TV

Älter als der Mauerfall Kommissarin Odenthal wird 35

00:00
Diese Audioversion wurde künstlich generiert. Mehr Infos
Nach 35 Jahren auch mal auf der anderen Seite des Verhörtischs: Lena Odenthal (Ulrike Folkerts).

Nach 35 Jahren auch mal auf der anderen Seite des Verhörtischs: Lena Odenthal (Ulrike Folkerts).

(Foto: SWR/Benoît Linder)

Die dienstälteste Ermittlern des "Tatort"-Universums sitzt in ihrem neuen Fall zwar auf der anderen Seite des Verhörtischs, hat aber im echten Leben allen Grund zum Feiern. Ulrike Folkerts ist mächtig stolz auf ihre Arbeit und denkt noch lange nicht ans Aufhören - plant aber trotzdem schon ihr Vermächtnis.  

Als Ulrike Folkerts allererster "Tatort" über die Bildschirme flimmerte, guckten die Menschen wortwörtlich noch in die Röhre - und eine Mauer teilte Deutschland in zwei Hälften. "Die Neue" hieß der Fall vom 29. Oktober 1989 ganz schlicht und sorgte allein schon deshalb für Aufregung, weil Kommissarin Lena Odenthal eine der ersten weiblichen Ermittlerinnen im Sonntagskrimi überhaupt war.

"Es gab nur männliche Kommissare", erinnert sich Folkerts im Interview mit der dpa, "das hat sich ganz schön gewandelt. Und ich glaube fest, dass Lena Odenthal da eine Art Vorbildcharakter hatte." In den vergangenen 35 Jahren ist viel Wasser den Rhein hinuntergeflossen: Der 80. Fall von Kommissarin Odenthal heißt zwar nicht "Die Alte", dienstälteste Ermittlerin ist die Ludwigshafener Kommissarin aber schon seit Längerem.

In "Dein gutes Recht" sitzt Odenthal selbst am anderen Ende des Verhörtischs und hat deswegen nichts zu feiern, in der Realität sieht das allerdings anders aus: "Ehrlich gesagt bin ich völlig begeistert, was ich da geschaffen habe", sagt Folkerts. "So etwas kann man nicht planen. Das ist ein Geschenk - für mich, den Sender SWR und das Publikum."

Kochen auf mittlerer Flamme

Wir halten fest: Bescheidenheit gehört nicht zum Kernrepertoire der Schauspielerin, Folkerts ist mächtig stolz auf ihre Arbeit in den vergangenen 35 Jahren. Ob sie das qualitativ sein kann, darüber lässt sich trefflich streiten: Der "Tatort" aus Ludwigshafen räumt selten echte Spitzennoten ab, sondern zeichnet sich eher durch seine (fast) immer gleiche Betriebstemperatur aus, mit legendären Ausreißern nach unten.

Odenthal auf Täterjagd.

Odenthal auf Täterjagd.

(Foto: SWR/Benoît Linder)

Während für viele Zuschauer und die allermeisten Kritiker - unter anderem für den Autor dieser Zeilen - das Kochen auf mittlerer Flamme ein echter Graus ist, schätzen Millionen eingefleischter Fans aber genau diese Beständigkeit. Denn wer Ludwigshafen einschaltet, weiß in der Regel ganz genau, was sie oder ihn erwartet - die trutschig-gemütliche Atmosphäre eines Deutschlands, das es so schon lange nicht mehr gibt. Und das kann an einem Sonntagabend ja auch etwas sehr Schönes sein, gerade in unruhigen und unübersichtlichen Zeiten wie unseren.

Die gute Nachricht für alle Fans: Ans Aufhören denkt Ulrike Folkerts noch lange nicht. Darüber nach allerdings schon: "Wenn ich mich irgendwann vom 'Tatort' verabschiede, dann nicht mit einer Autobombe wie jüngst das Frankfurter Team", sagte sie der dpa. "Das war mir zu brutal, zu radikal und am Ende zu simpel." Stattdessen wünsche sie sich, "dass Lena selbstbestimmt ausscheidet, weil sie etwas wirklich Schönes vorhat, einen Traum verwirklicht, eine Vision für das Danach verfolgt. Vielleicht verliebt sie sich und wandert aus? Vielleicht setzt sie sich ehrenamtlich im Strafvollzug ein und hilft jugendlichen Straftäterinnen und Straftätern?" Irgendwann sollten wir an dieser Stelle nochmal über die Definition von "simpel" diskutieren. Bis dahin aber erstmal: Alles Gute für die nächsten 35 Jahre, Kommissarin Odenthal!

Quelle: ntv.de

Newsletter
Ich möchte gerne Nachrichten und redaktionelle Artikel von der n-tv Nachrichtenfernsehen GmbH per E-Mail erhalten.
Nicht mehr anzeigen