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Noch heute ähnliche Methode Forscher entdecken Schädel-OP vor 3500 Jahren

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Der Schädel mit Öffnung, der in Israel gefunden wurde.

(Foto: dpa)

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Ein Wissenschaftler-Team aus den USA untersucht die Überreste eines Mannes, der etwa 1500 Jahre vor Christus lebte. Ein quadratisches Loch im Stirnbein deutet auf eine Operation hin. Eine ähnliche Methode kommt noch heute bei Hirntumoren zum Einsatz.

Menschen wurden einer Studie zufolge im östlichen Mittelmeerraum bereits in der späten Bronzezeit am Schädel operiert. Überreste in der archäologischen Stätte Tel Megiddo in Israel geben Hinweise darauf, dass zu der Zeit in der Region bereits sogenannte Trepanationen, also Schädelöffnungen, vorgenommen wurden, wie ein Forschungsteam im Fachjournal "PLOS ONE" berichtet. Dabei handelt es sich um ein medizinisches Verfahren, bei dem ein Loch in den Schädel geschnitten wird. Noch heute wird mit der Kraniotomie eine ähnliche Methode verwendet, um einen Zugang zum Gehirn zu schaffen, etwa bei Hirntumoren oder erhöhtem Hirndruck.

Bei dem Fund in Israel hatte das Forschungsteam um Rachel Kalisher von der US-amerikanischen Brown University in Providence die Überreste zweier Männer aus der Oberschicht untersucht, die etwa 1500 Jahre vor Christus lebten und sehr wahrscheinlich Brüder waren. Einer der beiden hatte demnach ein rund drei Zentimeter großes, quadratisches Loch im Stirnbein des Schädels. Wahrscheinlich sei das Stück Knochen chirurgisch entfernt worden. Beide Brüder waren den Knochenanalysen nach längere Zeit schwer krank. Einer sei als älterer Teenager oder mit Anfang 20 gestorben, der andere zwischen dem 21. und 46. Lebensjahr. Womöglich seien sie einer Infektionskrankheit wie Tuberkulose oder Lepra erlegen.

Patient überlebte nicht

In dem Grab der beiden Männer wurden Überbleibsel hochwertiger Lebensmittel und feine Keramikgefäße gefunden, wie die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler berichten. Das lasse darauf schließen, dass sie zur Oberschicht gehörten und dass sie trotz ihrer Krankheit nicht ausgegrenzt wurden. "Dies ist eine wichtige Fallstudie für die weitere Untersuchung der Überschneidungen von Status, Krankheit und Behandlung in Gesellschaften im Laufe der Zeit", hieß es dazu.

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Das Forschungsteam nimmt an, dass die Operation eine Intervention bei sich verschlechterndem Gesundheitszustand gewesen sein könnte. Die fehlende Knochenheilung deute allerdings darauf hin, dass der Mann während oder kurz nach der Operation starb. Im Nahen Osten gebe es bisher nur wenige Funde, die auf Trepanationen zu der Zeit schließen lassen, erklärte Kalisher. Unklar sei auch noch, warum einige der Löcher rund seien - was auf die Verwendung einer Art Bohrer hindeute - andere hingegen vier- oder dreieckig. Ebenfalls unbekannt ist demnach, welche Krankheiten auf diese Weise behandelt werden sollten.

Bereits in der Steinzeit wurden Schädel operiert, zum Beispiel vor rund 4900 Jahren beim "Müritz-Ötzi", einem in Mecklenburg-Vorpommern gefundenen Steinzeitmenschen. Er lebte danach sogar noch mehrere Wochen.

Quelle: ntv.de, chl/dpa

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