Wissen

Therapie nach Herzinfarkt Betablocker sind laut Studie unnütz und für Frauen sogar schädlich

00:00
Diese Audioversion wurde künstlich generiert. Mehr Infos
Sie gelten als Standard-Behandlung nach einem Herzinfarkt: Betablocker.

Sie gelten als Standard-Behandlung nach einem Herzinfarkt: Betablocker.

(Foto: picture alliance / M.i.S.-Sportpressefoto)

Millionen Herzinfarkt-Patienten bekamen sie über Jahrzehnte - vielleicht völlig umsonst: Eine neue Studie zeigt, dass Betablocker oft keinen Nutzen haben und für Frauen sogar riskant sein können.

Seit über 40 Jahren gehören Betablocker zur Standardtherapie nach einem Herzinfarkt. Doch eine internationale Studie zeigt nun: Für viele Patienten bringen die Medikamente keinen erkennbaren Vorteil - und für Frauen könnten sie sogar schädlich sein. Die Ergebnisse der sogenannten REBOOT-Studie, die im Fachjournal "New England Journal of Medicine" veröffentlicht wurde, könnten die Behandlungspraxis weltweit verändern.

Das Forschungsteam um den Kardiologen Valentin Fuster untersuchte mehr als 8500 Patientinnen und Patienten in Spanien und Italien, die einen unkomplizierten Herzinfarkt mit erhaltener Herzfunktion erlitten hatten. Die Hälfte erhielt Betablocker, die andere Hälfte nicht. Nach fast vier Jahren zeigte sich: Es gab keinen Unterschied - weder bei der Sterblichkeit noch bei erneuten Herzinfarkten oder Krankenhausaufenthalten wegen Herzschwäche.

Alarmierend ist allerdings, dass eine begleitende Teilstudie ergab, dass die Betablocker-Therapie Frauen sogar schadet. Die Forschenden konnten demnach ein erhöhtes Risiko für Herzschwäche und erneuten Infarkt bei Frauen nachweisen. Sie hatten außerdem ein erhöhtes Sterberisiko. Bei Männern trat dieser Effekt hingegen nicht auf. "Das ist ein Befund, der die Leitlinien grundlegend verändern wird", sagt Studienleiter Borja Ibáñez vom spanischen Centro Nacional de Investigaciones Cardiovasculares.

"Nutzen scheint zu schwinden"

Betablocker galten bislang als unverzichtbar, um Herzrhythmusstörungen und Komplikationen nach einem Infarkt zu verhindern. Doch moderne Therapien - von schneller Gefäßöffnung bis hin zu wirksamen Kombinationstabletten - haben die Risiken deutlich reduziert. "In diesem neuen Kontext scheint der Nutzen der Betablocker zu verschwinden", so Ibáñez.

Die REBOOT-Studie ist nach Angaben der Autoren die bislang größte Untersuchung zu diesem Thema und dürfte direkte Folgen für die Behandlungspraxis haben: Millionen Herzinfarktpatienten könnten künftig auf Betablocker verzichten - und damit auch auf deren Nebenwirkungen. Dazu zählen Müdigkeit, Abgeschlagenheit und eine verlangsamte Herzfrequenz. Manche Patienten berichten außerdem über Schwindel, kalte Hände und Füße oder sexuelle Funktionsstörungen. In seltenen Fällen können Betablocker auch Atemprobleme oder depressive Verstimmungen auslösen.

Quelle: ntv.de, hny

Newsletter
Ich möchte gerne Nachrichten und redaktionelle Artikel von der n-tv Nachrichtenfernsehen GmbH per E-Mail erhalten.
Nicht mehr anzeigen