Fußball

RB patzt sich aus dem Titelkampf Hertha glänzt bei Labbadia-Premiere

Vedad Ibisevic und Hertha BSC spielten stark auf gegen Hoffenheim.

Vedad Ibisevic und Hertha BSC spielten stark auf gegen Hoffenheim.

(Foto: imago images/Poolfoto)

Im ersten Spiel unter Trainer Bruno Labbadia fertigt Hertha BSC auswärts 1899 Hoffenheim ab - und jubelt mit Körperkontakt. RB Leipzig kommt gegen den SC Freiburg nicht über ein Unentschieden hinaus. Wolfsburg schlägt Augsburg spät.

TSG Hoffenheim - Hertha BSC 0:3 (0:0)

Bruno Labbadia hat in seinem Lieblingsstadion einen perfekten Einstand als Trainer von Hertha BSC gefeiert. Die Berliner gewannen beim Neustart der Fußball-Bundesliga nach der Corona-Zwangspause 3:0 (0:0) bei der TSG Hoffenheim. Für Labbadia, der nach Ante Covic, Jürgen Klinsmann und Alexander Nouri bereits der vierte Hertha-Coach in dieser Spielzeit ist, war es bereits der siebte Sieg in Sinsheim - das schaffte noch kein Trainer. Der frühere Hoffenheimer Vedad Ibisevic (60.) und Matheus Cunha (74.) trafen für die Hertha, die zuvor nur eine der zurückliegenden zwölf Partien gegen die TSG gewonnen hatte. Dazu kam ein Eigentor des TSG-Innenverteidigers Kevin Akpoguma (58.). Die Berliner, die seit sechs Auswärtsspielen nicht verloren haben, bestätigten zudem ihre Stärke in der Fremde. Für Labbadia war es 364 Tage nach seiner bisher letzten Partie an der Seitenlinie des VfL Wolfsburg ein gelungenes Comeback in der Liga.

Auf der anderen Seite geht die Talfahrt der Kraichgauer weiter. Die Mannschaft von Trainer Alfred Schreuder wartet seit sieben Pflichtspielen auf einen Sieg. Durch die achte Heimniederlage stellte die TSG ihren Negativrekord aus der Spielzeit 2012/13 ein. Beim Geisterspiel in der Sinsheimer Arena lief wie erwartet bei beiden Mannschaften zunächst nicht alles rund. Nach ein paar Minuten waren die Gastgeber aber besser im Spiel als die Berliner. Die Hauptstädter konzentrierten sich erst einmal auf die Defensive. Bei den Zweikämpfen hielten sich beide Teams nicht zurück. Nach einer Viertelstunde hatten sich weder die Hoffenheimer noch die Berliner eine Chance erarbeitet. Die Berliner, bei denen der suspendierte "Videokünstler" Salomon Kalou, der gesperrte Vladimir Darida und Karim Rekik fehlten, wurden aber munterer. Das tat der Begegnung gut. Auch die Hoffenheimer, die ohne den kroatischen Vize-Weltmeister Andrej Kramaric, Sargis Adamjan und Ishak Belfodil auskommen mussten, gaben mehr Gas. Ihlas Bebou hatte die erste Möglichkeit für die TSG (24.). Kurz darauf vergab Christoph Baumgartner eine noch größere Chance für die Kraichgauer (28.).

Die Berliner, deren Investor Lars Windhorst weitere Millionen in den Klub pumpen will, hätten kurz vor der Pause eigentlich in Führung gehen müssen. Nach einem Patzer von TSG-Kapitän Benjamin Hübner und starker Vorarbeit von Ibisevic scheiterte Cunha aus kurzer Distanz am Kraichgauer Torwart Oliver Baumann (41.). Wenige Minuten nach dem Seitenwechsel war die TSG der Führung nahe. Der eingewechselte Youngster Maximilian Beier vergab aber (54.). Auf der Gegenseite klärte Baumann gegen Ibisevic (55.). Was der Hertha-Routinier nicht schaffte, gelang Akpoguma nach einem Schuss von Peter Pekarik. Kurz darauf war der starke Ibisevic per Kopf nach einer Flanke von Maximilian Mittelstädt per Kopf zur Stelle.

Dass die Berliner nach beiden Treffern intensiv gemeinsam und mit Körperkontakt jubelten, dürfte bei der Deutschen Fußball Liga (DFL) nicht gerne gesehen worden sein. Nach den beiden Gegentoren warfen die Hoffenheimer alles nach vorne, die Berliner hatten Konterchancen. Cunha legte für die Hertha nach.

