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Auch Russland setzt auf Söldner 20.000 Ausländer kämpfen für Kiew

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Schon im März 2022 gingen Männer aus westlichen Staaten in die Ukraine, um aufseiten Kiews zu kämpfen.

Schon im März 2022 gingen Männer aus westlichen Staaten in die Ukraine, um aufseiten Kiews zu kämpfen.

(Foto: picture alliance/dpa)

Auf den Schlachtfeldern der Ukraine stehen sich Hunderttausende Ukrainer und Russen gegenüber. Dazu kommen einem Bericht zufolge aufseiten Kiews nochmals 20.000 Freiwillige aus aller Welt. Aber auch Moskau setzt auf Männer aus anderen Ländern, die teils nicht wissen, dass sie kämpfen müssen.

Europas Staats- und Regierungschefs sind zuletzt uneins darüber, ob EU oder NATO eigene Soldaten in die Ukraine entsenden sollten, um Kiew bei der Befreiung von der russischen Okkupation zu helfen. Auf Macrons Vorpreschen in diesem Fall folgten schnell zahlreiche Dementis, unter anderem von Bundeskanzler Olaf Scholz. Solche Pläne gäbe es absolut nicht. Auch das Verteidigungsbündnis NATO widersprach deutlich.

Dabei mangelt es dem ukrainischen Militär nicht nur, wie seit Langem beklagt, an Munition, sondern tatsächlich auch an Kämpfern. Ein Gesetz zur Mobilisierung von 450.000 weiteren ukrainischen Männern für den Krieg, steckt gegenwärtig im Gesetzgebungsprozess fest. Es hatte viel Kritik an den Plänen gegeben. Auch aufseiten der Ukraine verließen Männer kurz nach Kriegsausbruch das Land, bevor deren Grenzen für sie geschlossen wurden. Andere Ukrainer kehrten dagegen aus aller Welt zurück, um ihre Heimat gegen die russische Invasion zu verteidigen. Allein das reicht offenbar nicht. Aktuell liegt die Initiative auf dem Schlachtfeld klar bei den russischen Truppen, besonders im Osten, wo mit Awdijiwka eine Stadt nach langer Belagerung besetzt werden konnte.

Eine Möglichkeit, die Präsident Wolodymyr Selenskyj bereits frühzeitig ins Auge fasste, war die Anwerbung ausländischer Männer in einer sogenannten Freiwilligen-Legion. Bereits kurz nach dem russischen Überfall sollen sich Tausende freiwillig gemeldet haben. Außenminister Dmytro Kuleba meldete bereits am 2. März 2022, dass sich 1000 Männer aus 16 Ländern bereiterklärt hätten, für die Ukraine zu kämpfen.

20.000 ausländische Kämpfer für Kiew

Fast zwei Jahre später, so berichtet die "Washington Post", sollen insgesamt 20.000 Nicht-Ukrainer für Kiew auf den Schlachtfeldern stehen. Die Zahlen seien zwar undurchsichtig, schreibt die Zeitung, aber sie sollen aus mehr als 50 Staaten stammen. Ähnliche Angaben gab es aber bereits im Juni 2022. Viele Kämpfer kommen aus westlichen Staaten, wie den USA, Deutschland oder Finnland. Einige jedoch auch aus ehemaligen Sowjetrepubliken wie Kasachstan oder Kirgistan oder aus Belarus, wo mit Alexander Lukaschenko ein Despot von Wladimir Putins Gnaden das Land mit eiserner Hand regiert. Gerade die letztgenannten Kämpfer sowie zahlreiche kremlfeindliche Russen verfolgen teils eine eigene Agenda, wie etwa die Attacken auf die russische Region Belgorod gezeigt haben. Wie viele Männer aus welchen Ländern kommen, ist dagegen offen. Laut "Washington Post" sollen unter den gefallenen Ausländern allein 50 Männer aus den USA stammen, die meisten seien Veteranen des US-Militärs.

Und es könnten weitere folgen. Selenskyj soll kürzlich ein Dekret unterzeichnet haben, das es Ausländern, die sich legal im Land aufhielten, erlaube, sich der Nationalgarde anzuschließen. Zudem gab es den Vorschlag, ausländischen Verteidigern der Ukraine den Zugang zu deren Staatsbürgerschaft zu erleichtern.

Aber nicht nur die Ukraine setzt in ihrem Befreiungskampf auf Ausländer, auch Russland tut das. Denn auch aufseiten Moskaus ist der Bedarf an weiteren Soldaten immens, wie Analysen zu Kriegsopfern nahelegen. Im Januar erging ein Erlass Putins, demzufolge die Einbürgerung von Ausländern beschleunigt werden sollte, wenn sie sich zur Teilnahme an der russischen Invasion verpflichteten. Nach Angaben von Associated Press haben russische Behörden zudem in zahlreichen Städten Razzien bei asiatischen Migranten durchgeführt, infolge derer die Festgenommenen teils unter Druck gesetzt wurden, sich zum Militärdienst zu melden.

Russische Söldner ahnen nichts von Kampfeinsatz

Aber auch außerhalb der russischen Grenzen wurden Kämpfer für Moskau angeworben, teils unter falschem Vorwand. So berichtet die "Washington Post", dass Menschenhändler die Verzweiflung zahlreicher Männer nutzen würden und sie nach Russland brächten. Syrien, Kuba, Nepal und Indien werden als Herkunftsländer genannt. In Kuba sollen etwa Kampagnen auf Social Media Männer zu einem Kampfeinsatz in der Ukraine gelockt haben. Reuters wiederum berichtet von Nepalesen, die für Moskau auf den Schlachtfeldern aktiv waren. Die Regierung des Himalaya-Staates soll Moskau aufgefordert haben, Hunderte Männer wieder zurückzuschicken. Aus Kathmandu heißt es demnach, dass 200 Männer in der Ukraine Militärdienst leisteten. 14 von ihnen seien gefallen, weitere befänden sich in ukrainischer Gefangenschaft. Analysten schätzen ihre Zahl noch deutlich höher ein.

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Ein Reisepass und 2000 Dollar monatlicher Lohn wären für viele Nepalesen ausreichender Anreiz, das eigene Leben für Russland aufs Spiel zu setzen, schreibt die "Washington Post". Ein 37-Jähriger wird mit den Worten zitiert: "Ich bin dem russischen Militär nicht zum Vergnügen beigetreten. Ich hatte in Nepal keine Arbeitsmöglichkeit". Mittlerweile bereut er seine Entscheidung jedoch. "Uns war nicht klar, dass wir so schnell an die Front geschickt werden würden und wie schrecklich die Situation sein würde", beklagt er.

Die indische Zeitung "The Hindu" berichtet, dass mindestens 100 Inder von Moskau als sogenannte "Armee-Sicherheitshelfer" verpflichtet worden seien. Einige von ihnen seien ahnungslos gewesen, dass sie tatsächlich kämpfen müssten. Eine Gruppe Inder habe etwa in der Region Donezk Gräben für das russische Militär ausheben müssen. Bei einem ukrainischen Raketenschlag sei mindestens einer von ihnen getötet worden.

Quelle: ntv.de, als

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