"Revolutionäre Kamera" Huawei P30 Pro soll Konkurrenz ausknipsen
26.03.2019, 14:33 Uhr
In diesen Farben kommt das Huawei P30 Pro in Deutschland auf den Markt.
(Foto: kwe)
Huawei lässt in Paris sein neues Flaggschiff P30 Pro vom Stapel laufen. Die Chinesen haben sich bei ihm voll auf die Kamera konzentriert, die - mit einem "revolutionären" Sensor ausgestattet - die Konkurrenz das Fürchten lehren soll.
Seit es in Zusammenarbeit mit Leica vor drei Jahren das P9 mit Dual-Kamera vorstellte, hat Huawei die Smartphone-Fotografie kontinuierlich weiterentwickelt und sich an die Spitze der Branche gesetzt. Das vor einem Jahr veröffentlichte P20 Pro liegt zusammen mit dem Mate 20 Pro in der Rangliste von DxOMark nach wie vor vorne. Auch das neue Samsung Galaxy S10+ konnte zu dem Triple-Kamera-Duo nur aufschließen, es aber nicht überholen. Jetzt hat Huawei in Paris das P30 Pro vorgestellt, das mit seiner Ausstattung "in diesem Jahr Industriestandards verändern" soll.
Lichtstark und mit optischem Fünffach-Zoom
Offiziell nennen die Chinesen ihr neues Flaggschiff ein Smartphone mit Quad-Kamera. Man könnte aber auch sagen, es handelt sich um eine Triple-Kamera mit Zusatz-Sensor. Wie dem auch sei, was da bei dem Gerät hinten aus der gläsernen Rückseite herausragt, kann sich sehen lassen. Die Hauptkamera mit Blende F/1.6 macht Fotos mit 40 Megapixeln (MP). Um die Lichtempfindlichkeit zu erhöhen und Rauschen zu vermeiden, werden im Normalfall vier Pixel zu einem großen Pixel zusammengefasst. Und im Gegensatz zum Vorgänger hat beim P30 Pro auch die Hauptkamera einen optischen Bildstabilisator.
Bei der ebenfalls stabilisierten Tele-Kamera hat Huawei nochmal eine Schippe draufgelegt, sie bietet jetzt eine fünffache optische Vergrößerung. Damit sie in das schlanke Smartphone passt, wird das Licht durch ein Prisma um 90 Grad zur Seite auf fünf Linsen umgelenkt.
Das Zoom ist mit Blende F/3.4 eher fürs Tageslicht geeignet und liefert Aufnahmen mit 8 MP. In Kombination mit den anderen Kameras soll auch noch eine zehnfache Vergrößerung fast ohne Detailverlust klappen, erst bei 50-facher Vergrößerung ist überhaupt Schluss mit Zoomen. Schließlich hat das P30 Pro wie das Mate 20 Pro ein Ultraweitwinkel-Objektiv mit Blende F/2.2, das 20-MP-Fotos macht und Makro-Aufnahmen aus 2,5 Zentimetern Entfernung erlaubt.
TOF-Sensor für natürliches Bokeh und 3D-Scans
Was Huawei als vierte Kamera verkauft, ist eigentlich ein Time-of-flight (TOF)-Sensor unter dem LED-Blitz. Er misst die Zeit, die ein ausgesandter Lichtstrahl benötigt, um reflektiert zu werden und liefert so detaillierte Tiefeninformationen. Mit ihnen werden natürlich wirkende Bokeh-Effekte erzeugt, bei denen Objekte, die weiter entfernt sind, eine andere Unschärfe haben als nahegelegene. Außerdem sollen bei Porträts Übergänge an Haaren schöner sein. Der TOF-Sensor soll nach einem Update auch ermöglichen, dass man mit dem P30 Pro 3D-Objekte in Echtzeit ausmessen kann.
Natürlich hilft auch beim P30 Pro der durch maschinelles Lernen trainierte neuronale Prozessor der Kamera. Der Nachtmodus soll damit noch besser als beim Vorgänger arbeiten und bei HDR-Aufnahmen werden Lichtverhältnisse in verschiedenen Bildbereichen angepasst.