RB Leipzig - SC Freiburg 1:1 (0:1)

RB Leipzig zeigt nach der Coronapause große Anlaufschwierigkeiten. Die Sachsen kamen zu Hause trotz einer engagierten Vorstellung gegen einen cleveren SC Freiburg nicht über ein 1:1 (0:1) hinaus und ließen im Kampf um die Champions-League-Plätze zwei wichtige Punkte liegen. Die Führung von Manuel Gulde (34.) glich Yussuf Poulsen (77.) aus.

Der SC Freiburg landete mit dem Remis einen weiteren Achtungserfolg, auch wenn die Badener im vierten Anlauf in der Bundesliga bei RB Leipzig sieglos blieben. Nach der langen Pause setzte RB-Coach Julian Nagelsmann wieder auf Stratege Kevin Kampl, der wegen einer Sprunggelenksverletzung seit November gefehlt hatte. Der Slowene rückte überraschend für den vor Corona überragenden Marcel Sabitzer in die Startelf und kurbelte im linken Mittelfeld das Spiel der Hausherren an. In der 30. Minute hatte der 29-Jährige nach Zuspiel von Timo Werner das 1:0 auf dem Fuß, verzog aber.

Die Gäste aus dem Breisgau waren in den ersten 30 Minuten voll und ganz mit der Defensive beschäftigt und hatten bei Chancen von Konrad Laimer und Werner Glück, dass sie nicht frühzeitig in Rückstand gerieten. Wie aus heiterem Himmel fiel die Führung für den Sport-Club. Nach einem Eckball von Vincenzo Grifo verlängerte Gulde den Ball mit der Wade ins Netz.

Leipzig wirkte zunächst irritiert und erlaubte sich vor allem in der Defensive ohne den gesperrten Dayot Upamecano Fehler. Wieder leitete eine Ecke eine brisante Situation ein. Freiburgs Christian Günter kam auf der linken Seite zum frei zum Schuss, doch der Ball flog knapp am Tor vorbei.

Still war es im Stadion trotz des Fehlens der Zuschauer nicht. Die Spieler schrien sich permanent an, von der Seitenlinie gaben die Trainer lautstarke Kommandos. Die Reservespieler saßen in einer Extra-Zone neben den Ersatzbänken und verfolgten die Partie aus der prallen Sonne.

Nagelsmann reagierte und brachte zur zweiten Halbzeit in Ademola Lookman einen weiteren Offensivspieler für Abwehrmann Nordi Mukiele. Doch Freiburg ließ sich nicht einschüchtern und lauerte weiter auf Konter. Der brandgefährliche Grifo tankte sich erneut über die linke Seite in den Strafraum durch und verzog nur knapp (52.). Leipzig erhöhte mehr und mehr den Druck und kam nach einer Stunde im Minutentakt zu Chancen. Werner, Kampl und Yussuf Poulsen zielten aber entweder zu ungenau oder fanden ihren Meister im starken Freiburger Schlussmann Alexander Schwolow. Das mögliche Freiburger Siegtor wurde am Ende nicht gegeben.

Fortuna Düsseldorf - SC Paderborn 0:0

Stillstand im Keller: Schlusslicht SC Paderborn hat beim Restart den dringend benötigten Befreiungsschlag verfehlt. Die Ostwestfalen kamen im atmosphärisch wie spielerisch gespenstischen Abstiegsduell bei Fortuna Düsseldorf nicht über ein 0:0 hinaus - der Rückstand auf die auf dem Relegationsplatz liegenden Rheinländer beträgt damit unverändert sechs Zähler.

Auch die Fortuna von Trainer Uwe Rösler bringt der Punktgewinn nach der rund zweimonatigen Corona-Pause kaum weiter. Noch am 26. Spieltag könnte die jetzt schon drei Punkte große Lücke auf das rettende Ufer weiter anwachsen, sollte der FSV Mainz 05 am Sonntag (15.30 Uhr/Sky und im Liveticker bei ntv.de) beim 1. FC Köln punkten.

Das Geisterspiel machte die Trainer erfinderisch. Sowohl Steffen Baumgart als auch Rösler hatten im Vorfeld in den eigenen Arenen versucht, eine Partie ohne Zuschauer möglichst realitätsnah zu simulieren. Im "richtigen" Spiel erwischten die Kontrahenten ohne das übliche Einlaufen auf das Feld dann einen Frühstart. Zwei Minuten standen die Mannschaften schon bereit, ehe Schiedsrichter Frank Willenborg (Osnabrück) die Partie anpfiff. Diese begann zäh. Beide Mannschaften waren auf Sicherheit bedacht. Düsseldorf, das ohne Toptorschütze Rouwen Hennings in der Startelf angetreten war, verzeichnete aber nach guten Hereingaben die ersten Chancen. Erst blockten die Gäste einen Abschluss von Matthias Zimmermann im letzten Moment (14.), dann traf Valon Berisha nach einer abgefälschten Direktabnahme im Sechzehner nur den linken Pfosten (17.).

