Letzter wohl in zehn Jahren weg Deutsche Gletscher sterben deutlich schneller
29.04.2021, 13:48 Uhr
So sah der nördliche Schneeferner 2012 noch aus.
(Foto: picture alliance / Rolf Wilms)
Es steht schlecht um Deutschlands Gletscher. Aktuell gibt es fünf Stück - allesamt in Bayern. Doch das wird sich wohl in Zukunft ändern: "Die Tage sind gezählt", sagt der bayerische Umweltminister. Damit reihen sie sich in einen globalen Trend ein.
Deutschlands Gletscher verschwinden: Schon in zehn Jahren könnte auch das letzte "ewige" Eis geschmolzen sein. "Die Tage unserer bayerischen Gletscher sind gezählt, und das früher als gedacht", sagte Bayerns Umweltminister Thorsten Glauber bei der Vorstellung des zweiten Bayerischen Gletscherberichts. Bislang waren die Forscher davon ausgegangen, dass sich das Sterben der derzeit noch fünf verbliebenen Gletscher bis 2050 hinziehen könnte.
Das Schmelzen der Gletscher hat überall in den Alpen weit reichende Folgen, etwa für die Trinkwasserversorgung der Bevölkerung. Zudem leben im alpinen Raum etwa 60 Prozent aller Tier- und Pflanzenarten in Deutschland, wie Glauber erläuterte. Viele davon seien durch den Klimawandel gefährdet. Die Erwärmung setzt auch dem Permafrost zu: Ohne dieses "Klebemittel" der hohen Berge nehmen Felsstürze und Murenabgänge zu.
In Deutschland gibt es derzeit noch fünf kleine Gletscher, allesamt in Bayern gelegen: Neben dem südlichen noch den nördlichen Schneeferner auf der Zugspitze und den Höllentalferner südlich von Garmisch-Partenkirchen sowie den Blaueis und den Watzmanngletscher im Berchtesgadener Land. Die Gletscher verlieren seit Jahren kontinuierlich große Wassermengen. Allein der nördliche Schneeferner auf der Zugspitze schmilzt alle 30 Sekunden um fast 250 Liter Wasser ab.
Damit reihen sie sich in einen globalen Trend ein, wie eine am Mittwoch veröffentlichte Studie zeigt: Fast alle Gletscher der Welt schrumpften demnach gegenwärtig, und zwar immer schneller. Die in der Fachzeitschrift "Nature" veröffentliche Untersuchung beruht auf Satelliten-Beobachtungen von 2000 bis 2019 bei etwa 220.000 Gletschern.
Diese verloren demnach in den ersten vier Jahren der Spanne im Schnitt 227 Milliarden Tonnen Eis jährlich. Der Wert stieg in den folgenden Jahren auf 298 Milliarden Tonnen. Einige der besonders betroffenen Gletscher befanden sich in den Alpen, auf Island, in Alaska und Himalaya. Die Ursache des Rückgangs war nicht Gegenstand der Studie. Wissenschaftlern zufolge kann es Jahrzehnte oder Jahrhunderte dauern, bis Gletscher sich erholen, weil sie Schicht für Schicht langsam nachwachsen müssen.
Quelle: ntv.de, ses/dpa/AFP