Schließlich hat Huawei auch die Video-Funktionen aufgebohrt. Unter anderem gibt es einen Dual-Modus, bei dem auf einem geteilten Bildschirm Ultraweit- und Zoom-Kamera unterschiedliche Aufnahmen liefern. Außerdem sollen auch Bewegtbilder bei wenig Licht noch gut aussehen und werden optisch stabilisiert.
Aus Grün wird Gelb
Das ist alles schon beeindruckend, "revolutionär" wird die Kamera aber erst durch einen völlig neu entwickelten Sensor. Bei ihm erzeugt kein herkömmlicher Bayer-Filter mit roten, grünen und blauen Bereichen über einem Schwarz-Weiß-Sensor Farben. Huawei hat bei seinem Sensor die grünen Filter durch gelbe ersetzt, die lichtdurchlässiger sind.
Auf diese Weise konnten die Chinesen die theoretische Lichtempfindlichkeit auf ISO 409600 steigern. Was man in der Praxis damit machen kann, demonstrierte Huawei in Dunkelkammern, in denen man Gemälde bei fast kompletter Dunkelheit noch fotografieren konnte. Die Bilder sind zwar nicht besonders ansehnlich, man erkennt aber noch fast alle Details.
Was man mit dem Sensor in der Realität anfangen kann, muss sich noch zeigen. Bei ersten Testaufnahmen überzeugten vor allem eine hohe Farbtreue und ein natürliches Bokeh. Für Makros und Zoom-Aufnahmen waren die Gegebenheiten vor Ort weniger geeignet.
Fetter Akku, integrierter Fingerabdrucksensor
Die weiteren Eigenschaften des Huawei P30 Pro sind zwar nicht so spektakulär, aber trotzdem beachtlich. Das OLED-Display misst 6,47 Zoll und hat nur eine kleine tropfenförmige Aussparung für die Frontkamera (32 MP, F/2.0). Die Auflösung ist nur FHD+, aber die QHD-Konkurrenz ist im Normalbetrieb auf den gleichen Wert heruntergeregelt und das Display verbraucht weniger Strom. Da das Gerät auch noch einen 4200 Milliamperestunden (mAh) fassenden Akku hat, dürfte es ein Dauerläufer sein. Für den Antrieb ist wie beim Mate 20 Pro der hauseigene Prozessor Kirin 980 zuständig, dem satte 8 Gigabyte (GB) Arbeitsspeicher zur Seite stehen.
Eine 3D-Gesichtserkennung gibt es beim P30 Pro nicht, sondern einen ins Display integrierten Fingerabdrucksensor. Er arbeitet zwar wie beim Mate 20 Pro optisch, aber deutlich schneller und genauer, wie ein kurzer Test vor Ort zeigte.
Standard-Modell deutlich günstiger
So viel technische Raffinesse hat ihren Preis, das Huawei P30 Pro kostet mit 128 GB Speicher rund 1000 Euro, mit 256 GB 1100 Euro. Der interne Speicher kann durch Nano-Memory-Karten erweitert werden, wenn keine zweite SIM-Karte benötigt wird. Die Geräte sollen ab April erhältlich sein.
Für preisbewusstere Nutzer bietet Huawei das einfache P30 mit 128 GB Speicher für knapp 750 Euro an. Sein Display ist mit 6,1 Zoll kleiner und an den Seiten nicht wie beim Pro leicht gebogen. Das einfache P30 ist nur nach IP53 zertifiziert, während das Pro nach IP68 vor Staub und Wasser geschützt ist. Der Arbeitsspeicher des günstigeren Modells ist auf 6 GB beschränkt und der Akku fasst nur 3650 mAh. Außerdem hat die Kamera nur ein 3-fach-Zoom, die Haupt-Knipse ist nicht optisch stabilisiert, besitzt eine kleinere Blende (F/1.8), es fehlt der TOF-Sensor und Bilder im Ultraweitwinkel-Modus haben lediglich 16 Megapixel.
Quelle: ntv.de