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Rückschläge und andere Wege Nicht alle Nobelpreisträger waren gut in der Schule

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Albert Einstein schwänzte öfter mal und lehnte sich außerdem gegen die autoritären Strukturen in Bildungseinrichtungen auf.

Albert Einstein schwänzte öfter mal und lehnte sich außerdem gegen die autoritären Strukturen in Bildungseinrichtungen auf.

(Foto: IMAGO/Hans-Jürgen Serwe)

Der Nobelpreis ist die höchste Ehrung in der Wissenschaftswelt. Er wird in Physik, Chemie, Physiologie oder Medizin und für herausragende Friedensbemühungen verliehen. Doch nicht alle der Preisträger hatten in der Schule gute Noten. Beispiele gefällig?

In diesen Tagen richten sich die Augen der Wissenschaftsgemeinschaft wieder nach Stockholm, wo in der kommenden Woche die Träger der Wissenschafts-Nobelpreise verkündet werden. Für einen Nobelpreis in Natur- oder Wirtschaftswissenschaften ist exzellente Forschung Voraussetzung - doch nicht alle Nobelpreisträger waren auch exzellente Schüler. Manche der vielen Preisträger der vergangenen Jahrzehnte hatten einen schwierigen oder unkonventionellen Weg mit Rückschlägen oder Umwegen hinter sich, als ihnen die prestigeträchtige Ehrung schließlich zuteil wurde. Die Geschichte zeigt: Auch mäßige und rebellische Schüler und Studienfachwechsler haben Chancen auf einen Nobelpreis.

Als wohl bekanntestes Beispiel wird gern der in Ulm geborene Albert Einstein genannt. Sein Studium am Polytechnikum Zürich, der heutigen ETH Zürich, schloss er 1900 mit dem Diplom zum Fachlehrer in mathematischer und naturwissenschaftlicher Fachrichtung ab. Allerdings war er Zweitschlechtester seines Jahrgangs, weil ihn eigentlich nur das Fach Physik interessierte und er öfter mal den Unterricht schwänzte.

Einstein war damals der einzige seines Jahrgangs, dem im Anschluss keine Stelle als Forschungsassistent angeboten wurde. Später gelangen Einstein mit seiner Relativitätstheorie und anderen wissenschaftlichen Arbeiten jedoch Meilensteine, 1921 bekam er den Physik-Nobelpreis.

Nobelpreisträgerin Arnold langweilte sich

Auch Frances Arnold aus den USA, die 2018 mit dem Chemie-Nobelpreis ausgezeichnet wurde, hat als Schülerin in den turbulenten 1960er und 1970er Jahren öfter mal die Schule geschwänzt. "Ich war nicht diszipliniert. Mir war einfach langweilig und ich war weit vor dem, was der Rest der Kinder in meiner Klasse machte", schildert Arnold. Damit sie beschäftigt war, wurde sie mit dem Dekorieren des Klassenzimmers oder anderen Sonderaufgaben beauftragt. Mit zehn bekam sie schließlich die Erlaubnis, High-School-Kurse wie Geometrie zu belegen.

Frances Arnold bekam den Nobelpreis 2018.

Frances Arnold bekam den Nobelpreis 2018.

(Foto: IMAGO/TT)

Als Teenagerin hatte Arnold allerdings keine Lust mehr auf die Schule, ging nicht mehr hin und flog schließlich von der Schule. "Ich hatte kein Interesse an dem, was sie uns beibringen wollten", sagt sie rückblickend. "Oder wenn es mich interessiert hat, habe ich es einfach selbst aus einem Lehrbuch gelernt." Auf diese Weise bestand Arnold all ihre Kurse, obwohl sie praktisch nie in der Schule war.

Der heute 69 Jahre alten Wissenschaftlerin ist klar, dass das kein gutes Vorbild ist. Arnold findet aber, dass Schulen flexibler mit unterschiedlich begabten Kindern umgehen müssten. Leider hätten sie oft "nicht die Mittel, den Unterricht an die Kinder anzupassen, sodass sie davon wirklich profitieren würden".

Card lernte in einer Dorfschule

Die Bildungskarriere von David Card, Träger des Wirtschaftsnobelpreises 2021, begann auch ungewöhnlich. "Fast keiner, dem ich im Wirtschaftspromotionsstudium begegnet bin, hatte einen Hintergrund wie ich", sagt Card. Er war 1956 auf einer Farm in Kanada zur Welt gekommen und ging in eine Dorfschule, in der eine Lehrerin etwa 30 Schüler verschiedener Klassenstufen unterrichtete.

David Card hörte in der Dorfschule zu, wenn ältere Schüler unterrichtet worden.

David Card hörte in der Dorfschule zu, wenn ältere Schüler unterrichtet worden.

(Foto: IMAGO/SKATA)

Die Lehrerin habe sich abwechselnd mit den verschiedenen Jahrgängen in ihrer Klasse beschäftigt. "Tatsächlich habe ich bei mehreren Klassenstufen über mir zugehört", schildert Card. "So konnte man sehr leicht sehr schnell vorankommen."

Die Karriere von Arnold und Card verlief auch nach der Schulzeit nicht geradlinig, beide sammelten erst mal in anderen Berufen Lebenserfahrung. Arnold jobbte einst als Kellnerin, Rezeptionistin und Taxifahrerin - und profitierte rückblickend davon. "Du weißt mehr zu schätzen, was ein Hochschulstudium Dir bieten kann", bilanziert sie gegenüber AFP. Außerdem habe sie durch ihre Nebenjobs gelernt, sich ihre Zeit einzuteilen.

Card arbeitete schon als Kind auf der elterlichen Farm mit. Er habe mit elf Jahren Traktorfahren gelernt und sei morgens immer um 5.00 Uhr aufgestanden, um vor der Schule beim Kühemelken zu helfen, sagt er. An der Uni studierte er erst mal Physik, bevor er zu seinem heutigen Fachgebiet Ökonomie wechselte.

Bei Arnold lief es ähnlich. "Ich wusste nicht genau, was ich mit meinem Leben anfangen soll", sagt sie. Sie studierte zunächst Maschinenbau und Luftfahrttechnik, bevor sie schließlich zur Chemie kam. Auf ihrem ungewöhnlichen Lebensweg fanden Card und Arnold aber letztlich das Forschungsgebiet, das ihnen den Nobelpreis einbrachte.

Quelle: ntv.de, Agnes Johanna Wästfelt, AFP

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