Fußball

Hecking belebt VfL Bochum Emre Can fliegt früh und der BVB stürzt ab

Die Grätsche, die Emre Cans Arbeitstag früh beendet.

Die Grätsche, die Emre Cans Arbeitstag früh beendet.

(Foto: IMAGO/Sven Simon)

Borussia Dortmund rennt in der Fußball-Bundesliga auch am 10. Spieltag den eigenen Ansprüchen hinterher: In Mainz verliert der dezimierte BVB deutlich. Der FC Bayern München erledigt seine Pflichtaufgabe glanzlos, Dieter Hecking belebt den VfL Bochum.

1. FSV Mainz 05 - Borussia Dortmund 3:1 (2:1)

Die Rote Karte für den Kapitän Emre Can war zu viel: Ein schwer gebeuteltes Borussia Dortmund hat in der Fußball-Bundesliga in Unterzahl einen neuerlichen Rückschlag hinnehmen müssen. Der BVB verlor mit 1:3 (1:2) beim FSV Mainz 05.

Jae-Sung Lee (36.), Jonathan Burkardt (45.+3) und Paul Nebel (54.) sorgten für die vierte Saisonniederlage der seit Wochen von Ausfällen geplagten Dortmunder, die ab der 27. Minute zudem ohne Can auskommen mussten. Der Spielführer war wegen eines groben Foulspiels vom Platz gestellt worden. Der zwischenzeitliche Ausgleich von Serhou Guirassy (40., Foulelfmeter) war letztlich wertlos; die Westfalen warten somit weiter auf den ersten Auswärtssieg in dieser Saison und drohen den Anschluss an die Spitzengruppe der Liga zu verlieren.

Die Hausherren hingegen siegten zum ersten Mal in der aktuellen Spielzeit vor eigenem Publikum. In der Tabelle kletterten die Rheinhessen vor der zweiwöchigen Länderspielpause ins gesicherte Mittelfeld.

Der BVB versuchte es vor 33.000 Zuschauern in der ausverkauften Mainzer Arena zunächst mit Ballbesitzfußball, die Nullfünfer zogen sich teils tief in die eigene Hälfte zurück. Die erste gefährliche Möglichkeit gehörte dann aber Mainz: Burkardt tauchte nach einem Steckpass vor BVB-Keeper Alexander Meyer auf, zielte jedoch zu ungenau (18.). Die Hausherren wurden aktiver - und waren kurz darauf ein Mann mehr: Can grätschte Lee am eigenen Strafraum in Knöchelhöhe um, Schiedsrichter Florian Badstübner zückte die Rote Karte.

Und es kam noch schlimmer für die Gäste: eine Flanke von Anthony Caci nickte der freistehende Lee zur Mainzer Führung ein. Die Gäste kamen aber schnell zum Ausgleich, weil Guirassy vom Elfmeterpunkt traf, nachdem Lee den späteren Torschützen im Strafraum gefoult hatte. Doch damit noch immer nicht genug in Halbzeit eins: Tief in der Nachspielzeit flankte da Costa von rechts, Burkardt netzte zur erneuten Mainzer Führung ein.

Das in jeder Hinsicht dezimierte Dortmund tat sich nach der Pause schwer, zurück ins Spiel zu finden - und lief nach einer knappen Stunde sogar einem Zwei-Tore-Rückstand hinterher. Philipp Mwene bediente im Strafraum Nebel, der sein erstes Bundesligator erzielte. Der Widerstand der Schwarz-Gelben schien nun gebrochen, während der FSV emsig daran arbeitete, den Vorsprung noch weiter auszubauen.

FC St. Pauli - FC Bayern München 0:1 (0:1)

Bayern München hat seinen Betriebsausflug auf den Hamburger Kiez dank Zauberfuß Jamal Musiala mit drei Punkten abgeschlossen. Die Mannschaft von Trainer Vincent Kompany holte durch das 1:0 (1:0) beim Aufsteiger FC St. Pauli den fünften Sieg in Folge und baute ihre Tabellenführung aus.

Musiala (22.) sorgte mit seinem Traumtor aus knapp 30 Metern für den Höhepunkt eines ansonsten wenig glanzvollen Auftritts des Rekordmeisters. Drei Tage nach seinem entscheidenden Kopfballtor in der Champions League traf der Nationalspieler am Samstagnachmittag spektakulär mit dem rechten Fuß, der Ball knallte von der Unterkante der Latte in die Maschen.

St. Pauli hoffte vor 29.546 Fans dagegen vergeblich auf eine Party wie am legendären 6. Februar 2002, als der Stadtteilklub seinen bis dato einzigen Heimsieg gegen die Münchner einfuhr und nach einem 2:1 als "Weltpokalsiegerbesieger" für Schlagzeilen sorgte. Im Duell der Gegensätze blieb eine Überraschung diesmal aus.

Die Hamburger spielten zwar mit enormer Leidenschaft, warfen sich in jeden Zweikampf und strahlten nach ruhenden Bällen ein ums andere Mal Gefahr aus - mehr als ein paar Halbchancen sprangen allerdings nicht heraus. Das Team von Trainer Alexander Blessin wartet auch nach fünf Heimspielen im Oberhaus weiter auf den ersten Dreier und seinen ersten Treffer vor eigenen Fans.

Die Gäste taten zunächst nicht mehr als nötig. Es dauerte bis zur 14. Minute, ehe Musiala mit einem Versuch von der Strafraumgrenze den ersten Torschuss abgab. Acht Minuten später zielte der Youngster besser. Musiala eroberte sich in der gegnerischen Hälfte selbst den Ball, lief dann ein paar Meter und zog ab.

