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Jungfräuliche Empfängnis Hai-Dame Leonie braucht keinen Mann

Ein Leopardenhai in einem Aquarium.

Ein Leopardenhai in einem Aquarium.

(Foto: picture-alliance/ dpa)

Leopardenhai Leonie sorgt für eine Sensation. Obwohl die Hai-Dame jahrelang in Isolation lebt, bringt sie drei Mini-Haie zur Welt. Forscher sind von der heiligen Empfängnis fasziniert.

Dass weibliche Haie Nachkommen ohne einen Beitrag von einem männlichen Hai produzieren können, ist nicht neu. Dies nennt man Parthenogenese und wurde auch schon bei Fröschen, Fischen, Eidechsen, Pflanzen, Insekten und Vögeln beobachtet. Der Fall eines australischen Leopardenhais ist jedoch einzigartig, denn bislang wurde die eingeschlechtliche Fortpflanzung nur bei weiblichen Haien beobachtet, die absolut keinen Kontakt mit männlichen Artgenossen hatten.

Leopardenhai Leonie dagegen lebte 13 Jahre lang mit ihrem Partner Leo zusammen und bekam während dieser Zeit reichlich Nachwuchs. Doch 2013 wurde die Hai-Dame im Reef HQ Aquarium in Townsville von ihrem Gefährten getrennt und in ein anderes Becken verlegt. Um so überraschender war es, dass Leonie im vergangenen April drei Mini-Haie auf die Welt brachte, wie Experten der University of Queensland im Fachjournal "Scientific Reports" berichten.

"Wir dachten zuerst, dass sie Spermien ihres früheren Partners eingelagert und sich damit selber befruchtet hat", sagte Studienleiterin Christine Dudgeon. Doch in der DNA der drei Babys fanden die Forscher nur Zellgut von Leonie. Die Hai-Dame hatte sich also asexuell fortgepflanzt.

Weibliche Haie können ihre Eier durch eine spezielle Zelle befruchten, die sich Polkörper nennt, erklärt Dudgeon im Interview mit dem Fachblatt "New Scientist". "Dieser Polkörper haftet an der Eizelle und besitzt einen einfachen Chromosomensatz." Die Verschmelzung der Zellen sei vor allem dann sinnvoll, wenn Männchen rar sind. "Es könnte eine Art Wartemechanismus sein. Die Gene der Mutter werden von Weibchen zu Weibchen weitergereicht, bis wieder Männchen zur Fortpflanzung zur Verfügung stehen."

Die Wissenschaftler wollen nun herausfinden, wie flexibel das Fortpflanzungssystem des Hais in freier Wildbahn ist. Das Team um Dudgeon wird die Welpen weiter beobachten, um zu sehen, wie sie sich fortpflanzen. Leonies asexuelle Fortpflanzung scheint zunächst zwar nützlich, um die bedrohte Spezies vorm Aussterben zu retten. Langfristig führe sie jedoch zu extremer Inzucht unter den Leopardenhaien, wie Dudgeon betont: "Die Strategie reduziert über Generationen die genetische Vielfalt und Anpassungsfähigkeit."

Quelle: ntv.de, dsi

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