Verschleppte Erkältung Mikropumpe rettet 37-Jähriger das Leben
18.02.2020, 19:35 Uhr
Franziska Bleis mit der Impella-Mikropumpe als Patientin im Deutschen Herzzentrum Berlin.
(Foto: DHZB)
Eine Erkältung dauert ungefähr sieben Tage. Doch was, wenn die Symptome anhalten? Dann kann daraus eine schwere Erkrankung entstehen. Passiert ist das einer 37-Jährigen, deren Leben nur durch den Mut der Ärzte auch ohne große Operation gerettet werden kann.
Franziska Bleis denkt, sie habe eine ganz normale Erkältung. Auch als erste Atembeschwerden hinzukommen, ist die sonst kerngesunde 37-Jährige nicht beunruhigt. Ihr Hausarzt geht ebenfalls von einem grippalen Infekt aus. Doch der Zustand der Frau aus Teltow verschlimmert sich. Mitte Dezember wird sie mit Atemnot in ein Berliner Krankenhaus gebracht. Dort sei sofort die Diagnose Herzmuskelentzündung gestellt worden, schreibt das Deutsche Herzzentrum Berlin (DHZB).
Der Zustand der Frau verschlechtert sich innerhalb weniger Stunden so sehr, dass ihr Leben in Gefahr ist. Die Ärzte im Helios-Klinikum Emil von Behring müssen schnell handeln. Sie entscheiden sich, eine sogenannte Impella-Pumpe über die Leiste ins Herz der Patientin zu schieben und retten ihr damit das Leben. Durch den Eingriff stabilisiert sich ihr Zustand und sie wird ins Herzzentrum Berlin verlegt.
Keine große Operation und Transplantation
Dort müssen die Experten eine schwere Entscheidung treffen. Da die schlauchförmige Mikropumpe eigentlich nur als Notfall-System für wenige Stunden zugelassen ist, muss eine Alternative als dauerhafte Lösung her. Doch eine Herztransplantation ist wegen der langen Wartezeiten keine realistische Alternative. Die Ärzte entscheiden sich auch gegen das Einsetzen einer dauerhaften Kreislaufpumpe, da es sich dabei um eine Operation am offenen Herzen handelt, die Bleis erspart werden soll.
Das Team um Evgenij Potapov, Leiter des Kunstherzprogramms am Deutschen Herzzentrum Berlin, geht davon aus, dass sich das Herz der Frau wieder vollständig erholen kann. Die Mediziner entscheiden sich deshalb dafür, das Impella-Notfall-System zur Unterstützung beizubehalten. Allerdings implantieren sie es nun neu über die Arterie an der Achsel der Patientin. Das hat den Vorteil, dass Patienten später damit aufstehen und am vorsichtigen Training des Herz-Kreislauf-Systems selbst mitwirken können.
Impella-Pumpe hält durch
Franziska Bleis wird nun damit und mit Medikamenten auf der Intensivstation des Herzzentrums behandelt. Ärzte und Pflegende rechnen damit, dass die Impella-Pumpe im Langzeitbetrieb versagen könnte. Doch das System hält. Die Patientin erholt sich langsam, aber stetig. Anfang Februar kann die junge Frau schon wieder selbstständig über die Station laufen. Noch immer ist das Pump-System dabei. Die Werte sind zu dieser Zeit vielversprechend. Die Ärzte gehen davon aus, dass Franziska Bleis' Herz sich wieder vollständig regeneriert, und entnehmen am 4. Februar 2020 die Impella-Mikropumpe wieder.
"Bisher wurde ein so langfristiger Impella-Einsatz noch nicht sehr häufig durchgeführt, deshalb bewegen wir uns auf klinisch noch unbekanntem Terrain", erklärt Oberarzt Felix Schönrath, kardiologischer Leiter des Herzinsuffizienz- und Transplantationsprogramms am DHZB: "Wir freuen uns aber sehr, dass wir mit dieser Pionierarbeit unserer Patientin so gut helfen konnten und hoffen, diesen Erfolg auch wiederholen zu können. Leider ist in vielen Fällen eine Erholung des Herzmuskels ausgeschlossen."
Die Patientin konnte aus dem DHZB entlassen werden. Franziska Bleis ist sich bewusst, dass ihre Erkrankung noch nicht vollständig überwunden ist, sie sich auch weiterhin schonen und häufigen Kontrollen unterziehen muss. Aber ihre Zuversicht überwiegt.
Quelle: ntv.de, jaz