
Salihamidzic und Kahn jubeln für ihre Bayern - aber auch für die Liga.
(Foto: IMAGO/ActionPictures)
Vier aus fünf: Nur ein Vertreter der Fußball-Bundesliga schafft es nicht, ins Achtelfinale der Champions League einzuziehen. Damit steht die Liga sehr gut da, vor allem im Vergleich zu "Verlierer" Spanien. Während Vereins- und Ligaverantwortliche feiern, stehen die Härtetests noch bevor.
Bayer Leverkusen fällt aus dem Rahmen. Als einziges deutsches Fußballteam hat es der Werksklub nicht geschafft, sich in der Champions League zu halten. Anders als in der Bundesliga ist das Team, das inzwischen von Xabi Alonso trainiert wird, aber immerhin nicht komplett abgestürzt. Bayer konnte sich mit Platz drei in der Gruppe B immerhin für die Europa League qualifizieren. Etwas, das dem Finalisten von 2014 und 2016, Atlético Madrid, in derselben Gruppe nicht gelungen ist.
Das ist es aber auch schon mit den negativen Nachrichten über Bundesligisten in der Königsklasse. Der FC Bayern, Borussia Dortmund, RB Leipzig und auch das über den Sieg der Europa League qualifizierte Eintracht Frankfurt schafften den Einzug ins Achtelfinale. Mit Ausnahme der Münchner alle als Gruppenzweite, der deutsche Meister machte es ganz souverän, gewann alle Gruppenspiele - und holte damit zum dritten Mal nach den Saisons 2019/20 und 2021/22 alle möglichen 18 Punkte. Ein Rekord - und das in der zuvor als "Hammergruppe" betitelten Gruppe mit dem ebenfalls fürs Achtelfinale qualifizierten Inter Mailand, sowie dem FC Barcelona und Viktoria Pilsen. Neben dem FC Bayern gelang die volle Punkteausbeute mehr als einmal nur Real Madrid.
"In Europa ein Zeichen gesetzt"
Der FC Bayern ist damit mal wieder der Beste unter den Guten. Sportvorstand Hasan Salihamidžić betonte aber die Vorzüge der Bundesliga-Gemeinschaft. Er sei "ein wenig stolz", sagte er. "Wir haben in Europa ein Zeichen gesetzt. Es ist schön, so viele deutsche Klubs in Europa weiterkommen zu sehen." Und erklärte weiter: "Ich habe schon mal gesagt, dass man der Bundesliga einfach ein Kompliment machen muss, nicht nur national, sondern auch international, was die Jungs für eine Arbeit machen, nicht nur bei Union Berlin und in Freiburg, sondern auch in Frankfurt. Auch Dortmund ist locker weitergekommen in der Champions League." Ähnlich begeistert äußerte sich die Chefin der Deutschen Fußball Liga, Donata Hopfen: "Die vergangenen Wochen sind sportlich sowohl national als auch international eine großartige Visitenkarte für den deutschen Profifußball."
Vier Teams einer Nation im Achtelfinale der Champions League, das schafft neben Deutschland in diesem Jahr nur England. Dort sind die Vertreter Manchester City, der FC Chelsea und Tottenham Hotspur jeweils als Gruppenerste durch, der FC Liverpool wurde hinter der SSC Neapel Zweiter. Für die Bundesliga ist das ein Erfolg, der zuletzt 2020/2021 sowie 2014/15 gelang.
Mit jeweils vier Teams aus der heimischen Liga haben Deutschland und England klar die Nase vorn, ganz anders sieht es etwa für Spanien aus. Aus La Liga schaffte nur Titelverteidiger Real Madrid das Weiterkommen. Der FC Barcelona und der FC Sevilla überwintern immerhin in der Europa League, während Atlético eben ganz raus ist. Die "Marca" sprach von einer "Zäsur" für den Klub und die Liga, denn erstmals seit 2003/04 muss sich Spanien mit einem Team in der K.-o.-Runde begnügen.
Auch Frankreich kann nur noch Paris St. Germain zujubeln, dagegen ist es für Belgien ein Erfolg, dass der FC Brügge noch dabei ist. Aus Portugal sind Benfica Lissabon und der FC Porto weiter dabei, Italien stellt mit Inter Mailand, dem AC Mailand und dem SSC Neapel drei Achtelfinalisten.
