Auch in hohem Alter sinnvoll Rauchstopp bringt auch was fürs Gehirn
16.10.2025, 09:43 Uhr Artikel anhören
Egal, in welchem Alter man sich entscheidet, mit dem Rauchen aufzuhören: Es bringt immer was.
(Foto: IMAGO/Panthermedia)
Jeder siebte Todesfall in Deutschland geht auf das Rauchen zurück. Dennoch kommen viele Menschen nicht weg vom Glimmstängel. Die Ergebnisse einer aktuellen Untersuchung liefern neue Beweggründe für das Aufhören.
Es ist nie zu spät, mit dem Rauchen aufzuhören. Auch in höherem Alter lassen sich noch deutliche positive Effekte nachweisen, wie die Studie eines Forschungsteams des University College London belegt. Der Verzicht aufs Rauchen hat auch dann noch Nutzen für den Erhalt kognitiver Fähigkeiten, wie die Forschenden im Fachblatt "Lancet Healthy Longevity" berichten.
Das heißt konkret: Menschen, die mit dem Rauchen aufgehört haben, bauen bezüglich der Hirnleistung deutlich langsamer ab als Menschen, die weiter rauchen. Die sprachliche Gewandtheit verschlechterte sich in der Studie in den sechs Jahren nach dem Rauchstopp nur halb so schnell. Das Erinnerungsvermögen baute um 20 Prozent langsamer ab.
Deutlicher Effekt auf geistige Fitness
In der Praxis bedeutete dies für die Teilnehmenden: Jene Menschen, die mit dem Rauchen aufgehört hatten, erlebten mit jedem Jahr einen um drei bis vier Monate geringeren Gedächtnisverlust und einen um sechs Monate geringeren Rückgang der Sprachgewandtheit als diejenigen, die weiterrauchten.
Das Team wertete für seine Forschung regelmäßige Befragungen von gut 9400 Menschen im Alter über 40 Jahren (im Schnitt 58 Jahre) aus 12 Ländern aus, darunter Deutschland. Mehr als 4700 Leute, die mit dem Rauchen aufgehört haben, wurden mit ebenso vielen Rauchern verglichen, die damit weitermachten. Mit Blick auf Alter, Geschlecht, Bildungsstand, Herkunftsland und anfängliche kognitive Werte wurden beide Gruppen aufeinander abgestimmt.
"Es ist nie zu spät"
Erstautorin Mikaela Bloomberg erklärt, mit dem Rauchen aufzuhören könne Menschen langfristig helfen, kognitiv fitter zu bleiben, auch wenn sie erst mit über 50 Jahren aufhören. "Wir wissen bereits, dass das Aufhören mit dem Rauchen selbst im späteren Leben oft mit einer Verbesserung der körperlichen Gesundheit und des Wohlbefindens einhergeht. Es scheint, dass es auch für unsere kognitive Gesundheit nie zu spät ist, aufzuhören", ergänzt die Epidemiologin.
Die Ergebnisse sind auch relevant mit Blick auf Demenzerkrankungen wie etwa Alzheimer. Denn eine langsamere Verschlechterung der kognitiven Fähigkeiten geht der Studie zufolge auch mit einem geringeren Demenzrisiko einher. Rauchen zu vermeiden oder damit aufzuhören, sei auch schon in anderen Studien als mögliche Vorbeugungsstrategie benannt worden. Es brauche allerdings weitere Forschung, um dies zu bestätigen, so die Forschenden.
Wie Rauchen dem Gehirn schadet
Rauchen schadet der geistigen Leistungsfähigkeit mutmaßlich unter anderem dadurch, dass es das Herz-Kreislauf-System beeinträchtigt und Blutgefäße schädigt, die das Gehirn mit Sauerstoff versorgen.
Bloomberg betont mit Blick auf ältere Raucherinnen und Raucher: "Der Nachweis, dass das Aufhören die kognitive Gesundheit fördern kann, könnte dieser Gruppe eine neue überzeugende Motivation bieten, zu versuchen, mit dem Rauchen aufzuhören." Dies versuchten ältere Menschen nämlich seltener als jüngere Gruppen.
Gerd Kempermann vom Deutschen Zentrum für Neurodegenerative (DZNE) Erkrankungen, der nicht an der Studie beteiligt war, begrüßt die Erkenntnisse: "Überraschend ist es ganz und gar nicht, aber es ist gut, dass das endlich einmal hieb- und stichfest in einer großen Studie belegt wurde", sagt er. "Raucher suchen gern Entschuldigungen", das liege in der Natur einer Sucht. "'Jetzt habe ich so lange geraucht; da lohnt es sich nicht mehr aufzuhören' kann man nun nicht mehr so einfach sagen", sagt der Experte und betont: "Doch, es lohnt sich!" Man könne davon ausgehen, dass dies auch das Risiko senke, an einer Demenz zu erkranken.
Quelle: ntv.de, Larissa Schwedes, dpa