Trauernde sichern sich Platz Sarg der Queen im Buckingham Palace angekommen
13.09.2022, 21:40 Uhr
Die verstorbene Königin Elizabeth II. ist wieder auf Londoner Boden. Das Flugzeug der Royal Airforce mit dem Sarg der Queen landet am Abend im Westen der britischen Hauptstadt. Tausende säumen die Straßen. Den Sarg nimmt Charles III. im Buckingham Palace in Empfang.
Fünf Tage nach ihrem Tod in Schottland ist die Queen heute nach London überführt worden. Der Leichnam von Königin Elizabeth II. wurde aus Edinburgh eingeflogen, eine Transportmaschine der britischen Luftwaffe landete am Abend auf dem Luftwaffenstützpunkt Northolt im Westen der britischen Hauptstadt. Die Tochter der ehemaligen Monarchin, Prinzessin Anne, war mit an Bord. Der Leichnam ist anschließend zum Buckingham-Palast überführt worden, wo er nun vom zuvor aus Nordirland zurückgekehrten König Charles III. in Empfang genommen wurde. Dabei waren auch Charles' Brüder Prinz Andrew und Prinz Edward sowie alle Enkelkinder, darunter auch Prinz William und Prinz Harry.
Wie bereits in Edinburgh säumten auch in London Tausende Menschen entlang der Route des Leichenwagens und vorm Palast die Straßen, um einen Blick auf den Sarg zu erhaschen. Als der Wagen den Buckingham-Palast erreichte, begrüßten ihn die Menschen mit Applaus. Der Wagen war von innen beleuchtet, sodass der Sarg trotz Dunkelheit durch die Fensterscheiben hindurch zu sehen war. Es handelte sich dabei um einen Staatsleichenwagen, dessen Design die Queen selbst abgenickt hat.
Am Mittwochnachmittag soll der Sarg dann vom Palast zum Parlament gefahren werden, wo er für mehrere Tage in der Westminster Hall aufgebahrt werden soll. Tausende werden am Straßenrand erwartet. In Deutschland übertragen auch die großen Fernsehsender ARD, ZDF und RTL live die Prozession.
Hartgesottene suchen sich Platz für Trauerzug
Noch vor Sonnenaufgang probten am heutigen Dienstag schon Tausende Soldaten für den Trauerzug. Entlang der Route fanden sich bereits hartgesottene Royalisten ein, um sich eine gute Sicht auf das Geschehen zu sichern. König Charles III. besuchte mit Königin Camilla derweil die Provinz Nordirland. Er wurde in Belfast bejubelt, nahm Beileidsbekundungen entgegen und besuchte einen Gottesdienst. Es war insgesamt Charles' 40. Besuch in Nordirland, das mit England, Wales und Schottland das Vereinigte Königreich bildet.
Der Präsident des Regionalparlaments, Alex Maskey, lobte die gestorbene Monarchin dafür, in der früheren Bürgerkriegsregion Barrieren abgebaut und versöhnt zu haben. "Sie hat gezeigt, dass eine kleine und unbedeutende Geste - ein Besuch, ein Händedruck, das Überqueren der Straße oder ein paar Worte Irisch - einen großen Unterschied machen kann, wenn es darum geht, Einstellungen zu ändern und Beziehungen aufzubauen", sagte Maskey auf Schloss Hillsborough. Die Queen habe britische wie irische Bräuche gleichermaßen hochgehalten. Dabei habe sie unterstrichen, dass eine Tradition nicht dadurch geschmälert werde, dass man sich um Respekt gegenüber einer anderen bemühe.

Der Sarg der Queen wird aus einem Flugzeug am Luftwaffenstützpunkt Northolt getragen.
(Foto: via REUTERS)
Bericht: Russland nicht zum Staatsbegräbnis geladen
Kommentatoren wiesen den Aussagen historische Bedeutung zu. Maskey ist schließlich Mitglied der katholisch-republikanischen Partei Sinn Fein, die für die Wiedervereinigung mit dem EU-Mitglied Republik Irland eintritt und früher als politischer Arm der Terrororganisation IRA galt. Viele Sinn-Fein-Wähler lehnen die Monarchie als Repräsentantin eines einst autoritär auftretenden Regimes strikt ab. Charles' Großonkel Louis Mountbatten wurde 1979 von der IRA ermordet.
Beim Staatsbegräbnis am Montag (19.9.) mit Hunderten Staats- und Regierungschefs, Angehörigen von Königshäusern und anderen Würdenträgern in London, darunter US-Präsident Joe Biden und Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier, sind Vertreter Russlands unerwünscht. Einem Medienbericht zufolge erhielten Vertreter von Russland und Belarus, gegen die Großbritannien wegen des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine zahlreiche Sanktionen erlassen hat, sowie das südostasiatische Myanmar keine Einladung. Die Nachrichtenagentur PA berichtete unter Berufung auf Regierungskreise außerdem, dass der Iran, zu dem die diplomatischen Beziehungen belastet sind, lediglich auf Botschafterebene vertreten sein solle.
Festnahme von Monarchie-Gegnern: Zu wenig Meinungsfreiheit?
Nach Festnahmen von Monarchie-Gegnern während der Zeremonien für die Queen gibt es in Großbritannien auch eine Debatte über womöglich mangelnde Meinungsfreiheit. Ruth Smeeth, die Chefin der Organisation Index on Censorship, bezeichnete die Festnahmen nach Protestäußerungen gegen die Monarchie der BBC zufolge als "sehr besorgniserregend". Die royalen Zeremonien dürften weder absichtlich noch unbeabsichtigt die Meinungsfreiheit der Bürger einschränken.
In Schottland wurden in den letzten Tagen zwei 22-Jährige wegen Landfriedensbruchs festgenommen, die bei der Ausrufung des neuen Königs Charles III. sowie einem Trauerzug für die Queen protestiert hatten. Am Dienstag folgte bei einem der beiden Demonstranten, der sich explizit gegen Prinz Andrew gewandt hatte, die Anklage. Der 62-jährige Andrew ist wegen seiner Verwicklung in den Missbrauchsskandal um den gestorbenen US-Multimillionär Jeffrey Epstein besonders umstritten. Auch in der englischen Universitätsstadt Oxford gab es eine Festnahme. Außerdem zeigten Videoaufnahmen aus London, wie die Polizei eine Frau mit einem Schild mit der Aufschrift "Not my King" ("Nicht mein König") vom Eingang des Parlaments wegschickte.
Jodie Beck von der Organisation Liberty sagte der BBC zufolge, es sei sehr beunruhigend, dass die Polizei ihre Befugnisse in einer hart durchgreifenden und bestrafenden Art und Weise nutze. Die Londoner Metropolitan Police wies auf die enorme Herausforderung für die Polizei bei den royalen Massenereignissen hin, versicherte jedoch auch, die Öffentlichkeit habe ein Recht auf Protest.
Quelle: ntv.de, ysc/dpa