"Alles andere als beunruhigt" Drosten: Mutation dürfte schon in Deutschland sein
21.12.2020, 08:56 Uhr
Bewahrt aktuell die Ruhe: Christian Drosten.
(Foto: imago images/Reiner Zensen)
Die Entdeckung einer Coronavirus-Mutation, die deutlich ansteckender sein soll als die ursprüngliche Variante, löst große Verunsicherung in Europa aus. Der Berliner Virologe Drosten ist trotz der Nachrichtenlage nicht besorgt. Er wartet auf weitere Erkenntnisse von britischen Forschern.
Der Virologe Christian Drosten geht davon aus, dass die in Großbritannien entdeckte Virus-Mutation bereits in Deutschland angekommen ist. "Aber ich bin jetzt alles andere als beunruhigt, was das angeht", sagte der Forscher von der Berliner Charité im Deutschlandfunk. Er wolle die Lage allerdings auch nicht verharmlosen und sei - wie alle anderen auch - in einer "etwas unklaren Informationslage".
Die Angabe über eine 70-prozentige höhere Ansteckungsrate im Vergleich zur Ursprungsvariante sei ein Schätzwert. Die Datenlage sei noch sehr lückenhaft und wissenschaftlich nicht belastbar. Die britischen Wissenschaftler hätten zudem deutlich gemacht, dass sie mindestens bis Mitte der Woche benötigten, um genaue Aussagen zu treffen. Die zu beantwortende Frage sei, ob die entdeckte Variante wirklich stärker übertragbar sei, sagte Drosten. Er erwarte nicht, dass die veränderte Virus-Art Impfungen weniger effektiv mache.
Drosten zufolge müsste außerdem noch ermittelt werden, ob tatsächlich das mutierte Virus eine neue Ansteckungswelle in Südostengland ausgelöst habe, oder ob die Variante ganz generell im Kontext der Pandemie in diesem Gebiet ans Tageslicht kam - etwa weil sich einzelne Bürger nicht konsequent an die Corona-Maßnahmen gehalten haben.
"Ganz schöner Alarm"
Als Indiz für diese Annahme spreche auch, dass die Mutation bereits im September in Großbritannien entdeckt und auch schon in Australien, in den Niederlanden, Dänemark oder Belgien nachgewiesen worden sei, so Drosten. In letzteren Staaten sei allerdings keine vergleichbare Entwicklung ausgelöst worden, wie nun in England. In den Niederlanden etwa habe es sich offensichtlich nicht groß vermehrt.
Gleichwohl zeigte Drosten Verständnis, dass Politiker nun mit Vorsicht handelten, "zumal da gerade eine äußerst erhitzte Nachrichtenlage kommt aus England. Darauf muss man ja reagieren." Der Berliner Virologe sprach von "einem ganz schönen Alarm" und empfahl, solche Reaktionen gegebenenfalls auch wieder nachzukorrigieren, wenn sich andere Erkenntnisse zeigten.
Quelle: ntv.de, fzö/rts/DJ