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"Möglicherweise ein Wendepunkt" Forscher vermuten Wasserstoff-Hotspots in Gebirgen

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Unter Gebirgszügen wie den Pyrenäen könnten Reservoirs von natürlichem Wasserstoff im Untergrund schlummern, vermuten die Forschenden.

Unter Gebirgszügen wie den Pyrenäen könnten Reservoirs von natürlichem Wasserstoff im Untergrund schlummern, vermuten die Forschenden.

(Foto: picture alliance / Peter Schickert)

Wasserstoff ist ein wichtiger Treiber für die Energiewende - doch eine klimafreundliche Produktion ist kostspielig. Die mögliche Lösung: natürlicher Wasserstoff, der in der Erdkruste vorkommt. Wo dieser in großen Mengen zu finden sein könnte, zeigt eine neue Studie.

Es ist die Hoffnung für eine klimafreundlichere Zukunft: Wasserstoffgas hat ein großes Potenzial, die derzeitigen fossilen Brennstoffe zu ersetzen und gleichzeitig die damit verbundenen Emissionen von CO2 und anderen Schadstoffen zu vermeiden. Problematisch ist bislang aber dessen Herstellung: denn klimafreundlicher grüner Wasserstoff benötigt viel Energie aus Wind- und Sonnenkraft. Die Lösung könnte in der Natur zu finden sein. Denn Wasserstoff entsteht in verschiedenen geologischen Prozessen auf natürliche Weise - man spricht dann von weißem Wasserstoff. Forschende grenzen nun die Regionen ein, wo man fündig werden könnte.

Mithilfe plattentektonischer Modellierung fand ein Forschungsteam unter der Leitung von Frank Zwaan am GFZ Helmholtz-Zentrum für Geowissenschaften heraus, dass Gebirgszüge, in denen sich ursprünglich tiefes Mantelgestein nahe der Oberfläche befindet, potenzielle natürliche Wasserstoff-Hotspots darstellen. Solche Gebirgszüge sind möglicherweise nicht nur ideale geologische Umgebungen für eine großflächige natürliche Wasserstoff-Entstehung, sondern auch für die Bildung großflächiger Ansammlungen, die für die Wasserstoff-Produktion erbohrt werden können.

Die Ergebnisse, die in der Fachzeitschrift "Science Advances" veröffentlicht wurden, geben dem Forschungsteam zufolge Anlass, in Gebirgsregionen verstärkt nach natürlichem Wasserstoff zu suchen. Es liefen bereits verschiedene Erkundungen etwa in den Pyrenäen, den Alpen und dem Balkan, wo die Forschenden früher schon Hinweise auf eine stetige natürliche Wasserstofferzeugung gefunden hatten.

Nutzbarkeit in Mali nachgewiesen

"Diese neue Forschungsarbeit erweitert unser Verständnis von geeigneten Umgebungen für die natürliche Wasserstofferzeugung", sagt Sascha Brune vom GFZ. "Angesichts der wirtschaftlichen Möglichkeiten, die mit natürlichem Wasserstoff verbunden sind, ist es jetzt wichtig, die Migrationswege von Wasserstoff und tiefe, Wasserstoff verbrauchende mikrobielle Ökosysteme zu untersuchen, um besser zu verstehen, wo sich tatsächlich potenzielle Reservoirs bilden können."

Natürlicher Wasserstoff kann auf verschiedene Weisen entstehen, zum Beispiel durch die bakterielle Umwandlung von organischem Material oder die Umwandlung von Wasser infolge des Zerfalls radioaktiver Elemente in der kontinentalen Erdkruste. Infolgedessen wird das Vorkommen von natürlichem Wasserstoff an vielen Orten weltweit gemeldet.

Die generelle Nutzbarkeit von natürlichem Wasserstoff als Energiequelle wurde bereits in Mali nachgewiesen, wo begrenzte Mengen aus eisenhaltigen Sedimentschichten durch Bohrungen in den Untergrund gewonnen werden. Forscher Zwaan zeigt sich nach den neuesten Forschungsergebnissen zuversichtlich: "Insgesamt befinden wir uns möglicherweise an einem Wendepunkt für die Suche von natürlichem Wasserstoff. Wir könnten die Geburt einer Industrie des natürlichen Wasserstoffs miterleben."

Quelle: ntv.de, hny

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