Der "Tatort" im Schnellcheck Makatsch geht mit einem Knall
07.10.2023, 16:03 Uhr Artikel anhören
Mörderischer Stalker oder einfach nur ein mieser Chauvi? Kommissarin Berlinger (Heike Makatsch) weiß nicht so recht, was sie von Zerrer (Rainer Sellien) halten soll.
(Foto: SWR / Peter Porst)
Nach nur fünf Episoden stellt der SWR den Mainzer "Tatort" mit Heike Makatsch wieder ein. Zum Abschluss darf die Schauspielerin in "Aus dem Dunkel" bei der Jagd auf einen Stalker aber noch einmal zeigen, was in ihr steckt.
Was passiert?
Ein Stalker treibt in Mainz sein Unwesen - und seine Opfer reihenweise in den Selbstmord. Davon ist jedenfalls der Streifenpolizist Engels (Andreas Döhler) überzeugt, der mit seinem Chef Zerrer (Rainer Sellien) auch schon den vermeintlichen Täter identifiziert haben will. Dass Engels selbst mit einer Brechstange in der aufgebrochenen Wohnung einer jungen Frau steht, die kurz zuvor von ihrem Balkon in den Tod gestürzt ist, ist der Glaubwürdigkeit des Polizisten zwar nicht unbedingt zuträglich. Aber auch der als lupenreiner Chauvinist auftretende Zerrer wirkt auf die ermittelnde Kommissarin Berlinger (Heike Makatsch) alles andere als unverdächtig.

Streifenpolizist Engels (Andreas Döhler) will Berlinger bei ihren Ermittlungen helfen. Kann die Kommissarin ihm vertrauen?
(Foto: SWR / Peter Porst)
Während Berlinger noch unentschlossen ist, wem sie ihr Vertrauen schenken soll, erstattet eine weitere Frau Anzeige: Ein Unbekannter terrorisiert Julia Ritter (Susanne Wuest) mit Anrufen, Fake-Todesanzeigen, zerstochenen Reifen und dringt sogar in ihre Wohnung ein. Es ist dasselbe Muster wie bei den vorherigen Stalking-Opfern, doch wegen mangelnder Beweise sind der Polizei die Hände gebunden. In ihrer Ohnmacht geht nicht nur die Bedrohte eigene Wege, auch Berlinger interpretiert ihre dienstlichen Befugnisse sehr frei.
Worum geht es wirklich?
Rund 20.000 Fälle von Stalking werden jedes Jahr angezeigt, aber nur in etwa einem Prozent davon kommt es zu einer Verurteilung. Dazu kommt eine gewaltige Dunkelziffer, Schätzungen gehen von 200.000 bis 300.000 Betroffenen aus, die allermeisten von ihnen sind Frauen. "Aus dem Dunkel" fängt die Hilflosigkeit, mit der Betroffene ihren Peinigern ausgeliefert sind, sehr gut ein - auch, weil den Behörden trotz großer Stalking-Reform 2021 häufig noch die richtigen Werkzeuge fehlen, um Betroffene effektiv zu schützen, bevor es zum Äußersten kommt. Oder wie Kommissarin Berlinger sagt: "Wir dürfen ihn nicht beschatten, wir dürfen ihn nicht verhaften, wir dürfen nichts."
Wegzapp-Moment?
Gibt es nicht.
Wow-Faktor?
Achtung, Spoiler: Matthias Lier spielt einen IT-Nerd, der sich später als der wahre Stalker herausstellt: Gruselig gut!
Wie ist es?
8 von 10 Punkten. "Aus dem Dunkel" ist nicht nur Heike Makatschs letzter Fall als "Tatort"-Kommissarin, sondern auch mit Abstand ihr bester: 45 Minuten lang ist völlig unklar, wem Berlinger vertrauen kann und wem nicht. Abzüge in der B-Note gibt es, weil Drehbuchautor Jürgen Werner den wahren Täter unvermittelt und ohne Not viel zu früh enttarnt - und damit aus einem packenden doppelbödigen Thriller einen "nur noch" spannenden Krimi macht.
Quelle: ntv.de