Im zweiten Abschnitt übernahmen die Bayern komplett das Kommando, zu zwingenden Torchancen kamen sie zunächst allerdings nicht. Auch Superstar Harry Kane, der zuvor schon elf Mal getroffen hatte, gelang zu wenig. Für die größte Gefahr sorgten ein Fernschuss von Leroy Sane (80.) und Kane (89.).

VfL Bochum - Bayer Leverkusen 1:1 (0:1)

Ein Punkt - und ganz viel neue Hoffnung: Beim Debüt des neuen Trainers Dieter Hecking, der vor mehr als fünf Jahren letztmals als Trainer in der Bundesliga tätig war, hat der VfL Bochum seine rasante Talfahrt gebremst und beim 1:1 (0:1) gegen den Doublegewinner Bayer Leverkusen einen deutlichen Aufwärtstrend gezeigt.

Während der Meister vier Tage nach dem 0:4 in der Champions League beim FC Liverpool trotz Führung eine weitere Enttäuschung in der Bundesliga folgen ließ, ist die Lage des Tabellenletzten trotz des überraschenden Remis auch mit neuem Coach noch alarmierend: Mit nur zwei Punkten und 10:30 Toren ist Bochum schon weit vom rettenden Ufer entfernt - und zumindest nach zehn Spieltagen nicht mehr der am schlechtesten gestartete Klub in der Ligahistorie.

Patrik Schick (18.) sorgte mit seinem ersten Saisontor für die Führung der Werkself im Ruhrstadion, wo sie vor anderthalb Jahren mit 0:3 ihre letzte Auswärtsniederlage in der Bundesliga kassiert hatte. Beim ersten Spiel des gebürtigen Castrop-Rauxelers Hecking als VfL-Trainer "anne Castroper" zeigten sich die Gastgeber vor 26.000 Zuschauern vor allem defensiv verbessert, spielten deutlich besser organisiert und belohnten sich spät dank Koji Miyoshi (89.).

Bei Leverkusener Ballbesitz zog sich Bochum weit zurück, machte die Räume in und um den Strafraum eng. Aber nicht eng genug für Florian Wirtz: Der Zauberfuß fand eine Lücke für einen genialen Pass auf Schick, der mit Hilfe des Innenpfostens die Gästeführung erzielte. Hecking verfolgte mit verschränkten Armen an der Seitenlinie die Bemühungen seines Teams, die Bayer-Kombinationsmaschine zu bremsen. Er sah aber auch den einen oder anderen offensiven Versuch - etwa den Kopfball von Moritz Broschinski knapp über das Tor (26.). Auf der Gegenseite scheiterte Jeremie Frimpong an VfL-Keeper Patrick Drewes (30.).

Trotz des Rückstands gab es zur Pause von den VfL-Fans aufmunternden Applaus. Nach dem Seitenwechsel das gleiche Bild: Bayer war fast ständig in Ballbesitz, Bochum verteidigte aber gut gestaffelt - und meldete sich hin und wieder auch vor dem Leverkusener Tor. Je länger das Spiel dauerte, desto häufiger bekam die Gästeabwehr Arbeit. Miyoshi schlug nach seiner Einwechslung aus spitzem Winkel zu.

SV Werder Bremen - Holstein Kiel 2:1 (1:0)

Oliver Burke hat Werder Bremen endlich zum ersten Heimsieg in der laufenden Saison geschossen. Die Hanseaten gewannen verdient mit 2:1 (1:0) gegen Aufsteiger Holstein Kiel, Burke beendete das Warten der Werder-Fans auf den ersten Heimsieg mit seinem Treffer in der 89. Minute. Zudem war Jens Stage (36.) für die Grün-Weißen in einem intensiven Nordduell erfolgreich, der zwischenzeitliche Ausgleich von Phil Harres (48.) war für Kiel am Ende aber zu wenig.

"Natürlich haben wir das Ziel, das Spiel zu gewinnen, dafür müssen wir aber an unsere Leistungsgrenze gehen", hatte Werner vor der Partie gegen seinen Ex-Klub gesagt - und veränderte seine Startelf gegenüber dem 1:4 zuletzt gegen Borussia Mönchengladbach gleich auf vier Positionen.

Werder war dann vor 42.100 Zuschauern auch durchaus um Wiedergutmachung bemüht. Angreifer Marvin Ducksch, der von Anfang 2017 bis Mitte 2018 in Kiel spielte, hatte gleich in der Anfangsphase eine Top-Chance (12.) - vergab aber aus kurzer Distanz per Kopf.

Besser machte es dann Stage, der die vergangenen drei Partien angeschlagen gefehlt hatte. Bei seiner Rückkehr zog der Däne entschlossen aus rund 20 Metern ab und ließ Timon Weiner im Kieler Tor keine Chance. Für den Mittelfeldspieler war es bereits der vierte Saisontreffer. Nur drei Minuten später jubelten die Werder-Fans erneut, das vermeintliche 2:0 durch Romano Schmid wurde wegen eines Handspiels nach einem Videobeweis aber wieder einkassiert.

Kiel hatte im Spiel kaum Ideen, war nach einem unnötigen Ballverlust von Ducksch im Mittelfeld aber plötzlich eiskalt zur Stelle. Und so traf Harres aus knapp 22 Metern fast aus dem Nichts zum Ausgleich. In der Folge drängte Werder weiter auf Sieg, den Aktionen der Gastgeber fehlte aber oft die nötige Präzision. Auch Kiel wurde mutiger - so sahen die Fans zwar keine hochklassige, aber immerhin spannende Partie. Kurz vor Burkes Treffer hatte Fiete Arp auf der anderen Seite die große Chance für Kiel.

Quelle: ntv.de, ter/sid

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