Fußball

CL-Pleite der Bayern Guardiola ist gnädig mit seinen Verlierern

Auch Mario Götze lieferte eine schlechte Leistung ab.

Auch Mario Götze lieferte eine schlechte Leistung ab.

(Foto: REUTERS)

Bei der Niederlage erwischt Porto den FC Bayern kalt. Die ersatzgeschwächten Münchener zeigen ungeahnte Schwächen. Vor allem Neuer sieht mehrfach nicht gut aus. Der Trainer nimmt sein Team in Schutz, doch der Mahner mahnt.

Auf dem Bankett nach dem Champions-League-Viertelfinale in Porto hatten die Spieler des FC Bayern München nichts zu feiern - vielleicht haben sie ihrem Frust über die überraschend herbe Niederlage auch freien Lauf gelassen. Nach einem 0:2-Rückstand nach nur acht Minuten und einer Reihe weiterer fataler Schnitzer ist der Rekordmeister vor dem Rückspiel nächste Woche angeknockt. Der Einzug ins Halbfinale wackelt.

FC Porto - Bayern München 3:1 (2:1)

Tore: 1:0, 2:0 Quaresma (3., FE/10.), 2:1 Thiago (28.), 3:1 Martinez (65.)

Porto: Fabiano - Danilo, Maicon, Martins Indi,  Alex Sandro - Casemiro - Herrera, Torres (75. Neves) - Quaresma (85.  Evandro), Martinez, Brahimi (80. Hernani)

München: Neuer - Rafinha, Jerome Boateng, Dante, Bernat - Alonso  (74. Badstuber) - Lahm, Thiago - Thomas Müller, Lewandowski, Götze (56. Rode)

Referee: Carballo (Spanien)  Zus: 50.092

Der Vorstandsvorsitzende Karl-Heinz Rummenigge nimmt seine Elf trotz vieler individueller Fehler in Schutz: "Ich bin nicht bereit, die Mannschaft zu kritisieren. Das sind 13, 14 Spieler, die wir im Moment noch gesund haben und die seit Wochen dreimal die Woche spielen". Irgendwann käme dann der Tag, "wo du ein bisschen kaputt bist, wo du müde bist, wo die Beine schwer sind und dann auch im Kopf die Konzentration ein bisschen fehlt".

Die Vereinsführung des Fußball-Bundesligisten bemüht sich, die Niederlage zu relativieren. So möchte Trainer Pep Guardiola seine Mannschaft nicht angreifen: "Das sind Menschen, das gehört zum Spiel. Auf diesem Niveau wirst du dafür bestraft. Wir haben noch das Rückspiel zu Hause", sagte der Katalane im Interview mit Sky. Außerdem musste Guardiola zugeben: "Wenn man alles zusammenzählt, war Porto die bessere Mannschaft." Matthias Sammer mahnte daher vor dem Rückspiel in einer Woche, "wir dürfen nicht die Nerven verlieren."

Die Bayern sind angeschlagen, nicht nur psychisch. Ein ganze Reihe von Topspielern ist seit Wochen verletzt. In Porto fehlten mit Arjen Robben, Franck Ribéry, Bastian Schweinsteiger, David Alaba und Javi Martinez gleich mehrere Stars. Und dennoch ist der Kader des deutschen Rekordmeisters stark genug besetzt, um sich in Europas Königsklasse aktiver zur Wehr zu setzen als gegen Porto. So hatte Rummenigge unlängst erklärt: "Wir haben bald 20 Top-of-the-Top-Spieler. Philipp Lahm und Thiago spielen und trainieren nach ihren Verletzungen wieder, Javi Martinez ist kurz davor." Verletzungsprobleme als Ausrede - das zieht nur bedingt. Und sie waren in Porto auch nicht ausschlaggebend für die Niederlage.

Abwehrfehler der gröberen Sorte

Die Abwehr um Neuer, Dante und Boateng lieferte am Mittwochabend eines ihrer schlechteren Spiele der jüngeren Vergangenheit ab. Vor allem der zuletzt gelobte Brasilianer Dante sah häufiger nicht besonders gut aus. Auslöser der Unsicherheit war allerdings ein anderer. Einer, der sonst so zuverlässig ist: Torwart Manuel Neuer. Mit seiner riskanten Attacke in der ersten Minute und dem folgendem Elfmeter leitete Neuer die Misere ein. Von diesem schnellen Tor konnten sich die Bayern nicht erholen.

Kapitän Philip Lahm war nach dem Spiel deshalb auch sichtlich geknickt, ist aber darum bemüht - trotz der schlechten Ausgangslage -, Optimismus zu verbreiten. "Wir haben noch die Hoffnung. Es hilft nicht zu lamentieren, wir müssen nach vorne schauen. Es ist möglich, 2:0 zu gewinnen", so Lahm im ZDF.

Doch nicht nur die Defensive gab in Porto ein schlechtes Bild ab. Auch das Spiel nach vorne war ungenau. Viele Pässe fanden nicht den richtigen Adressaten. Im Aufbauspiel gelangen den Portugiesen immer wieder schnelle Ballgewinne. Große Torchancen erarbeiteten sich die Münchener nicht - auch ein Kreativspieler wie Mario Götze blieb deutlich unter seinen Möglichkeiten. Das Offensivspiel leidet nach wie vor offensichtlich unter dem Ausfall von Arjen Robben. Der Niederländer ist mit seiner Schnelligkeit, seinem Zug zum Tor für die Bayern fast nicht zu ersetzen.

Staunen über die bayrische Orientierungslosigkeit

Auch die internationalen Medien sind über die Bayern-Aussetzer erstaunt. Die spanische Zeitung "Marca" schreibt: "Bayern ohne Abwehr. Porto bestraft die Fehler, jagt Bayern einen Schrecken ein und zwingt Guardiolas Männer in München zur Aufholjagd. Selten hat man die Bayern so orientierungslos  gesehen, das schlechteste Bayern, woran man sich erinnert. Porto konnte selbst nicht glauben, dass man es ihnen so leicht macht." Und das Blatt "Repubblica" titelt:" Super-Quaresma führt Porto zu einem historischen Sieg. Guardiola muss eine Blamage hinnehmen. Das Heimspiel wird für Bayern mit seiner verheerenden Verteidigung besonders schwierig werden".

Diese Schmach muss der erfolgsverwöhnte Verein nun erst einmal verdauen. Die Bayern müssen ihr Heimspiel nächste Woche (Dienstag, 20.45 Uhr) mindestens mit 2:0 gewinnen, um noch ins Halbfinale der Champions League einzuziehen. Frisches Selbstvertrauen für die schwierige Aufgabe können sich die Bayern nur noch am Samstag im Bundesliga-Spiel in Hoffenheim holen. Gegen die offensivstarken Kraichgauer wird die Münchener Defensive erneut ordentlich gefordert werden. Doch vielleicht ist das genau der richtige Gegner, um sich die Defensivstabilität aus den vergangenen Bundesliga-Wochen zurückzuerarbeiten - für den Verbleib in der Königsklasse wäre das dringend nötig.

Quelle: ntv.de

Newsletter
Ich möchte gerne Nachrichten und redaktionelle Artikel von der n-tv Nachrichtenfernsehen GmbH per E-Mail erhalten.
Nicht mehr anzeigen