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Grüner Knollenblätterpilz Das ist der tödlichste Pilz der Welt - und so erkennt man ihn

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Der Grüne Knollenblätterpilz ist für 90 Prozent der tödlichen Pilzvergiftungen verantwortlich.

Der Grüne Knollenblätterpilz ist für 90 Prozent der tödlichen Pilzvergiftungen verantwortlich.

(Foto: picture alliance / Zoonar)

Er wächst in deutschen Wäldern und sieht harmlos aus: der Grüne Knollenblätterpilz. Unerfahrene Pilzsammler können ihn leicht mit beliebten Speisepilzsorten verwechseln - mit fatalen Folgen. Denn eine Vergiftung endet häufig im Tod.

Er wirkt unscheinbar, fast harmlos und sieht dem leckeren Wiesen-Champignon zum Verwechseln ähnlich: der Grüne Knollenblätterpilz (Amanita phalloides). Dabei ist er der gefährlichste Pilz der Welt. Zuletzt war er Mittelpunkt eines international aufsehenerregenden Mordprozesses. Eine Australierin hatte ihren vier Gästen absichtlich ein mit dem Knollenpilz vergiftetes Beef Wellington serviert. Drei von ihnen starben kurze Zeit später. Nur ein Gast überlebte - und das auch nur knapp. Der Fall zeigt, wie toxisch der Pilz ist, nicht umsonst wird er im Englischen auch Death Cap (Todeskappe) genannt.

Obwohl sich der Vorfall in Australien ereignete, ist der Grüne Knollenblätterpilz kein exotischer Pilz - im Gegenteil. Auch in Deutschland ist er weit verbreitet. Er wächst in Laub- und Mischwäldern, bevorzugt unter Eichen, Buchen und Kastanien. Saison ist von Juli bis Oktober. Er ähnelt essbaren Arten wie Champignons oder Täublingen und landet so manchmal in der Pfanne von ahnungslosen Sammlern - mit fatalen Folgen.

Der Deutschen Leberstiftung zufolge ist der Grüne Knollenblätterpilz für rund 90 Prozent der Todesfälle durch Pilzvergiftungen verantwortlich. Bereits ein einziger Pilz kann für einen Erwachsenen tödlich sein. Sein Giftcocktail - allen voran das hochwirksame Amatoxin - greift Leber und Nieren an. Erste Beschwerden wie Übelkeit, Erbrechen und Durchfall treten oft erst viele Stunden nach dem Verzehr auf - wenn die lebensgefährliche Schädigung der Organe längst begonnen hat. Im schlimmsten Fall versagen lebenswichtige Funktionen der Leber, nur eine Lebertransplantation kann dann noch Leben retten.

So erkennt man den Grünen Knollenblätterpilz

Laut der Deutschen Gesellschaft für Mykologie ist der Pilz grünlich gefärbt, wobei die Farbe zum Rand hin ausbleichen kann. Der Hut des Pilzes ist anfangs halbkugelig, wird aber mit der Zeit flach und kann einen Durchmesser von bis zu zwölf Zentimetern erreichen. Der Stiel ist bis zu zehn Zentimeter lang und etwa zwei Zentimeter dick. Besonders charakteristisch ist die Knolle an der Stielbasis, die von einer weißen Hülle, der sogenannten Volva, umgeben ist. Diese Knolle ist das wichtigste Erkennungszeichen - weshalb Pilze immer vollständig aus dem Boden gedreht und nicht abgeschnitten werden sollten.

Ein weiteres auffälliges Merkmal ist der Geruch. Er erinnert an Kunsthonig oder eine süße Invertzuckercreme. Und selbst beim Geschmack würde man keinen Giftpilz vermuten. Überlebende berichten, dass der Knollenblätterpilz sogar angenehm mild und nussig schmeckt.

Besonders tückisch: Junge Exemplare des Grünen Knollenblätterpilzes ähneln sehr den Wiesen-Champignons, die gern gesammelt und gegessen werden. Doch während Champignons stets dunkle Lamellen haben, bleiben die Lamellen des Knollenblätterpilzes weiß. Auch mit Täublingen kann er verwechselt werden, die ähnliche Farben zeigen, jedoch ein brüchiges Fleisch ohne Ring und Knolle besitzen. Unerfahrene Sammler übersehen oft diese feinen Unterschiede.

So kam es in der Vergangenheit zu mehreren Massenvergiftungen. Am 8. September 1918 erlitten 33 Jungen auf einem Landverschickungsaufenthalt bei Posen eine Vergiftung mit selbstgesammelten Pilzen, nur zwei der Kinder überlebten. Dieser Fall erregte so viel Aufmerksamkeit, dass sogar der Kaiser den Hinterbliebenen sein Beileid aussprach. Im Jahr 1946 kam es in Berlin zu einer Massenvergiftung mit dem Grünen Knollenblätterpilz, bei der 50 Menschen starben.

Was tun im Notfall?

Schon bei den ersten Anzeichen einer Vergiftung ist schnelle medizinische Hilfe gefragt: Dann sollte man sofort den Notarzt rufen oder ein Giftinformationszentrum kontaktieren. Das Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit stellt auf seiner Webseite eine mit den entsprechenden Giftnotrufen bereit.

Wichtig ist, keine eigenen Behandlungsversuche oder Hausmittel anzuwenden. Pilzreste und gegebenenfalls Erbrochenes sollte man aufbewahren und dem Arzt oder der Ärztin übergeben. Dies erleichtert die Diagnose und eine Behandlung. Ein allgemein verfügbares Gegenmittel gibt es bislang nicht - obwohl Forschende in China 2023 herausfanden, dass ein häufig verwendeter medizinischer Farbstoff das Potenzial hat, eines zu sein.

Quelle: ntv.de

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