Einfach mit Tarifoptimierer So sparen Sie automatisch Geld beim Strom
12.10.2018, 12:55 Uhr
Geldfresser Steckdose: Vergleichsrechner im Netz oder Tarifoptimierer können helfen, einen günstigeren Stromanbieter zu finden.
(Foto: dpa-tmn)
Mit einem Wechsel des Stromanbieters lassen sich mehrere Hundert Euro sparen. Doch kaum jemand handelt. Wechselfaulen könnten intelligente Tarifoptimierer ganz bequem auf die Sprünge helfen. Wir haben sie unter die Lupe genommen.
Strom wird seit Jahren teurer. Und auch für dieses Jahr rechnen Experten noch mit weiteren Preiserhöhungen. Erst am Montag erklärte der Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft (BDEW), Verbraucher müssten sich auf weitere Preissteigerungen einstellen. Seit Jahren werben daher die klassischen Vergleichsportale für einen Anbieterwechsel. Doch trotz beträchtlicher Sparmöglichkeiten befinden sich laut dem jüngsten Monitoringbericht der Bundesnetzagentur nach wie vor 71,4 Prozent der Haushalte beim lokalen Grundversorger. Und wer bereits einmal den Anbieter gewechselt hat, bleibt danach erfahrungsgemäß viele Jahre bei diesem. Das wissen auch die Stromanbieter und machen sich diese Tatsache zunutze, indem sie die Strompreise Jahr für Jahr weiter erhöhen.
Mehrere hundert Euro Ersparnis durch Anbieterwechsel
Experten wie die Stiftung Warentest raten daher zum jährlichen Anbieterwechsel. Als "aktiver Kunde" würde man sichergehen, nicht im zweiten Vertragsjahr plötzlich einen hohen Preis zu zahlen und würde so seine Ersparnis maximieren. "Mehrere Hundert Euro" seien dann drin. Doch diese gewitzten aktiven Kunden sind bislang eine Rarität in Deutschland: 90 Prozent der Haushalte verharren jedes Jahr in ihren überteuerten Tarifen, ihnen scheint der Aufwand zu groß.
Intelligente Tarifoptimierer wollen Kunden beim Anbieterwechsel helfen
Genau dieser Kundengruppe, die keine Lust hat, sich regelmäßig mit ihrem Stromtarif zu beschäftigen, widmen sich seit Kurzem sogenannte Tarifoptimierer. Diese Gruppe an Startups - sie nennen sich zum Beispiel SwitchUp, Cheapenergy24 oder Wechselfuchs - bietet ihren Kunden an, den Strom- sowie Gasanbieterwechsel automatisch für sie zu übernehmen. "Entspannt Energiekosten senken" liest man bei Cheapenergy24. "Nie mehr zu viel berechnet bekommen" verspricht SwitchUp und spielt damit darauf an, was Arik Meyer, Gründer von SwitchUp, als "Schieflage im Energiemarkt" bezeichnet: dass treuen Kunden deutlich mehr berechnet wird als Neukunden. "Ist es nicht unfair, dass ich als neuer Kunde mit Geschenken überhäuft werde und treue Kunden hingegen jedes Jahr draufzahlen sollen?", fragt Meyer. Tarifoptimierer seien der Versuch, dies zu ändern und Verbrauchern die Gewissheit zu geben, nicht länger zu viel von ihrem Anbieter berechnet zu bekommen.
Wie funktionieren diese neuen automatischen Tarifoptimierer?
Als Kunde braucht man lediglich seine Postleitzahl sowie Präferenzen wie beispielsweise Ökostrom oder eine kurze Vertragslaufzeit anzugeben und erhält dann eine individualisierte Tarifempfehlung auf Basis aller verfügbaren Stromangebote. Das Sparpotenzial von Hunderten Euro pro Jahr ist wie bei einem Vergleich über die klassischen Vergleichsportale, da die Tarifgrundlage die gleiche ist. Der wesentliche Unterschied der selbsternannten Tarifaufpasser besteht darin, dass sie von da an alle Stromangebote im Blick behalten und rechtzeitig vor Ablauf der Kündigungsfrist prüfen, ob sich ein günstigeres Angebot findet. Wenn ja, optimieren sie den Stromtarif vollautomatisch. Manche Tarifoptimierer wie SwitchUp werden zudem automatisch aktiv, wenn man eine Preiserhöhung erhält und schützen ihre Kunden durch eine erneute Tarifoptimierung vor den Mehrkosten.
Was sagen Verbraucherschützer dazu?
Auch Verbraucherschützer haben sich die Tarifoptimierer bereits angesehen. Florian Munder von der Verbraucherzentrale Berlin erklärt: "Das Angebot der sogenannten Wechselservices kann Verbraucherinnen und Verbraucher durchaus dabei unterstützen, einen für sie günstigen Tarif zu finden." Gleichzeitig weist die Verbraucherzentrale darauf hin, dass man, auch wenn man die Arbeit mit seinen Tarifen an einen der Tarifoptimierer abgebe, nach wie vor Mitteilungen seines Anbieters aufmerksam lesen und sich nicht allein auf die Optimierer verlassen solle. Dass sich ein Anbieterwechsel gerade für die Menschen lohne, die bisher noch nie zuvor gewechselt haben, bekräftigt Munder: "Unserer Erfahrung nach ist der sich am meisten lohnende Wechsel derjenige aus der Grundversorgung heraus. Wer diesen noch nicht vollzogen hat, sollte das auf jeden Fall nachholen!"
Wie sehr sich das lohnen kann, hat die Stiftung Warentest beispielhaft für einen Berliner Durchschnittshaushalt berechnet. 382 Euro könnten die Berliner damit sparen - das sind etwa 152 Currywürste oder auch 318 Kugeln Eis, die man dann im nächsten Supersommer dafür erhielte.
Wo geht der Trend hin?
Mit ihrem Ansatz scheinen die automatischen Tarifoptimierer tatsächlich schon viele bisherige Wechselverweigerer erreicht zu haben. SwitchUp gibt an, mehr als zwei Drittel seiner Nutzer seien bislang unerfahrene Stromwechsler, die noch nie oder nur einmal zuvor den Anbieter gewechselt hätten. Für diese Kunden gehe es neben der Möglichkeit zu sparen vor allem darum, die Sicherheit zu haben, bei einem rundum sicheren sowie zuverlässigen Anbieter zu landen, erklärt SwitchUp-Gründer Meyer. "Wir sitzen mit unseren Kunden im gleichen Boot, da sich unsere Nutzer künftig nicht mehr um ihre Stromtarife kümmern möchten, sondern dies an uns abgeben möchten und es folglich auch in unserem Interesse ist, dass alles reibungslos läuft." Da bei den Tarifoptimierern die langfristige Betreuung der Stromtarife im Vordergrund steht, sei es in ihrem eigenen Interesse, weniger seriöse Anbieter konsequent auszuschließen.
Wie finanzieren sich die Tarifoptimierer?
Natürlich leben die Tarifoptimierer nicht von Luft und Liebe. Einige wie Wechselfuchs oder Cheapenergy24 finanzieren sich dadurch, dass sie einen Anteil von 20 bis 30 Prozent der Ersparnis des Kunden einbehalten. Andere wie SwitchUp finanzieren sich ähnlich zu den großen Vergleichsportalen über eine Provision des neuen Strom- oder Gasanbieters und sind dadurch für Verbraucher komplett kostenfrei.
Quelle: ntv.de, awi