Studie zu gefährlichem Feinstaub Wo die Luft weltweit am schädlichsten ist
07.03.2023, 11:55 Uhr Artikel anhören
Strand in Australien und in Smog gehülltes Shanghai - die Luftverschmutzung ist in Ostasien laut der Studie am höchsten.
(Foto: Imgao, Montage: Stoppel)
Feinstaub verkürzt das Leben von Millionen Menschen weltweit. Eine neue Studie erstellt ein globales Bild der Belastung durch die schädlichen Partikel. Regionale Unterschiede sind erheblich. Aber letzten Endes atmen mehr als 99 Prozent der Menschen belastete Luft ein.
Feinstaub ist ein echter Killer. Wegen der winzig kleinen Partikel in der Luft sterben weltweit geschätzt sieben Millionen Menschen pro Jahr. Allein in Deutschland waren es 2020 fast 29.000. Vor allem Stadtbewohner sind Konzentrationen über den strengen Richtwerten der Weltgesundheitsorganisation (WHO) ausgesetzt. Eine neue Studie kommt nun zu dem Schluss, dass weltweit nur 0,001 Prozent der Menschen Luft einatmen, die völlig unbedenklich ist.
Das Forschungsteam um Yuming Guo von der Monash University Melbourne in Australien fand zudem heraus, dass nur 0,18 Prozent der globalen Landfläche von überhöhten Feinstaubwerten verschont sind. Als Feinstaub bezeichnet man Partikel, die einen Durchmesser von weniger als 10 Mikrometer haben. Die kleineren Partikel von weniger als 2,5 Mikrometer Größe gelten als besonders schädlich, weil sie tiefer in die Atemwege vordringen können. Sie werden als PM2,5 bezeichnet (PM ist die Abkürzung für die englische Bezeichnung "particulate matter", partikelförmige Materie). Eine Belastung von mehr als 5 Mikrogramm je Kubikmeter im Jahresschnitt bewertet die WHO als bedenklich.
Mehr als 70 Prozent der Tage über Richtwert

Globale Verteilung der Überwachungsstationen und mittlere jährliche PM2,5-Konzentration über zwei Jahrzehnte (2000 bis 2019).
(Foto: Yu, et al. (2023))
Nicht mehr als drei bis vier Tage am Stück sollten Menschen laut WHO einer Konzentration von 15 Mikrogramm Feinstaub ausgesetzt sein - doch das ist laut der Studie, die im Fachmagazin "The Lancet Planetary Health" erschien, vielerorts nicht der Fall. Trotz eines leichten Rückgangs der Luftbelastung in den vergangenen Jahrzehnten lagen im globalen Schnitt an mehr als 70 Prozent der Tage die Werte darüber. Weltweit lag die Feinstaub-Konzentration im Schnitt bei 32,8 Mikrogramm je Kubikmeter.
Das Forschungsteam nutzten für ihre Modellierung herkömmliche Methoden zur Messung der Luftqualität, Satellitendaten sowie maschinelles Lernen. Damit fanden die Forscher auch heraus, dass die Entwicklung global sehr unterschiedlich ist: So seien die täglichen Feinstaub-Werte in Europa und Nordamerika in den zwei Jahrzehnten bis 2019 gesunken, auch wenn sie immer noch im gesundheitsschädlichen Bereichen liegen. In Südasien, Australien, Neuseeland, Lateinamerika und der Karibik nahm die Luftverschmutzung sogar zu, wenn auch ausgehend von sehr unterschiedlichen Niveaus.
Australien und Neuseeland am wenigsten belastet
Die im Schnitt höchste Konzentration von PM2,5-Feinstaub wurde zwischen 2000 und 2019 für die Region Ostasien ermittelt, dort lag sie bei 50 Mikrogramm pro Kubikmeter. Auch Südasien (37,2 Mikrogramm) und Nordafrika (30,1 Mikrogramm) waren mit am stärksten von Feinstaub belastet. Australien und Neuseeland (8,5) sowie andere Regionen in Ozeanien (12,6) und Südamerika (15,6) wiesen hingegen weltweit die niedrigsten jährlichen PM2,5-Konzentrationen auf.
Laut Hauptautor Guo zeigen die bedenklichen PM2,5-Konzentrationen auch unterschiedliche saisonale Muster: "Dazu gehörten der Nordosten Chinas und Nordindien in den Wintermonaten Dezember, Januar und Februar, während die östlichen Gebiete im Norden Amerikas in den Sommermonaten Juni, Juli und August hohe PM2,5-Werte aufwiesen", sagte der Forscher laut einer Mitteilung. Eine hohe Luftverschmutzung gebe es im August und September in Südamerika und von Juni bis September in Afrika südlich der Sahara.
Die Erkenntnisse der Studie decken sich mit einem Bericht der WHO aus dem vergangenen Jahr: Demnach atmen 99 Prozent der Weltbevölkerung Luft, welche die WHO-Grenzwerte für Feinstaub und Stickstoffdioxid übersteigen. Deutsche Forscher hatte 2020 eine Studie vorgestellt, nach der Luftverschmutzung die Lebenserwartung weltweit wesentlich stärker reduziert als Kriege oder Infektionskrankheiten.
Schwere Erkrankungen möglich
Die kleinen PM2,5-Körnchen können tief in die Lunge eindringen und bei einer dauerhaften Belastung Krankheiten wie Asthma, Bronchitis und Lungenkrebs zur Folge haben. Auch Herz-Kreislauf- und Nervenkrankheiten können auftreten, zudem kann Feinstaub giftige Schwermetalle enthalten. Kinder, Menschen mit vorgeschädigten Atemwegen und Ältere sind besonders gefährdet
In Deutschland stammen 60 Prozent der Feinstaub-Emissionen aus Verbrennungsvorgängen, den größten Ausstoß haben Haushalte und Kleinverbraucher sowie der Straßenverkehr. Weitere relevante Mengen an PM2,5 entstehen in der Industrie. Auch die Emissionen von Gewerbe und Handel sowie der Landwirtschaft haben ihren Anteil an den Feinstäuben. Immerhin gibt es auch etwas Positives zu berichten: In Deutschland ist die Feinstaub-Emission seit 1995 um rund 60 Prozent zurückgegangen.
Quelle: ntv.de