen, andere nicht. Zunächst lag der Fokus der Untersuchungen auf Bakterien und Viren, was aber zu keinem Ergebnis führte. "Wir waren ein bisschen in einer Sackgasse", sagt Hewson.

Schließlich suchte die Gruppe nach Erbgutschnipseln von anderen Lebewesen - und wurde fündig. In den Proben von den vom Massensterben betroffenen Orten fanden die Forschenden bestimmte Wimpertierchen in großer Zahl. Diese winzigen Organismen bestehen aus nur einer Zelle und haben kleine Härchen auf ihrer Oberfläche, mit denen sie sich bewegen können. Sie kommen häufig im Wasser vor und sind oft harmlos. Allerdings wurden Verwandte der nun gefundenen Wimpertierchen bereits für Massensterben bei anderen Meerestieren wie Haien verantwortlich gemacht.

Die Forschenden machten dann die Gegenprobe. Sie infizierten gesunde Diadem-Seeigel in einem Aquarium mit den Wimpertierchen. Tatsächlich starb ein großer Teil der Seeigel binnen weniger Tage ab.

Noch offene Fragen

Obwohl der Auslöser des Massensterbens nun gefunden ist, bleiben Fragen offen. Gab es diese speziellen Wimpertierchen der Gruppe Philaster auch früher schon in der Region? Falls ja, warum haben sie erst jetzt diese verheerenden Auswirkungen? Können sie auch andere Seestern-Arten befallen? Zudem ist unklar, wie sich die Wimpertierchen-Infektionen verhindern lassen.

Das aktuelle Massensterben von Diadema antillarum ist nicht das erste in der Region. Bereits in den 1980er Jahren wurden diese Tiere auf mysteriöse Weise dahingerafft. Fast 98 Prozent der Population verschwanden damals, den Grund dafür kennt man bis heute nicht. Später konnten sich die Seeigel zwar etwas erholen, das Massensterben hatte aber - zusammen mit anderen Faktoren - bereits zu einem raschen Abbau vieler Korallenriffe geführt.

Quelle: ntv.de, Valentin Frimmer, dpa

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