Rath around the world Mit einem schwimmenden Luxushotel durch die Inselwelt der Südsee


Der Four-Seasons-Katamaran "Explorer" kreuzt durch die Inselwelt Palaus.
(Foto: Ken Seet/Four Seasons )
Die Sonne geht auf, vor dem Fenster plätschern leise die Wellen, die Suite schaukelt sanft. Tatsächlich schaukelt das ganze schwimmende Hotel. Denn unser Autor befindet sich auf der 39 Meter langen Four-Seasons-Luxusjacht "Explorer" und kreuzt durch die Inselwelt des Pazifikstaates Palau.
Palau besteht aus über 350 Inseln - nur neun davon sind bewohnt - und liegt knapp 900 Kilometer östlich der Philippinen in Mikronesien. Zwischen diesen vielen westpazifischen Inselchen kreuzt die Four-Seasons-Luxusjacht "Explorer". Auch wenn das Schiff schon etwas älter ist, wirkt es sehr gut in Schuss. Es hat zehn großzügige Kabinen, ein Deck zum Entspannen, ein Restaurant, eine Bar, eine Lounge, ein PADI-Tauchzentrum und sogar eine kleine Bibliothek. Am besten aber gefällt mir die persönliche Atmosphäre auf dem Katamaran. Überall stehen Orchideen, es gibt eine große Auswahl an Spielen und ein täglich wechselndes Angebot an Aktivitäten.

Zehn großzügige Kabinen gibt es auf der "Explorer", außerdem ein Restaurant, eine Bar, eine Bibliothek und ein PADI-Tauchzentrum.
(Foto: Ken Seet/Four Seasons)
Der Service auf der Explorer ist hervorragend. Ich möchte zwei Menschen herausgreifen, die mich besonders beeindruckt haben: Mikin, verantwortlich für den Bereich Food & Beverage, und Küchenchef Abhay. Letzterer versucht, seine Gäste jeden Abend aufs Neue mit seinen Menüs zu überraschen. Und das gelingt ihm. Mikin macht auch das Unmögliche möglich. Beim Frühstück hatte ich nach "skinned milk" gefragt, eine fettfreie Milchvariante, doch die war an Bord nicht vorrätig. Heute Früh, wie durch Zauberhand, steht sie auf meinem Frühstückstisch. Mikin muss sie nachts mit einem Beiboot besorgt haben. Das nenne ich Aufmerksamkeit auf allerhöchstem Niveau. Ich kann kaum glauben, dass ich mich auf einem Schiff auf dem Meer befinde und nicht in einer Großstadt, in der man alles schnell besorgen kann.
Der Wunsch, den Gast zufriedenzustellen

Die Natur Palaus ist einzigartig, die Vegetation üppig und die Meereswelt artenreich. Für Taucher und Schnorchler ist der Inselstaat ein Paradies.
(Foto: Ken Seet/Four Seasons)
Ich fühle mich auf der Explorer wie einst bei Horst Schulze im Ritz-Carlton. Der Gründer der berühmten Hotelkette hat das Multitasking in der Hotellerie erfunden - nicht um Kosten, Zeit und Arbeitskräfte zu sparen, sondern um den ultimativen Service bieten zu können. Also das, was ich immer wieder predige: dass sich die Abläufe nach den Gästen richten müssen und nicht umgekehrt. Schulzes Idee: Jeder Hotelmitarbeiter ist für jede Serviceleistung, die gerade abgefragt wird, verantwortlich. Sprich: Wenn der Koch gerade zur Stelle ist, hilft er beim Koffertragen, der Kofferträger hilft am Spülbecken aus oder der Manager im Housekeeping. Mit diesem Prinzip wurde Ritz-Carlton zur besten Hotelgesellschaft der Welt. Es gibt keine Hierarchien, nur den Wunsch, den Gast zufriedenzustellen. Genau das erlebe ich auch hier: Der Tauchlehrer beispielsweise gibt am Morgen Yogastunden, macht später die Betten und serviert abends die Drinks. Das funktioniert immer, alle sind gut trainiert und ich spüre ihr Herzblut bei der Arbeit.

Beim Tauchen begegnen einem in Palau zahlreiche Fischarten sowie Seeigel, Korallen, Muscheln, Riffhaie und mehr.
(Foto: Four Seasons)
Nur eine Sache verstehe ich nicht. Jeden Morgen um 5.30 Uhr wird Yoga angeboten. Doch keiner geht hin. Kein Wunder bei der Uhrzeit. Ich frage den Cruise Direktor, warum das nicht später stattfinden kann. Später sei es zu warm und es gäbe zu viele lästige Mücken, sagt er mir, und den Kurs in einem klimatisierten Raum im Schiff abzuhalten, sei laut Regularien leider nicht vorgesehen. Dass man da die Vorschriften nicht ändern kann, will mir nicht in den Kopf. Doch der Cruise Manager ändert es tatsächlich. Am nächsten Morgen um 8 Uhr sind sechs Gäste beim klimatisierten Yoga.
Ich erfreue mich stattdessen am Morgen am geführten Birdwatching - 185 verschiedene Vogelarten gibt es in Palau. Anschließend versuche ich mich im Freediving. Der Tauchlehrer ist chinesischer Meister und kann bis auf 90 Meter Tiefe ohne Sauerstoff tauchen. Unser Ziel sind erst einmal 20 Meter. Nachmittags steht dann normales Tauchen auf dem Plan. Es ist großartig: Wir sehen unendlich viele Fische, Schildkröten, Riffhaie, Seeigel und eine intakte Korallenlandschaft. Palau gilt aufgrund seines Artenreichtums als absolutes Tauchparadies - zu Recht.

