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Soziale Medien verstärken Angst In reichen Ländern wächst Impf-Misstrauen

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Impfgegner sind selten für Fakten zugänglich.

(Foto: REUTERS)

Impfungen sind wirksam gegen gefährliche Infektionskrankheiten. Das ist wissenschaftlich erwiesen. Trotzdem zweifeln daran immer mehr Menschen, vor allem in wohlhabenden Ländern.

Immer mehr Europäer stehen Impfungen zunehmend skeptisch gegenüber. Das ergab eine Studie der britischen Wohltätigkeitsorganisation Wellcome. Für deren Global Monitor wurden mehr als 140.000 Menschen in 140 Ländern befragt. Demnach sind sich mehr als drei Viertel der Weltbevölkerung einig, dass Impfstoffe sicher und wirksam sind.

In Westeuropa liegt die Zustimmung jedoch nur bei 59 Prozent, in Osteuropa nur bei 50 Prozent. In Frankreich sind sogar nur 33 Prozent der Befragten davon überzeugt, dass Impfungen sicher und wirksam sind. Nach Einschätzung der Studienautoren gibt es einen Zusammenhang zwischen dem Vertrauen in ärztliches Personal oder Wissenschaftler und dem Vertrauen in Impfstoffe. Dies zeige, dass sich das Misstrauen gegenüber staatlichen Institutionen zunehmend auf die Sicherheit von Impfungen übertrage.

"Diese weltweit einzigartige Umfrage zeigt deutlich, dass die Überzeugungen der Menschen über die Wissenschaft stark von ihrer Kultur, ihrem Kontext und ihrem Hintergrund beeinflusst werden", sagte Imran Khan von Wellcome dem britischen "Guardian". "Wir müssen uns mehr um diese Zusammenhänge kümmern, wenn wir wollen, dass alle von der Wissenschaft profitieren." Weltweit gebe es immer mehr Bevölkerungsgruppen und ganze Länder, in denen das Vertrauen in Impfungen sinke. Nach Khans Ansicht wird diese Entwicklung zunehmend zum Risiko für die öffentliche Gesundheit.

Situation ist ernst

Erst kürzlich hatte die Weltgesundheitsorganisation (WHO) die Verzögerung und Vermeidung von Impfungen in die Liste der globalen Gesundheitsbedrohungen aufgenommen. Als Gründe nennt die WHO eine komplexe Mischung aus Selbstzufriedenheit, Unbequemlichkeiten beim Zugang zu Impfstoffen und fehlendes Vertrauen in die medizinische Wirksamkeit.

In der neuen Studie wird die Diskrepanz zwischen ärmeren und reicheren Ländern deutlich. In Entwicklungsländern, in denen Krankheiten wie Diphterie, Masern oder Keuchhusten noch häufig auftreten, sind die Menschen stark an Impfungen interessiert und nehmen Anstrengungen in Kauf, um ihre Kinder impfen zu lassen. In den wohlhabenderen Ländern seien die Menschen zurückhaltender. Es sei wichtig, die Fragen von Skeptikern umfassend zu beantworten, da diese sich sonst in den sozialen Medien versuchen zu informieren. Die dortigen Antworten seien jedoch häufig nicht faktenbasiert und verstärkten dann Ängste.

Die WHO-Impfexpertin, Dr. Anne Lindstrand nannte die Situtaion gegenüber der BBC "äußerst ernst". "Das Zögern bei Impfungen kann an einigen Stellen die tatsächlichen Fortschritte, die die Welt bei der Bekämpfung von durch Impfungen vermeidbaren Krankheiten erzielt hat, erheblich beeinträchtigen." Allein bei Masern gab es weltweit 2017 schon 30 Prozent mehr Infektionen als 2016.

Quelle: ntv.de, sba

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