Mehr Schwung brachte das nicht. Während die Gäste minimal stärker wurden, verlor Röslers Team gerade im Mittelfeld viele Zweikämpfe. Baumgarts Paderborner profitierte davon aber nicht. Kai Pröger (37.) sorgte mit einem schlecht platzierten Freistoß für die einzige Gäste-Möglichkeit in der ersten Hälfte, Düsseldorfs Keeper Florian Kastenmeier parierte. Kurz zuvor war ein Kopfball von F95-Kapitän Kaan Ayhan knapp am Tor vorbei geflogen (32.). Insgesamt spiegelte das spielerische Niveau die Platzierungen beider Teams in der Tabelle. Die unzufriedenen Anweisungen der Trainer Baumgart und Rösler - beide ohne Mundschutz am Spielfeldrand - waren klar zu vernehmen. In der Pause reagierte nur Baumgart und brachte den Ex-Fortunen Marlon Ritter für Klaus Gjasula. Doch es blieb ein Gruselkick. Paderborn, das in der Hinrunde noch mit erfrischendem Offensivfußball geglänzt hatte, blieb auch nach Wiederanpfiff zunächst sehr ungefährlich. Zugleich tat sich auch die Fortuna trotz mehr Spielanteilen schwer, in die Nähe des Gäste-Tores zu kommen.

Ein Lattenkopfball von Berisha aus der 66. Minute kam daher umso überraschender. SCP-Schlussmann Leopold Zingerle hatte in der Szene Glück, dass der Ball nicht von seinem Rücken über die Linie titschte. Auch bei einem Pfostentreffer von Markus Suttner (81.) half Zingerle der Dusel, auf der Gegenseite vergab Christopher Antwi-Adjei (87.) Paderborns beste

FC Augsburg - VfL Wolfsburg 1:2 (0:1)

Für Heiko Herrlich ist der Einstand als Trainer des FC Augsburg überhaupt nicht nach Maß verlaufen: Wegen eines Verstoßes gegen die Corona-Regeln verfolgte der 48-Jährige die Partie gegen den VfL Wolfsburg von der Tribüne und musste von dort ein bitteres, aber verdientes 1:2 (0:1) seiner neuen Mannschaft miterleben.

Renato Steffen traf zunächst für die Wölfe in der 43. Minute. In der 54. Minute glich der FCA durch ein Eigentor von Anthony Brooks zwar aus, doch in der Nachspielzeit sorgte Daniel Ginczek (90.+1) für den Augsburger K.o. Der FCA verpasste durch die achte Niederlage aus den letzten zehn Spielen das dringend benötigte Erfolgserlebnis. Für die Schwaben könnte es im Abstiegskampf noch einmal eng werden. Der VfL darf dagegen nach dem siebten Spiel ohne Niederlage weiter von Europa träumen.

Herrlich hatte in der Quarantäne vor dem Spiel gegen die Vorgaben verstoßen und freiwillig auf sein Debüt als FCA-Coach verzichtet. Der 48-Jährige hatte das Amt kurz vor der Corona-Pause im März von Martin Schmidt übernommen. An der Seitenlinie wurde er am Samstag von seinem Assistenten Tobias Zellner vertreten. Der FCA, der auf den angeschlagenen Torjäger Alfred Finnbogason verzichten musste, tat sich von Beginn an mit den ungewohnten Bedingungen schwer. Der VfL wirkte spielerischer reifer und bestimmte in der ersten Hälfte das Geschehen. Für Gefahr konnten die Wölfe aber erst einmal kaum sorgen.

Erst in der 25. Minute sorgte Paulo Otavio mit einem Schuss für etwas Aufregung. Andreas Luthe, der im FCA-Tor den Vorzug vor Tomas Koubek erhalten hatte, musste nicht eingreifen. Keine Chance hatte Luthe dann kurz vor der Pause beim Kopfball von Steffen nach präziser Flanke von Otavio. Auf der anderen Seite gab es für die einfallslosen Augsburger in Halbzeit eins nur eine Gelegenheit, Ruben Vargas scheiterte an Koen Casteels (16.). Nach der Pause agierte der FCA sofort mutiger. Erst parierte Casteels einen strammen Schuss von Richter (49.), ehe der Ausgleich nach Freistoß von Philipp Max und unter Mithilfe von Brooks gelang. In der 64. Minute jubelten die Augsburger schon über dei Führung durch Felix Uduokhai, doch Schiedsrichter Felix Brych nahm den Treffer nach Videoansicht wegen Abseits zurück. Glück hatte der FCA kurz darauf, als Admir Mehmedi nur den Pfosten traf.

Quelle: ntv.de, dbe/sid/dpa

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