
Volker Bruch hält viele Corona-Maßnahmen offenbar für nicht notwendig.
(Foto: imago images/xim.gs)
Mit #allesdichtmachen und #allesaufdentisch stellt sich Volker Bruch mehrfach gegen die Corona-Politik. Und eine Impfpflicht lehnt der "Babylon Berlin"-Schauspieler offenbar auch ab. Lieber bejubelt er eine Anti-Impf-Demo in Wien, bei der auch die Neonazis nicht fehlten.
Tom Tykwers "Babylon Berlin" gehört zu den erfolgreichsten und teuersten Serien, die in Deutschland je gedreht wurden. Im Frühjahr des kommenden Jahres geht die Co-Produktion von ARD und Sky in die vierte Staffel. Wieder mit dabei ist Hauptdarsteller Volker Bruch, der den Kommissar Gereon Rath im Berlin der 1920/30er-Jahre mimt, also in der Anfangszeit des Nationalsozialismus.
Privat fällt der Schauspieler in den vergangenen Monaten allerdings vor allem durch seine Teilnahme an umstrittenen Kampagnen wie #allesdichtmachen und #allesaufdentisch auf. Und auch zu den Anti-Impfpflicht-Demonstrationen in Wien am vergangenen Wochenende hat sich der 41-Jährige nun ziemlich wohlwollend geäußert.
"Für eine freie Impfentscheidung"
In einem inzwischen gelöschten Post bei Instagram bedankte sich Bruch bei den rund 35.000 Teilnehmern, die gegen den in Österreich eingeführten Lockdown für Ungeimpfte und die im Februar folgende Impfpflicht auf die Straße gingen. "Für eine freie Impfentscheidung", schrieb er dazu und fügte noch die Hashtags "Gemeinsam gegen Spaltung", "Wir lassen uns nicht spalten" und das bereits bekannte "Alles auf den Tisch" an.
Allerdings liefen an diesem Tag auch zahlreiche Neonazis sowie weitere Personen aus dem rechtsextremen Umfeld mit, wie die österreichische Nachrichtenagentur APA mitteilte. Und mit organisiert wurde die Demo von der rechtspopulistischen FPÖ. Dinge, die an Volker Bruch entweder vorbeigingen oder für ihn eine untergeordnete Rolle spielen, wenn es um "die Sache" geht. Zu übersehen war die Gesinnung einiger Teilnehmer in dem gewählten Videomitschnitt nämlich eigentlich nicht. Oder hat er den Post deswegen gelöscht?
Was der Schauspieler bei seinem Ruf nach einer freien Impfentscheidung allerdings ebenfalls ignoriert, ist der Umstand, dass die Inzidenz in Deutschland - wie zuletzt auch in Österreich - täglich steigt, die Intensivstationen volllaufen und vor allem Ungeimpfte dort behandelt und beatmet werden müssen. Dafür werden längst wieder andere wichtige und teils lebensnotwendige Operationen auf unbestimmte Zeit verschoben. Und in Sachsens Krematorien darf nun auch sonntags gearbeitet werden, um der vielen Corona-Toten Herr zu werden.
Impfpflicht nicht mehr undenkbar
Inzwischen wird auch in Deutschland offen über eine Impfpflicht diskutiert, die seitens der Politik nicht nur Karl Lauterbach lautstark fordert. Auch mehrere Ministerpräsidenten schließen einen solchen Schritt nicht länger aus. Denn noch immer verfügen hierzulande erst 68 Prozent der Menschen über einen vollständigen Impfschutz - zu wenige, um jetzt nicht wieder mit härteren Maßnahmen den bisweilen vierstelligen Inzidenzen entgegensteuern zu müssen.
3G am Arbeitsplatz und im öffentlichen Nahverkehr, 2G im Einzelhandel und der Gastronomie und 2G plus bei Veranstaltungen sind die Folge - und werden nun hoffentlich auch ernsthaft kontrolliert. Viele Ungeimpfte fühlen sich dadurch - zu Recht - ausgeschlossen und zur Impfung genötigt. Auch Volker Bruch scheint einer von ihnen zu sein.
Gleichzeitig aber spricht er sich gegen eine Spaltung der Gesellschaft aus. Die geht im Ungimpften-Konsens von den Impfbefürwortern und der Politik aus, von denen sie sich diskriminiert fühlen. Ein Vorwurf, der gerade bei all jenen, die sich seit eineinhalb Jahren an alle Maßnahmen halten und womöglich bereits in diesem Moment auf dem Weg zur Auffrischungsimpfung sind, für Unverständnis sorgt. Denn es ist doch die Minderheit der Impfverweigerer, die sich vom Rest der Gesellschaft abspaltet und so allen die baldige Rückkehr zur Normalität unmöglich macht.
Geimpft, getestet, genervt
Und so verhärten sich die Fronten immer mehr zwischen den Geimpften und den Ungeimpften, während die Politik ihre Entscheidungen zuletzt in einer Gemächlichkeit getroffen hat, die den Entwicklungen kaum angemessen schien. Die einen bestehen auf ihre Freiheit, selbst zu entscheiden, ob sie sich impfen lassen. Die anderen wünschen sich die Freiheit zurück, die ihnen die zu zahlreichen Neins gegen Biontech und Co. verwehren.
Warum erfolgreiche Schauspieler wie Jan Josef Liefers, Til Schweiger, Wotan Wilke Möhring und eben Volker Bruch sich immer wieder gegen die unter anderem vom Robert-Koch-Institut dringend empfohlenen Schritte aussprechen, obwohl meines Wissens nicht einer von ihnen auch nur ein einziges Semester Medizin studiert hat, ist vor allem vielen Geimpften schleierhaft. Droht am Ende nicht doch wieder der Lockdown für alle? Der Frust ist entsprechend groß.
Ob und welche Folgen ihre Meinungsäußerungen und die auch immer wieder damit einhergehende Verbreitung von Desinformationen für eine gut laufende Karriere im Film- und TV-Business haben, wird sich zeigen. Für diese Meinung Seite an Seite mit Rechtsextremen zu demonstrieren, darf aber sowieso niemals eine Option sein. Daran wird sich der eine oder andere Zuschauer beim nächsten Serien-Marathon oder Fernsehabend womöglich ja erinnern und dann doch lieber das Gerät wieder ausschalten.
Quelle: ntv.de