Das Airai Bai ist ein rund 100 Jahre altes Versammlungshaus auf der Insel Babeldaob, das während eines Ausflugs besichtigt werden kann.
(Foto: Ken Seet/Four Seasons)
Beim Abendessen trumpft Küchenchef Abhay wieder auf. Wir starten mit einem großartigen Tunfischtartar und Blinis an Rote-Beete-Mousse - das ist Michelinstern-würdig. Am nächsten Abend wird es klassisch italienisch: Büffelmozzarella mit Tomatenrelish, Beef Tagliata oder Kürbisravioli und Tiramisu. An den folgenden Abenden kocht Abhay vietnamesisch, japanisch, französisch und so weiter, immer köstlich, immer sehr schön präsentiert.
Kulinarisch absolut Four Seasons
Eigentlich bin ich kein Fan davon, wenn ein Koch so viele verschiedene Küchen auf den Tisch bringt. Bei Abhay muss ich eine Ausnahme machen, er beherrscht alles perfekt - und das auf einem Schiff, auf dem man zum Beispiel gar nicht auf offenem Feuer kochen darf. Frische Zutaten bekommt er glücklicherweise täglich, schließlich ist die Hauptstadt in immer nur maximal 90 Minuten mit dem Speedboot erreichbar. Kulinarisch also absolut Four Seasons.

Von Bord der Explorer aus kann man schöne Ausflüge auf die Inseln unternehmen oder an Aktivitäten wie etwa Kanufahren teilnehmen.
(Foto: Ken Seet/Four Seasons)
Etwas Besonderes sind die Ausflüge auf die Inseln, zum Beispiel auf Peleliu. In rund einer Stunde ist man mit dem Fahrrad einmal herumgefahren. Trotz ihrer geringen Größe war Peleliu im Zweiten Weltkrieg heftig umkämpft. Die Amerikaner bombardierten die von den Japanern besetzte Insel so heftig, dass die gesamte Infrastruktur zerstört wurde und der Urwald vollständig abbrannte. 80 Jahre später erinnern nur noch ausgebrannte Panzerwracks und Stellungen an die Tragödie.
Längst ist alles wieder zugewachsen und die rund 570 Insulaner leben von und mit dem amerikanischen Militär. Auf unserem Ausflug auf die Insel Babeldaob besuchen wir das über 100 Jahre alte Versammlungshaus Airai Bai, eines der bekanntesten Symbole der palauischen Kultur und Tradition. Hier lernen wir die Menschen vor Ort, ihre Sitten und Gebräuche kennen. Das ist unglaublich spannend und nicht so touristisch, sondern sehr persönlich.
Natürlich verlegt Four Seasons solch eine Luxusjacht nicht uneigennützig in den Pazifik. In absehbarer Zukunft wird in Palau ein neues Four-Seasons-Hotel entstehen. So kann man jetzt schon einmal Kontakte mit der Regierung knüpfen, sich die Einwohner gewogen halten, die Region erkunden und Mitarbeiter akquirieren. Strategie hin, Business her - für mich steht fest: Das Inselparadies Palau ist auf jeden Fall eine Reise wert.
Resort Name: Four Seasons Explorer
Land: Palau
Region: Mikronesien, Pazifischer Ozean
Beste Reisezeit: Ganzjährig
Zielflughafen: Koror, Palau (ROR)
Transfermittel: Speedboot
Transferzeit: Rund 1 Stunde vom Flughafen
Zimmerpreis pro Nacht: Ab 2800 US-Dollar
Besondere Empfehlung: Wenn es angeboten wird, sollte man unbedingt den Jellyfish Lake besuchen. In diesem See auf der Insel Eil Malk leben Millionen ungefährlicher Gold- und Mondquallen. Hier zu schnorcheln, ist wahrlich einzigartig. Ein Besuch in der Seahorse Lagune, wo man auf zahllose Seepferdchen trifft, ist ebenfalls sehr schön.
Raths Reise-Rating:
1. Ganz großes Kino
2. Wenn's nur immer so wäre
3. Hohes Niveau, mit ein paar wenigen Schwächen
4. So lala, nicht oh, là, là
5. Besser als im Hostel
6. Ausdrückliche Reisewarnung
Über den Autor: Als früherer Grandhotelier und Betreiber der Reiseplattform www.travelgrand.ch ist Carsten K. Rath Globetrotter von Berufs wegen. Sämtliche Hotels, über die er für ntv.de schreibt, bereist er auf eigene Rechnung.
Rath ist Ideengeber des Rankings www.die-101-besten.com und zudem Autor des Buches "Die 101 besten Hotels Deutschlands", das zukünftig gemeinsam mit CAPITAL verlegt wird.
Quelle: ntv.de