Echte Härtetests im Achtelfinale wahrscheinlich
Natürlich lohnt sich das Weiterkommen nicht nur fürs Prestige, sondern auch finanziell. Vor allem der FC Bayern genießt dabei eine Ausnahmestellung. 78,42 Millionen Euro hat der Klub bereits jetzt eingenommen, am meisten von allen 32 teilnehmenden Teams. Bei Frankfurt sind es derzeit etwa 50 Millionen Euro. Der Einzug ins Viertelfinale würde weitere 10,6 Millionen Euro aus dem Prämientopf der UEFA in die Kasse spülen. Klar ist aber schon vor der Auslosung am Montag in Nyon, dass dies für den FC Bayern gegen einen hochkarätigen Gegner gelingen muss. Nur der FC Liverpool mit Trainer Jürgen Klopp - in der Liga arg schwach, international gefestigt -, AC Mailand, PSG mit dem Superstarensemble um Lionel Messi, Kylian Mbappé und Neymar, oder der FC Brügge stehen zur Auswahl, da gleich drei deutsche Klubs den zweiten Platz in ihrer Gruppe belegt haben. Ein Gruppenerster wird einem Gruppenzweiten zugelost, Nationenduelle sowie Begegnungen mit einem Gruppengegner sind im Achtelfinale verboten. Laut des französischen Mathematikers Julien Guyon ist der FC Liverpool das wahrscheinlichste Los für die Münchner. Seine Wahrscheinlichkeit von 37,12 Prozent ergibt sich dadurch, dass sich bestimmte Konstellationen ausschließen.
Auch für die weiteren Bundesligisten sind die möglichen Gegner echte Hürden. Alle könnten es mit dem FC Chelsea, Benfica Lissabon, dem FC Porto, der SSC Neapel zu tun bekommen. Für die Eintracht und RB ist auch Manchester City eine Möglichkeit, der BVB und RB haben zudem noch Tottenham Hotspur zur Auswahl, die Eintracht und der BVB auch noch den Titelverteidiger Real Madrid. "Egal wer kommt, die müssen uns erstmal schlagen", sagte Dortmunds Nico Schlotterbeck bei DAZN selbstbewusst. Die Leistungen der Borussia legen jedoch nahe, dass dies ebenso für den BVB gilt. Trotz der Qualifikation für die K.-o.-Runde rumpelt es unter Trainer Edin Terzić weiter kräftig. Das Abschneiden mit zwei Siegen und drei Unentschieden letztendlich bieder.
Anders sieht es in Frankfurt aus, das auf einer gewaltigen Euphoriewelle in die entscheidende Phase surft. Das Team von Trainer Oliver Glasner bedient, wie bereits in der glorreichen Europa-League-Saison 2021/2022, weiter die Underdog-Rolle. Eintracht-Kapitän Sebastian Rode sagte: "Es gibt nur noch ganz große Kaliber, absolute Weltstars kommen. Wir sind nicht chancenlos, aber bestimmt der Außenseiter." In Leipzig sorgt der neue Trainer Marco Rose für große Hoffnung. Unter ihm gelang den mit zwei Pleiten in die Gruppe gestarteten Sachsen der Umschwung. Am ehemaligen Zentralstadion sind zudem die Erinnerungen an den Weg ins Halbfinale in der Pandemie-Saison 2019/2020 noch sehr präsent.
FC Bayern mit 34 Gruppenspielen ohne Niederlage
Diese Erinnerung sorgt auch beim FC Bayern für Gänsehaut, schließlich gingen die Münchner als Sieger aus dem Turnier. Auch in dieser Saison läuft es bislang für den FC Bayern und Trainer Julian Nagelsmann hervorragend. Mit 18:2 Toren dominierte der FC Bayern die Gruppenphase, hat die wenigsten Tore kassiert und zugleich nach Neapel (20) die zweitmeisten geschossen. Damit kommt Nagelsmann auf 14 Siege in Folge in der Gruppenphase - zwölf davon mit dem FC Bayern, zwei stammen noch aus seiner Zeit bei RB Leipzig. Der Münchner Klub kommt nun auf 34 Gruppenspiele in Folge ohne Niederlage.
Doch wert ist diese Statistik wenig: "Letztes Jahr haben wir auch eine gute Gruppenphase gespielt und dann eine nicht so gute K.-o.-Runde", erinnerte Trainer Julian Nagelsmann. In der vergangenen Saison waren die Münchner nach einem mauen 1:1 im Hinspiel gegen den FC Salzburg mit einem dominanten 7:1 im eigenen Stadion souverän ins Viertelfinale eingezogen, dann aber überraschend am Außenseiter FC Villarreal gescheitert.
Für den BVB und RB war jeweils schon nach der Gruppenphase der Abstieg in die Europa League besiegelt, Dortmund kam nicht über die Playoffs hinaus, während für Leipzig immerhin erst im Halbfinale Schluss war. Auch die Saison 2020/21 mit vier Teams im Achtelfinale brachte letztlich nicht den großen Erfolg: Leipzig und Borussia Mönchengladbach hatten sich dann direkt verabschieden müssen, der BVB und die Bayern folgten im Viertelfinale. Zeigt: Das Turnier startet erst mit der K.-o.-Runde so richtig durch, die folgt aber erst in 2023. Die Hinspiele des Achtelfinals steigen am 14./15. sowie am 21./22. Februar, die Rückspiele sind für den 7./8. sowie 14./15. März 2023 geplant.
Quelle: ntv.de