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Let's get "Physical" Als der Aerobic-Dress noch sexy war

Aerobic als Ausweg: Sheila Rubin (Rose Byrne) in "Physical".

Aerobic als Ausweg: Sheila Rubin (Rose Byrne) in "Physical".

(Foto: imago images/Prod.DB)

Aerobic-Boom, Karriere, schrill-bunter Lifestyle: Die neue AppleTV-Serie "Physical" räumt mit den Mythen der Achtzigerjahre auf. Ein Abgesang auf eine auf Erfolg getrimmte Generation, die genauso orientierungslos war, wie alle vor und alle nach ihr.

San Diego Anfang der 1980er Jahre, der Beginn der Ronald-Reagan-Ära. Sheila Rubin, gespielt von Rose Byrne, starrt ihren Ehemann Danny, gespielt von Rory Scovel, an. Sie lächelt, doch sie hasst, was sie sieht. Sheila kann es nicht leiden, wie Danny sie ansieht und dabei durch sie hindurchschaut und ihr so immer wieder das Gefühl gibt, als würde sie nicht existieren. Sheila hatte mehr vom Leben erwartet, als Mutter, Hausfrau und Ehefrau eines beruflich gescheiterten Ex-Anführers einer Studentenbewegung zu sein. Unter einer Essstörung leidend, schlittert sie in eine handfeste Midlife-Crisis. Nichts ergibt mehr Sinn.

"Oscars & Himbeeren"

Immer freitags präsentiert Ronny Rüsch "Oscars & Himbeeren", den ntv-Podcast rund um Streaming-Dienste wie Netflix, TVNOW, Amazon Prime & Co.

Informativ. Unterhaltsam. Kompakt. In der ntv-App, bei Audio Now, Spotify und Apple Podcasts.

Das alles ändert sich, als Sheila einer blonden Frau in ein Einkaufszentrum folgt. Etwas an der Szenerie scheint sie magisch anzuziehen. Durch Seitentüren und über lange Flure der Blondine hinterherlaufend, steht sie schließlich in einem Raum mit mehreren Frauen in hautengen und bunten Sportklamotten. Als der Beat eines Kofferradios laut erklingt und die Damen beginnen im Takt der Musik ihre Hüften zu kreisen, legt sich im Kopf der Ehefrau und Mutter ein Schalter um. Binnen eines Augenblicks ist sie eins mit dem Universum. Aerobic wird Sheilas Katalysator, ein Ausweg aus dem Mittelmaß, ihr Ticket in die Unabhängigkeit.

Eine musikalische Gesellschaftskritik

Die zehnteilige Serie "Physical", die jetzt über das Streaming-Angebot von Apple TV+ abrufbar ist, ist aber viel mehr, als die Geschichte einer Frau, die sich emanzipieren will. Sie ist ein Abgesang auf die Erfolgs- und Fitnessmythen einer ganzen Ära, in der auch der heutige Selbstoptimierungswahn als Sinnbild für ein gutes Leben seinen Ursprung hat. Der australischen Schauspielerin Rose Byrne gelingt dabei das Kunststück, dem Zuschauer Sheilas Situation näherzubringen, obwohl diese alles andere als eine Sympathieträgerin ist.

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"Physical" ist musikalisch wie optisch eine toll verpackte Gesellschaftskritik. Schwarzhumorig kratzt sie an der Oberflächlichkeit ganzer Lebensmodelle und ist dabei trotz ihrer Verankerung in den Achtzigerjahren mehr als zeitgemäß. Denn, egal ob man nun 1981 zum Dance-Pop-Song "Physical" von Olivia Newton-John abgegangen ist oder sich eher vierzig Jahre später zur Synthie-Pop-Hymne gleichen Titels der britischen Sängerin Dua Lipa bewegt: Beide Songs treffen genau wie die Serie ein Lebensgefühl, dem man sich nur schwer entziehen kann.

Neben der ausführlichen Kritik zu "Physical" sprechen Ronny Rüsch und Axel Max in der neuen Podcast-Folge von "Oscars & Himbeeren" auch über die Science-Fiction-Serie "Solos", warum man die siebente und letzte Staffel der bodenständigen Neo-Noir-Krimiserie "Bosch" gesehen haben muss und warum Kevin James' Ausflug ins Thriller-Genre eine Himbeere verdient hat.

Quelle: ntv.de

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