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Cholesterol aus Pflanzen Covid-19-Impfstoffe könnten vegan werden

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Die mRNA-Impfstoff sind ein echtes Novum.

(Foto: imago images/Beautiful Sports)

Ob Covid-19-Impfstoffe vegan sind oder nicht, liegt im Auge des Betrachters. Für eine Reihe von vegan lebenden Menschen wird die Impfentscheidung aber zur echten Gewissensfrage. Doch es gibt bereits einen Ansatz, der das klären könnte.

In Großbritannien wurde unter dem Motto "Jabs for Jobs" ab Oktober die Impfpflicht für einige Bereiche eingeführt. Beschäftigte im Gesundheitswesen und in der Pflege müssen bis spätestens Mitte September 2021 vollständig geimpft sein. Doch für rund eine halbe Million Menschen gibt es eine Ausnahmeregelung. Sie müssen sich nicht impfen lassen, auch wenn es der Arbeitgeber verlangen würde. Diese Ausnahmeregelung geht auf einen Gerichtsbeschluss von 2020 zurück, in dem Veganismus als philosophische Überzeugung bestätigt wurde. Damit wird diese Lebensweise in Großbritannien anerkannt und rechtlich geschützt. Die Covid-19-Impfungen sind streng genommen nicht vegan. Einerseits wegen der darin enthaltenen Stoffe, die aus tierischen Quellen gewonnen werden. Andererseits wegen der Tierversuche, die für Zulassungen von Impfungen obligatorisch sind.

Doch nun könnte sich zumindest in Bezug auf die Inhaltsstoffe etwas ändern. Forscher vom Institut für Chemie der Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg und des Unternehmens Corden Pharma haben sich zusammengeschlossen, um die in Europa am häufigsten angewendeten mRNA-Impfstoffe einerseits vegan zu machen und den weltweiten Bedarf andererseits besser decken zu können. Den Forschern ist es eigenen Angaben zufolge gelungen, ein hocheffektives Verfahren aus pflanzlichen Rohstoffen zu entwickeln, mit dem pharmazeutisches Cholesterol hergestellt werden kann, schrieb die Universität in einer Mitteilung.

Pharmazeutisches Cholesterol wird als wesentlicher Bestandteil im "Lipid-Cocktail" verwendet, der für die Verabreichung der fertigen Impfstoffe notwendig ist. Lipide sind größtenteils wasserunlösliche Naturstoffe, die gemeinsam mit dem mRNA-Fragment sogenannte Lipid-Nano-Partikel (LNP) bilden. Diese helfen, den Impfstoff letztendlich in die Zellen zu schleusen. "Das von uns nun synthetisch erzeugte Cholesterol ist dabei äußerst relevant, da es die Lipid-Nano-Partikel stabilisiert und die Freisetzung des Impfstoffs in das Cytosol der Zelle ermöglicht", erläutert Professor Dieter Schinzer vom Institut für Chemie der Fakultät für Verfahrens- und Systemtechnik der Universität Magdeburg.

Verunreinigungsrisiko sinkt

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Bisher wird pharmazeutisches Cholesterol für industriell hergestellte Impfstoffe aus Rohwolle von Schafen oder aus tierischem Gewebe gewonnen. Allerdings gibt es dabei immer auch das Risiko der ungewollten Übertragung von Erkrankungen durch Verunreinigungen, wie zum Beispiel von BSE. Die Tierseuche, die umgangssprachlich auch als Rinderwahn bezeichnete wurde, breitete sich in den 1990er-Jahren weltweit stark aus. Es wird vermutet, dass der Verzehr von BSE-Fleisch beim Menschen zur tödlichen Creutzfeld-Jakob-Krankheit führt.

"Bei der Produktion von Cholesterol aus pflanzlichen Rohstoffen können solche Verunreinigungen und Kontaminationen nicht auftreten", fasst Schinzer diesbezüglich zusammen. Das durch diesen neuen Prozess gewonnene Cholesterol wurde bereits mit dem Markennamen "BotaniChol®" registriert und zum Patent angemeldet. Setzt sich die Anwendung des pflanzlichen Cholesterols in Impfstoffen durch, wären zwar die Inhaltsstoffe vegan, das Problem der Tierversuche jedoch noch immer nicht gelöst.

Quelle: ntv.de, jaz

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